Das Gute an The Outsider ist, dass es sich hierbei um eine Miniserie handelt, die in sich abgeschlossen ist und keinerlei Fortsetzung bedarf, auf die man mindestens ein Jahr lang warten muss. Was die Verantwortlichen allerdings nicht davon abhalten würde, sich im Erfolgsfall eine solche anzudenken. Vielleicht arbeiten sie ja auch bereits daran? Denn die Serie selbst ist ziemlich gelungen.
Ein grausames Verbrechen erschüttert eine amerikanische Kleinstadt. Ein Junge wird tot aufgefunden, die Leiche brutal entstellt und mit Bisspuren versehen, die an Kannibalismus denken lassen. Der Mörder ist dank Zeugenaussagen schnell ermittelt: Ausgerechnet der beliebte Lehrer und Baseballtrainer Terry Maitland (Jason Bateman) soll der Täter sein. Sheriff Anderson (Ben Mendelsohn) lässt ihn umgehend verhaften.
Doch dann stellt sich heraus, dass Terry zum Zeitpunkt des Mordes gar nicht in der Stadt, sondern auf einer Tagung war. Und auch hier gibt es etliche Zeugen sowie Videobeweise. Doch wie kann Terry an zwei Orten gleichzeitig sein? Und wie gelangen seine Fingerabdrücke und DNS-Spuren an die Leiche, wenn er nicht der Täter ist?
Man sollte möglichst wenig über die Ereignisse wissen, weshalb ich hier nur verrate, was man ohnehin in den Kurzbeschreibungen lesen und im Pilot sehen kann. Die Vorlage der Geschichte stammt aus der Feder von Stephen King, und damit kann sich der geneigte Zuschauer bereits zusammenreimen, dass die Auflösung der Story mit etwas Übernatürlichem zu tun haben muss.
Tatsächlich wird dies ebenfalls bereits in der ersten Folge angedeutet, auch wenn es danach noch eine Weile dauert, bis man weiß, mit wem es die Polizisten in diesem Fall zu tun haben. Die Machart der Serie erinnert stark an die erste Staffel True Detective: die beklemmende, düstere Atmosphäre, die eher wortkargen, grimmigen Ermittler, der existenzialistische Ernst der Story und nicht zuletzt das gemächliche Erzähltempo. Als Zuschauer braucht man mehr als nur ein wenig Geduld, um bei der Stange zu bleiben, aber es lohnt sich, denn es gibt immer wieder spannende Momente und überraschende Wendungen.
Das Beste an der Geschichte ist jedoch eine private Ermittlerin, die erst relativ spät hinzugezogen wird und daher erst in der dritten Folge auftritt. Holly Gibney (Cynthia Erivo) verfügt über die Hartnäckigkeit eines Bluthunds und ausgewöhnliche Inselbegabungen, die an eine Autistin erinnern. So kann sie beispielsweise die genaue Höhe eines Gebäudes bestimmen, wenn sie es nur kurz anschaut (was sagte ich gestern noch über Autisten-Klischees?). Die Figur ist Lesern von Stephen Kings Bill Hodges-Trilogie, zu der auch das verfilmte Buch Mr. Mercedes zählt, bereits bekannt, wurde in der gleichnamigen Serie allerdings von einer anderen Schauspielerin dargestellt.
Wer einen rätselstarken Krimi mit übernatürlichen Elementen und gelungenen Figuren sucht, kommt bei The Outsider definitiv auf seine Kosten. Klare Empfehlung!