Seit ich entdeckt habe, dass man sich bei Amazon Prime quasi das Verfallsdatum von Filmen ansehen kann, gemeint ist natürlich, wie lange sie noch im Streamingangebot enthalten sein werden, schaue ich regelmäßig nach, welche Filme und Serien ich noch schnell ansehen sollte, bevor sie in die ewigen digitalen Jagdgründe entschwinden. Okay, meistens tauchen sie dann bei Netflix oder im Free-TV wieder auf, aber dann stolpert man eher selten über sie. Von diesem Film hatte ich immerhin schon mal gehört und wollte ihn ohnehin anschauen …
Please Stand By
Wendy (Dakota Fanning) ist eine junge Autistin mit einer großen Leidenschaft für Raumschiff Enterprise, die in einer Wohngruppe unter der Leitung von Scottie (Toni Collette) lebt . Deshalb schreibt sie in jeder freien Minute auch fleißig an einem Drehbuch für einen Star Trek-Wettbewerb, den Paramount ausgeschrieben hat. Als ihre Schwester Audrey (Alice Eve) ihr kurz vor der Abgabe eröffnet, dass sie nicht wie gehofft zu ihr zurückkehren kann, bricht für Wendy eine Welt zusammen. Über ihren Kummer vergisst sie sogar, das Script abzuschicken – und entscheidet sich dann im letzten Moment, selbst nach L.A. zu fahren …
Filme und Serien über Autisten gibt es seit Rain Man zu Hauf, so dass selbst ein Zuschauer, der noch nie mit einem Menschen aus dem Spektrum zu tun hatte, weiß, wie ein solcher „tickt“. Entsprechend sind die Darstellungen in manchen Punkten schon fast zu einem Klischee erstarrt. Doch Dakota Fanning macht ihre Sache ausgesprochen gut, ihre Wendy weckt unser Mitleid, wenn sie sich auf die gefährliche Reise nach Hollywood macht und gleich als erstes aus dem Bus geworfen wird, weil sie einen Hund dabei hat – und dieser auch noch auf den Boden pinkelt.
Im Grunde ist der Film ein Roadmovie, das leider einen etwas längeren Anlauf braucht, dann aber immer besser wird. Zu sehen, wie Wendy ein Abenteuer nach dem anderen besteht, in brenzlige Situationen gerät und dabei immer mehr Selbstvertrauen fasst und mutiger wird, ist schön erzählt. Ein dicker Pluspunkt ist auch Wendys Verteidigung des schriftstellerischen Prozesses. Für gewöhnlich – ein weiteres Klischee lässt grüßen – schreiben sich Romane und Drehbücher in Filmen quasi von selbst, fast schon über Nacht und ohne allzu große Mühe. Songs komponiert und schreibt man ebenfalls so nebenbei, während man mit dem Aufzug fährt oder seinen Hund Gassi führt. Dass die Wahrheit anders aussieht, wissen wohl nur Künstler, und in diesem Fall bricht Wendy eine Lanze für sie, indem sie einem ignoranten Mitarbeiter in der Poststelle von Paramount die Meinung geigt, weil er sich weigert, ihr Script anzunehmen.
Ein schöner, runder Film über eine besondere junge Frau, die uns eine Lektion über das Leben erteilt. Dazu muss man nicht einmal ein Star Trek-Fan sein …
Note: 3+