Succession

Letzte Woche habe ich über The Loudest Voice geschrieben und beklagt, dass Rupert Murdoch zu gut weggekommen sei und, wenn man den Machern glauben mag, im Grunde keine große Rolle beim Aufbau von Fox News gespielt zu haben scheint. Sicherlich ist es zutreffend, dass Roger Ailes als Senderchef maßgeblich bei der Ausgestaltung des Programms war, doch ohne Billigung seines Bosses wäre es nie möglich gewesen, Fox in ein Propagandainstrument der Rechtspopulisten zu verwandeln. Sieht man sich darüber hinaus an, dass der Einfluss Murdochs in Großbritannien entscheidend zum Brexit beigetragen hat, versteht man, dass der Mann als „Krebs an der Demokratie“ bezeichnet wurde.

Succession ist keine Serie über den Murdoch-Clan, doch es gibt einige Parallelen. Logan Roy (Brian Cox) ist ebenfalls ein Medienmogul an der Spitze eines bekannten amerikanischen Nachrichtensenders und internationalen Medienkonzerns. In der Pilotfolge feiert er seinen achtzigsten Geburtstag, während sich gleichzeitig sein Sohn Kendall (Jeremy Strong) darauf vorbereitet, seine Nachfolge anzutreten.

Doch weder Kendall noch sein jüngerer Bruder Roman (Kieran Culkin) können in den strengen Augen des Patriarchen bestehen, geschweige denn alles oder überhaupt etwas richtig machen. Während Kendall seine Unsicherheit durch Arroganz und Aktionismus zu überspielen versucht und vor nicht allzu langer Zeit erst seine Drogensucht überwunden hat, an der auch seine Ehe zerbrochen ist, fällt Roman vor allem durch seine große Klappe auf. Als zynischer Clown der Familie, der nichts ernst nimmt und alle beleidigt, bemerkt man zunächst nicht, dass auch er ungeheuer ehrgeizig ist. Ihre Schwester Shiv (Sarah Snook) hingegen hat sich aus dem Konzern zurückgezogen, um Karriere als Politikberaterin zu machen, aber auch sie will sich Macht und Einfluss sichern und hat daher ihren Verlobten Tom (Matthew Macfadyen) in der Geschäftsführung platziert, den sie konsequent nach ihrer Pfeife tanzen lässt.

Vervollständigt wird diese dysfunktionale Familie im Wesentlichen noch von Logans jüngster Frau Marcia (Hiam Abbas), die gerissener ist, als sie scheint, seinem unbedarften Großneffen Greg (Nicholas Braun) sowie Connor (Alan Ruck), Logans Sohn aus früherer Ehe, der wie ein leicht vertrottelter britischer Landedelmann wirkt.

Die Serie wurde von dem Briten Jesse Armstrong entwickelt, von dem auch die recht launige WG-Serie Fresh Meat stammt. Auffallend bei der Figurenkonstellation in Succession ist, dass es in dem gesamten Ensemble keine einzige Gestalt gibt, die nicht entweder abstoßend oder peinlich wäre. Dass man als Zuschauer dennoch bei der Stange bleibt, liegt daran, dass man keine der beiden Seiten bevorzugt, gut ihre jeweiligen Dilemmas verstehen kann und das Ganze die Faszination eines Autounfalls hat. Vielleicht kommen auch noch ein wenig Schadenfreude und Sensationsgier hinzu, die sich bisweilen entwickeln, wenn man die Schönen, Reichen und Mächtigen straucheln sieht und sie ihre nur allzu menschlichen Seiten preisgeben.

Die Serie ist so unterhaltsam, wie es eine niveauvolle Seifenoper nur sein kann. In ihren besten Momenten erinnert die Handlung an König Lear, in ihren schlechtesten eher an Denver Clan oder Dallas. Es gibt etliche Momente des Fremdschämens, insbesondere wenn Tom und Greg im Mittelpunkt stehen, aber auch eine wunderbar schwarzhumorige Tonalität. Das Beste an der Serie ist jedoch die Musik von Nicholas Britell, die so gut ist, dass man sich selbst den Abspann bis zur letzten Sekunde ansieht.

Die erste Staffel ist weder herausragend noch sonderlich innovativ, aber durchweg unterhaltsam und solide erzählt, endet aber nach einem zufriedenstellenden Finale, in dem noch einmal herrlich intrigiert wird, recht abrupt. Leider ist die zweite Staffel derzeit nicht bei Sky Ticket verfügbar, sonst hätte ich gerne weitergeschaut.

Dies ist übrigens der 1.500ste Beitrag, der im InsideKino-Blog veröffentlicht wurde. Natürlich stammen nicht alle von mir, sondern auch von Mark. G., Cinevoluzzer sowie Mattis. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist …

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.