Der letzte Tag gehört traditionell der Universal:
Die fantastische Reise des Dr. Dolittle: Neuverfilmung des bekannten Klassikers mit Robert Downey Jr.; zu sehen waren ein witziger Bericht vom Casting sowie ein längerer Ausschnitt
Der Unsichtbare: Blumhouse nimmt sich eines Universal-Horror-Klassikers an und überführt ihn stilsicher und zeitgeistig ins 21. Jahrhundert; neben dem Trailer wurde eine unglaublich starke Szene gezeigt, die sehr gut ankam
Emma.: zu sehen war nur der schrullige Trailer, aber mit Jane Austen kann man eigentlich nie etwas falsch machen. Punkt.
Trolls: World Tour: nach einer kurzen Zusammenfassung des ersten Teils wurden uns sieben Minuten aus dem Film gezeigt; um es mit Nina Hagen zu sagen: „Alles so schön bunt hier“
Die Besessenen: Neuverfilmung des Henry-James-Klassikers Die Drehung der Schraube, die sich – glücklicherweise – recht weit vom (betulichen) Original zu entfernen scheint
Covers: Dakota Johnson spielt eine Musikproduzentin in L.A.; zu sehen war eine Szene
Waves: Drama über eine afro-amerikanische Familie
Die Croods 2: neben einem Zusammenschnitt des ersten Teils gab es nur einige noch sehr rohe Clips mit Szenen vom Anfang des Films zu sehen; qualitativ scheint er sich aber nicht hinter dem witzigen ersten Teil verstecken zu müssen
Harriet – Der Weg in die Freiheit: oscarnominiertes Bio Pic über die ehemalige Sklavin Harriet Tubman, die ihren Leidensgenossen zur Flucht verhilft
Fast & Furious 9: zu sehen war nur ein kleines Making of
Promising Young Woman: Carey Mulligan nimmt bitter-böse Rache an den Männern
Minions 2: Gru ist noch ein Teenager, als er die Minions in den 70ern kennenlernt; zu sehen waren zwei witzige Ausschnitte, die wieder Lust auf mehr gemacht haben
James Bond 007: Keine Zeit zu sterben: mehr als das bereits bekannte Material konnte leider nicht gezeigt werden
Und damit endete wieder einmal die Münchner Filmwoche. Im Anschluss lud die Universal noch zu einem gemeinsamen Mittagessen ein, bei dem man sich über das gerade Gesehene austauschen konnte. Schön war’s wieder!
Fazit:
Die Frage, die mir am Donnerstag und Freitag am häufigsten gestellt wurde, lautete: „Und – was war bislang dein Highlight?“ Ehrlicherweise muss ich sagen, es gab für mich heuer kein klares Highlight. Wir haben Einblick in viele tolle Produktionen bekommen, packende Szenen und Ausschnitte gesehen und mehr über Filme gelernt, über die bislang noch wenig bekannt war. Aber so richtig umgehauen hat mich leider kein einziges Projekt. Und eine große Überraschung war auch nicht dabei.
Sehr vielversprechend sieht Wunderschön aus, der uns wirklich gut gefallen hat. Von Mulan war ich anfangs wenig begeistert, aber die gezeigten Ausschnitte haben mich nun überzeugt, dass dies eben nicht nur ein Abklatsch des Animationsklassikers ist, sondern etwas Eigenständiges. Auch Soul hat nach der Präsentation gewonnen. Die präsentierte Szene aus Greyhound war phänomenal. Und auch Der Unsichtbare sieht richtig stark aus.
Persönlich bin ich skeptisch, was 2020 betrifft. Ich habe in den vergangenen Tagen sogar Stimmen gehört, die ein noch schlechteres Ergebnis als in 2018 erwarten. Jedenfalls gibt es nur zwei sichere Blockbuster und – meiner ersten Einschätzung nach – danach lange gar nichts. Nicht einmal eine Goldene Leinwand, wobei es Kandidaten gibt, die ich knapp darunter sehe und die möglicherweise besser abschneiden werden. Vielleicht bin ich ja auch zu pessimistisch.
Doch die gute Nachricht ist: Es gibt viel Mittelware, die das Potenzial hat, besser zu laufen, als man jetzt erwartet. Die schlechte Nachricht ist: Es gibt viel Mittelware, die in der Vergangenheit immer stärker vom Zuschauer abgestraft wurde. Hier sehe ich Chancen und Risiken ungefähr gleichauf.
2018 hat uns allen vor Augen geführt, dass das Kino in einer Krise steckt und vor großen Herausforderungen in der Zukunft steht. Es ist ein wenig vergleichbar mit der Klimakrise: Man weiß, was passieren wird, kennt aber noch nicht den vollen Ausmaß des Schadens, man ist sich einig, dass etwas getan werden muss, aber nicht darüber, was man tun sollte. Entsprechend gab es viele Reaktionen von seiten der Verleiher, die von der philosophischen Nabelschau bis hin zu konkreten Maßnahmen, vom Aufruf zum Selbstverzicht (weniger Filme zu starten) bis hin zur Beschwichtigung („Solange die Umsätze stimmen, ist alles halb so schlimm“) reichten. Alle Standpunkte kann man nachvollziehen, in allen liegt ein Körnchen Wahrheit, und die Tatsache, dass man über das Problem spricht und nach Lösungen sucht, ist schon mal ein guter Anfang.
Ich werde in meiner Jahresrückschau nächste Woche noch ein paar Worte zu dem Thema verlieren, daher hier nur so viel: 2020 könnte zum Schicksalsjahr der deutschen Kinobranche werden, das Jahr, in dem man die richtigen Weichen für die Zukunft stellt – oder eben den Zeitpunkt verpasst, das Ruder noch herumzureißen. Sicher ist, dass eine nachhaltige Veränderung zum Positiven nur gelingen kann, wenn wir alle zusammenarbeiten. Eben genau wie beim Klima.