Im Kino habe ich ihn leider verpasst, aber er ist (noch) bei Amazon Prime zu sehen. Nachdem ich über zwei Komödien geschrieben habe, kommt nun rechtzeitig zum Aschermittwoch eher etwas Besinnliches – und Romantisches.
Deine Juliet
Juliet Ashton (Lily James) ist eine erfolgreiche Autorin in London. 1946 sind die Wunden des Krieges noch deutlich sichtbar, und auch Juliet hat geliebte Menschen sowie ihr Zuhause verloren. Seit einigen Monaten ist sie mit dem Amerikaner Mark (Glen Powell) zusammen, der ihr unerwartet einen Heiratsantrag macht. Als Juliet eines Tages vom „Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ erfährt, ist ihre Neugier geweckt, und sie reist auf die Insel im Ärmelkanal, um mehr über die ungewöhnlichen Leute und ihre Geschichte im Zweiten Weltkrieg zu erfahren und einen Artikel für die Times darüber zu scheiben.
Der Film von Mike Newell erzählt zwei Geschichten, die durch Rückblenden ineinander verschachtelt sind. Die eine handelt von Juliet und ihrer Suche nach einem neuen Thema für ein Buch, aber auch von der Suche nach ihrer Stimme und damit letztlich nach sich selbst. Nach dem Tod der Eltern und der Zerstörung ihres Heims durch eine deutsche Bombe ist sie ruhe- und heimatlos. Der einzige Halt in ihrem Leben ist ihr Verleger Sidney (Matthew Goode), der wie ein väterlicher Freund für sie ist.
Die zweite zentrale Frauenfigur ist die herzensgute, willensstarke Elizabeth McKenna (Jessica Brown Findley), die während der deutschen Besatzungszeit Zivilcourage und Mut bewiesen hat. Sie hat aus unterschiedlichen Nachbarn eine eingeschworene Gemeinschaft von Freunden gemacht und den Buchclub gegründet – als Tarnung vor den Nazis. Doch auch Elizabeth hatte ein Geheimnis, das Juliet nach und nach ergründet, teilweise gegen den erbitterten Widerstand der anderen Clubmitglieder.
Dabei wird Juliet vor allem vom Schweinzüchter Dawsey Adams (Michiel Huisman) mit offenen Armen empfangen, teilen sie doch eine besondere Vorliebe für Literatur. Auch mit den anderen (Katherine Parkinson, Penelope Wilton und Tom Courtenay) freundet sie sich langsam an. Es dauert jedoch, bis Juliet Elizabeths Geheimnisse – die hier nicht verraten werden sollen – entschlüsselt hat und darüber auch einiges über sich und ihr Leben lernt. Vor allem, was ihre Zukunft betrifft.
Obwohl die Geschichte an sich relativ simpel ist, sorgt die verschachtelte Erzählweise für Spannung und Abwechslung. Wie Juliet erfährt man dabei einiges über die Besatzungszeit und das entbehrungsreiche Leben der Inselbewohner. Erfreulicherweise wird diese Zeit nicht so sehr in Schwarz-Weiß gezeichnet, wie es in manchen anderen Filmen der Fall ist, sondern mit einer poetischen Leichtigkeit und einem warmherzigen Humor, die einen Schweinebraten zu einem Akt des Widerstands und Literatur zu einem sicheren Hafen in unruhigen Zeiten macht. Das alles ist sehr schön erzählt.
Lediglich gegen Ende werden die traurigen, romantischen und amüsanten Szenen ein wenig zu willkürlich aneinandergehängt. Auch die romantischen Beziehungen werden ein wenig zu oberflächlich gezeichnet, was aber auch daran liegen kann, dass Newell und seine drei Autoren Wert darauf gelegt haben, allen Figuren gerecht zu werden.
Insgesamt ein wunderbarer, nachdenklich stimmender und atmosphärisch dichter Film. Perfekt für einen ruhigen Abend.
Note: 2-