Auf diesen Film war ich schon sehr gespannt, daher habe ich ihn direkt am Starttag gesehen. Das nehme ich mir zwar relativ häufig vor – aber diesmal hat es sogar mal geklappt. Dummerweise fing es, als ich unterwegs war, zuerst an zu schneien, später zu regnen. Ich glaube, ich bin seit Jahren nicht mehr so nass geworden …
Der Unsichtbare
Cecilia (Elisabeth Moss) flieht vor ihrem gewalttätigen, psychopathischen Ehemann Adrian (Oliver Jackson-Cohen), der ein reicher Erfinder von optischen Geräten ist. Bald darauf begeht Adrian Selbstmord, und Cecilia atmet erleichtert auf. Doch ihre neugewonnene Freiheit trügt: Sie hat das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, merkwürdige Dinge geschehen, und bald beschleicht sie die Vermutung, dass Adrian noch lebt und eine Möglichkeit gefunden hat, sich unsichtbar zu machen …
Blumhouse nimmt sich hier eines klassischen Horrorfilms an und wandelt auf den Spuren des gleichnamigen Klassikers von 1933, der wiederum auf einem Roman von H.G. Wells basiert. Freilich gibt es einige signifikante Unterschiede in der Geschichte, so dass man nicht von einem Remake sprechen kann, bestenfalls von einer Hommage.
Im Mittelpunkt der Ereignisse steht diesmal nicht der Wissenschaftler, der sich unsichtbar gemacht hat und, während er an einem Gegenmittel forscht, dem Wahnsinn verfällt, sondern eine Frau. Elisabeth Moss trägt den gesamten Film und macht ihre Sache wie immer ausnehmend gut. Die Idee, diese Geschichte mit einem Frau-flieht-vor-brutalem-Ehemann-Drama à la Der Feind in ihrem Bett zu kombinieren, erweist sich als genial.
Diese Art Geschichte gab es natürlich schon vor dem #MeToo-Zeitalter, macht sie jetzt aber besonders dringlich. Von Anfang an kann sich der Zuschauer gut in die misshandelte Ehefrau hineinversetzen und braucht dafür nicht einmal einen filmischen Beweis. Allein zu sehen, wie vorsichtig Cecilia sich aus der gemeinsamen Luxusvilla schleicht, wie ängstlich sie bedacht ist, den schlafenden Adrian nicht zu wecken, ist toll inszeniert und gespielt.
Auch später ist die Story ungeheuer beklemmend, die Atmosphäre der Bedrohung so greifbar, dass einem häufig der Atem stockt. Das ändert sich erst gegen Ende, wenn der Unsichtbare dann tatsächlich eingreift und handgreiflich wird, aber bis dahin lebt der Film von seiner kongenialen Inszenierung durch Regisseur Leigh Whannel, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist und zuvor den ebenfalls sehr sehenswerten Film Upgrade auf die Beine gestellt hat.
Das Einzige, das man dem Film vorwerfen kann, ist seine Vorhersehbarkeit. Als aufmerksamer Zuschauer kann man spätestens nach den ersten fünfzehn Minuten genau sagen, wie die Geschichte weitergeht und letztlich endet. Zwar gibt es ein, zwei Überraschungsmomente (davon einer mit Schock-Effekt), aber ansonsten folgt das Buch leider allzu exakt den üblichen dramaturgischen Gestaltungsprinzipien. Man könnte die Uhr danach stellen …
Note: 2-