Nach all den eher etwas düsteren Geschichten wird es wieder einmal Zeit für etwas Heiteres, am besten noch mit Herz. Der Trailer zu Plötzlich Familie hat mir damals ganz gut gefallen, und als ich ihn nun auf Amazon Prime wiederentdeckt habe, wollte ich ihn mir endlich ansehen.
Plötzlich Familie
Pete (Mark Wahlberg) und Ellie (Rose Byrne) sind glücklich verheiratet und renovieren mit ihrer Firma Häuser, die sie dann gewinnbringend weiterverkaufen. Weil sie immer viel gearbeitet haben, blieb keine Zeit, eine Familie zu gründen, und nun fürchten sie, zu alt dafür zu sein. Als die Idee aufkommt, drei Kinder zuerst in Pflege zu nehmen und später zu adoptieren, ahnen sie nicht, dass dies das Abenteuer ihres Lebens sein wird …
Ja, der Film ist vorhersehbar. Das kann sich jeder Zuschauer denken, der den Trailer gesehen hat, in dem ein hilfloses Paar plötzlich drei Kinder großziehen soll und dabei mit Teenagertrotz, jungenhafter Schusseligkeit und kleinmädchenhaften Kreischattacken konfrontiert wird, nach allerlei Krisen und Rückschlägen jedoch ins sichere Happy End steuert.
Die Story funktioniert nach Hollywoods Schema F und bedient gleich mehrere Klischees und konservative Themenfelder: Familie ist das wichtigste überhaupt. Und Minderheiten, in diesem Fall Latinos, haben häufig Drogenprobleme und müssen gerettet werden. Interessanterweise gibt es eine Nebenfigur, die unbedingt einen sportlich begabten Farbigen adoptieren und zu einem Athleten machen will und die von den Autoren (und im Film von Ellie und Pete) durch den Kakao gezogen wird, weil sie Blindsight imitieren will. Das ist nur solange lustig, wie man als Zuschauer nicht über die unterschwellige Aussage nachdenkt, die die ethnische Aufstellung der Hauptfiguren vermittelt. Vermutlich war auch den Autoren, Regisseur Sean Anders, auf dessen Lebensgeschichte die Idee beruht, und John Morris, das Problem bewusst, sonst hätten sie nicht ein paar Farbige und sogar Schwule unter die adoptionswilligen Paare geschmuggelt. Mutiger wäre es allerdings gewesen, ein Paar aus einer ethnischen Minderheit hätte weiße Kinder adoptiert. So weit ist Hollywood aber noch nicht.
Ich will den Machern jedoch keine bewusste Unsensibilität vorwerfen, denn im Großen und Ganzen haben sie vieles richtig gemacht. Bisweilen schlagen sie sogar übers Ziel hinaus, wenn sie zu oft und zu sehr die Wichtigkeit von Pflegeeltern betonen oder erklären, wie schlecht es um viele Kinder bestellt ist. Letzten Endes ist Plötzlich Familie eben doch eine klassische Familienkomödie, wie man sie kennt.
Für eine gute Komödie fehlen allerdings die großen Lacher, die turbulenten Szenen, die grotesken Einfälle. Die besten Szenen sind bereits alle im Trailer enthalten, und der Rest ist eher mäßig amüsant. Vor allem in der zweiten Hälfte wird die Komödie dann noch weiter zurückgedrängt, wenn die Familie auf einmal in Gefahr gerät, wieder auseinandergerissen zu werden.
Alles in allem ist Plötzlich Familie ein unterhaltsamer, stellenweise lustiger Film mit sympathischen Darstellern und putzigen Kindern. Man sollte nur nicht mehr erwarten.
Note: 3