Der Frühling naht. Zeit wird’s, könnte man sagen, denn vor zwei Jahren begann zu dieser Zeit bereits der Sommer, und auch letztes Jahr war es Anfang April bereits bedeutend wärmer. Vermutlich wird es uns allen bei den angenehmen Temperaturen schwer fallen, in den eigenen vier Wänden zu bleiben, aber wir müssen einfach noch ein wenig geduldig sein. Der Jahreszeit entsprechend haben alle Filme, um die es diese Woche geht, etwas gemeinsam: Die Liebe. Jeder einzelne handelt von einem Liebespaar, das unterschiedliche Herausforderungen meistern muss, und nicht immer ist ihrer Geschichte auch ein Happy End bestimmt.
Neulich war ich bei Amazon Prime auf der Suche nach einem spannenden Horrorfilm und bin zufällig auf diese Produktion gestoßen. Die Inhaltsangabe las sich interessant, die Besetzung kann sich ebenfalls sehen lassen, aber das historische Setting hat schließlich den Ausschlag gegeben. Trotz der düsteren Atmosphäre und des reißerischen Titels handelt es sich jedoch nicht um einen Horrorfilm, sondern um eine ambitionierte Literaturverfilmung …
Stonehearst Asylum – Diese Mauern wirst du nie verlassen
Edward Newgate (Jim Sturgess) will seine Ausbildung zum Seelenarzt im abgelegenen Stonehearst Asylum abschließen und tritt am Weihnachtsabend 1899 seinen Dienst an. Die Einrichtung, die von Dr. Lamb (Ben Kingsley) geleitet wird, unterscheidet sich radikal von anderen ihrer Art, denn hier dürfen die Insassen ihren Wahn frei ausleben. An eine Heilung glaubt Lamb nämlich nicht mehr. So lernt Edward die attraktive Eliza Graves (Kate Beckinsale) kennen, die wegen Hysterie und eines gewalttätigen Angriffs auf ihren sadistischen Ehemann für verrückt erklärt wurde. Edward fühlt sich auf der Stelle zu ihr hingezogen. Doch Eliza warnt ihn: Im Stonehearst Asylum lauert ein furchtbares Geheimnis …
Neben den Schauspielern (zu der exzellenten Cast gehören noch Michael Caine, David Thewlis und Brendan Gleeson) spielt vor allem das riesige viktorianische Krankenhaus eine große Rolle. Der Film hat eine beklemmende Atmosphäre, zu der die düsteren Gänge und unheimlichen Keller des Hauses ebenso beitragen wie die üppige Ausstattung. Gedreht wurde übrigens in Bulgarien.
Die Geschichte basiert auf der Kurzgeschichte The System of Dr. Tarr and Professor Fether von Edgar Allan Poe, die 1845 erschien und sich mit den teilweise haltlosen Zuständen in psychiatrischen Einrichtungen zu der Zeit beschäftigt. Auch im Film werden einige der brutalen Behandlungsmethoden, von eiskalten Güssen bis hin zu Elektroschocks, thematisiert. Im Gegensatz zu den barbarisch anmutenden Praktiken seiner Kollegen vertritt Edward eine aufgeklärte, sanfte Methodik, die stärker auf die Bedürfnisse der Patienten eingeht und ihnen nicht ihre Würde nimmt.
Poes Geschichte wurde übrigens bereits schon einmal verfilmt, 1932 in Unheimliche Geschichten, einem deutschen Horror-Film, der mehrere Storys miteinander kombinierte. Diese Neuinterpretation von Regisseur Brad Anderson hat allerdings nur wenig damit zu tun. Auch die Hauptfiguren Edward und Eliza sowie Dr. Lamb gehen nicht auf Poe zurück, sondern sind eine Erfindung des Drehbuchautors Joe Gangemi.
Der Film bekommt relativ früh eine überraschende Wendung, die Edward vor ein großes Problem stellt, hier aber nicht verraten werden soll. Je weniger man über die Geschichte weiß, desto besser, zumal es auch noch einen Twist am Ende gibt, den man nicht unbedingt vorhersehen kann. Das ist clever konzipiert.
Leider schafft es Anderson nicht, seine Geschichte auch wirklich spannend zu erzählen. Trotz guter schauspielerischer Leistungen und dem sichtlichen Bemühen, eine Atmosphäre wie in einem Horrorfilm zu kreieren, plätschert die Handlung über weite Strecken planlos dahin. Das liegt in erster Linie daran, dass Edward nicht so weiß, wie er sein Problem lösen soll, und sich relativ passiv verhält.
Mäßig spannende, aber mit zwei großen Überraschungen aufwartende Geschichte aus dem spätviktorianischen England mit einem gut aufgelegten Schauspielensemble.
Note: 3-