James Bond wird wohl niemals von einer Frau gespielt werden, von einem Schwarzen (oder Pakistani oder Inder) vielleicht, aber weiblich wird die Figur nie. Überhaupt gibt es in dem Genre Agentenfilm sehr wenige Beispiele mit weiblichen Protagonisten. Salt, fällt mir ein, in dem Angelina Jolie jedoch beschuldigt wird, für Russland zu arbeiten. Codename: Nina ist schon lange her (1993) und auch kein klassischer Agenten-Stoff, ebenso wenig wie Haywire. Männliche Bond-Kopien gibt es jede Menge, aber weibliche? Alle übrigen Filme mit weiblichen Agentinnen in der Hauptrolle, an die ich mich erinnere, sind Parodien wie Spy – Susan Cooper Undercover. Nimmt man Frauen in dieser Rolle einfach nicht ernst? Hat James Bond unsere Wahrnehmung so sehr mit den üblichen Klischees zugepflastert, dass den Frauen nur übrig bleibt, diese durch den Kakao zu ziehen?
Das habe ich mich jedenfalls gefragt, als ich neulich Bad Spies angesehen habe. Dabei habe ich den Film ursprünglich nur gewählt, weil ich Lust auf eine Komödie hatte – und das Angebot ja leider sehr mau ist …
Bad Spies
Ausgerechnet an ihrem 30. Geburtstag wird Audrey (Mila Kunis) von ihrem Freund Drew (Justin Theroux) verlassen – per SMS. Zum Glück hat sie mit Morgan (Kate McKinnon) eine gute Freundin, die ihr zur Seite steht und Drew droht, all seine Sachen zu verbrennen, wenn er sich nicht meldet. Daraufhin taucht Drew bei Audrey auf, eröffnet ihr, dass er ein CIA-Agent ist und einen USB-Stick nach Wien bringen muss, der in einer Trophäe versteckt ist. Als er im selben Moment erschossen wird und Morgen den Angreifer versehentlich tötet, sind die beiden Frauen auf der Flucht …
Die Geschichte spielt mit verschiedenen Genres, bedient sich beim Thriller à la Hitchcock, in dem ein unwissender Jedermann (eine Jederfrau in diesem Fall) zufällig an ein begehrtes Objekt (MacGuffin) gerät und deshalb von zahlreichen, teils widerstreitenden Verfolgern bedroht wird. Und natürlich standen auch die James-Bond-Filme Pate, was schon der Originaltitel The Spy Who Dumped Me verrät und was sich in den vielen Schauplätzen und einigen, durchaus ansehnlichen Actionszenen niederschlägt.
Im Rückblick hat man jedoch das unbestimmte Gefühl, dass Regisseurin und Co-Autorin Susanna Fogel vor allem Lust auf einen ausgedehnten Europa-Trip hatte, denn die zahlreichen Schauplätze von Wien über Prag, Paris, Amsterdam nach Berlin (mit einem Abstecher nach Budapest) sind im Grunde völlig unnötig. Aber das gilt für James Bond manchmal auch. Immerhin weckt es beim Zuschauen die Reiselust, die man ja aus aktuellem Anlass nicht in der Realität ausleben kann.
Wirklich gelungen sind einige Actionszenen, vor allem eine rasante Verfolgungsjagd in Wien, die unerwartet spannend und gleichzeitig witzig ist. Der Humor ist grundsätzlich akzeptabel, schlägt aber leider ein wenig zu oft ins Alberne um. Immerhin hält sich Kate McKinnon ein klein wenig zurück und grimassiert nicht so sehr wie in ihren anderen Filmen.
Die Geschichte kann man im Grunde vergessen, sie macht bei näherer Betrachtung auch keinen Sinn und hätte dafür sogar noch ein paar Absurditäten und schräge Figuren wie die russische Auftragskillerin/Kunstturnerin/Model Nadedja (Ivanna Sakhno) mehr vertragen können. Und darüber, ob der immense Blutzoll – Kritiker haben ausgerechnet, dass mehr Menschen sterben als in den meisten Bond-Filmen – wirklich witzig ist, kann man ebenfalls streiten. Auch hier hätte eine weitere Überzeichnung gut getan.
Im Kern des Films geht es auch nicht um Agenten oder die Beziehung zwischen Audrey und Drew, die teilweise in Rückblenden erzählt wird, oder die Tändelei mit dem Agenten Sebastian (Sam Heughan), sondern um die Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Das ist ein guter Ansatz, den die Autoren durchaus noch ernster hätten nehmen können. Auch in einer Komödie muss man nicht alles durch Übertreibung ins Lächerliche ziehen.
Alles in allem ein vergnüglicher Spaß, bei dem man jedoch Abstriche bei der Glaubwürdigkeit und inneren Logik machen muss.
Note: 3-