Bei diesem Film hat sich zumindest Eddie Murphy Hoffnungen gemacht, für den Oscar nominiert zu werden, aber für mehr als eine Golden-Globe-Nominierung hat es dann doch nicht gereicht. Mark G. hat mir den Film als eine „Hommage auf den schwarzen Ed Wood“ schmackhaft gemacht, dennoch hat es einige Überredungskunst gebraucht, um mich dazu zu bringen, mir den Film auch tatsächlich anzusehen.
Dolemite Is My Name
Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) träumt davon, ein großer Star zu werden. Er hat schon einiges versucht, eine Karriere als Sänger gestartet, die jedoch bald versandet ist, und schlägt sich nun als Comedian in einem Nachtclub in L.A. durch. Eines Tages kommt er auf die Idee, die Sprüche, Witze und Zoten der Obdachlosen zu sammeln und daraus ein Bühnenprogramm zu entwickeln. Als schrill gekleideter Dolemite haut er jede Menge mit Schimpfworten durchsetzter Sprüche raus, die alles andere als politisch korrekt sind und die sich – seine Spezialität – sogar reimen (was ihm den Ehrentitel „Godfather of Rap“ eingetragen hat). Das Publikum ist hingerissen. Rudy macht endlich Karriere und verdient eine Menge Geld, kommt dann jedoch auf die Idee, ins Filmgeschäft einzusteigen …
Moore zählt zu den Underground-Stars der afro-amerikanischen Community, von denen hierzulande vermutlich kaum einer je gehört hat. Andere schwarze Komiker in den Siebzigern wie Richard Pryor waren wesentlich bekannter und erreichten auch ein weißes Publikum, mit Dolemite schuf Moore jedoch eine Figur, die speziell für die farbigen Bewohner der innerstädtischen Ghettos entwickelt wurde und ihnen aus dem Herzen sprach.
Eine der Schlüsselszenen des Films ist ein Kinobesuch von Rudy und seinen Freunden, die sich die Billy Wilder-Komödie Extrablatt von 1974 anschauen – und rätseln, was das weiße Publikum daran witzig findet. Umgekehrt erschließt sich dem weißen Publikum vermutlich nur schwer, was Dolemite zu etwas Besonderem macht. Der Sexismus passt ganz gut in die Zeit, aber dass Rudy die üblichen Klischees vom dauergeilen Schwarzen bedient, scheint auf den ersten Blick nicht so recht dem Zeitgeist zu entsprechen.
Entsprechend zäh entwickelt sich die erste Hälfte des Films, der von Moores Aufstieg in der Comedy-Szene handelt. Ein wenig erinnert das an die Serie I’m Dying Up Here, die zur selben Zeit am selben Ort spielt. Da man wenig über Rudy und seinen Wunsch nach Ruhm erfährt, seine von häuslichem Missbrauch geprägte Herkunft aus armen Verhältnissen nur angerissen, und auch sein Privatleben komplett ausgespart wird, fällt es schwer, sich für die Figur zu erwärmen.
Erst mit dem Plan, einen Film zu drehen, obwohl weder Rudy noch seine Freunde Ahnung von dem Geschäft haben, bekommt die Geschichte eine interessante Wendung. Das Bio-Pic wird mehr und mehr zum Cheerie-Movie, und die anekdotische Aufarbeitung der Dreharbeiten entbehrt nicht einer gewissen Komik. Es kommt zu schrillen Momenten und witzigen Absurditäten, die natürlich auch mit dem Wesen des gedrehten Films zu tun haben, der so verrückt ist, dass man geneigt ist, ihn sich anzusehen. Und sei es nur wegen der weiblichen Kung-Fu-Armee …
Im letzten Drittel dreht sich alles wieder um den Kampf um künstlerische Anerkennung und Erfolg. Dank Rudys Talent, zu wissen, was sein Zielpublikum will, gelingt es ihm am Ende doch noch, Ruhm und Anerkennung einzuheimsen – und dabei sogar menschlich zu bleiben. Manchmal schreibt das Leben doch gute Storys.
Man kann darüber streiten, ob Eddie Murphys durchaus solide Performance tatsächlich eine Golden Globe wert ist, aber immerhin gelingt es ihm, dass man seine Figur im Verlauf des Films immer sympathischer findet. Und das will bei dem Dauerquassler Murphy schon eine Menge heißen.
Note: 3+