Im Grunde mag ich Halloween gar nicht. Nicht grundsätzlich, sondern nur bei uns, da es kein traditionell gewachsenes Fest ist, sondern ein importiertes, und dass der Handel außerdem versucht, uns die übrig gebliebenen Kostüme von Karneval und jede Menge Süßkram und gruselige Deko aufzuschwatzen, verleiht dem Ganzen zusätzlich ein Geschmäckle. Da könnten wir genauso gut das japanische Sternenfest feiern und Wunschzettel an Bambuszweige hängen. Aber da ich erst kürzlich aus den USA zurückgekehrt bin, wo Halloween das kalorienreichste aller Feste ist und die Dekorationen schon Ende September in den Schaufenstern zu sehen waren, mache ich mal eine Ausnahme und wünsche Happy Halloween.
Vielleicht sind die Filme schuld daran, dass auch bei uns das Interesse an Halloween größer geworden ist. Ich kann mich noch an meine Verwunderung erinnern, als ich die ersten Male in einem Film auf den Brauch stieß und „Süßes, sonst gibt’s Saures“ gehört habe. Aber als Kind denkt man sich ja nicht viel dabei und interessiert sich wenig für die kulturellen Besonderheiten eines fremden Landes. Es war halt eine Art Karneval, ein Grusel-Karneval.
So richtig durchgesetzt hat sich Halloween bei uns zum Glück nicht, aber man wird immer wieder damit konfrontiert, in Filmen und vielen Serien, die sich des Themas in einer Folge annehmen. Ein bisschen ist es wie mit den Weihnachts-Specials: Die Episoden laufen bei uns meist völlig unpassend mitten im Sommer, und noch Tage später ertappt man sich dabei, wie man „Stille Nacht“ oder „Jingle Bells“ summt, während man auf dem Weg ins Freibad ist.
Die Kinder in meiner Nachbarschaft, die vor Jahren einmal den Versuch gemacht haben, Halloween zu feiern, sind kläglich gescheitert. „Kommt an Karneval wieder“, war noch das Netteste, was sie zu hören bekommen haben. Inzwischen kommt niemand mehr, und die Süßigkeiten, die ich die letzten Jahre besorgt hatte, musste ich dann selber essen.
So habe ich auch in diesem Jahr keine Kürbislaterne geschnitzt und kein Kostüm gebastelt, sondern lediglich mein Profilbild bei Facebook durch eine Zerrspiegel-Funktion gejagt und damit entsetzte Kommentare geerntet. Aber damit nicht genug. Zusätzlich gibt es nun eine Horrorfilm-Kritik:
Sinister
Ellison (Ethan Hawke) schreibt Geschichten über wahre Verbrechen, hat aber seit seinem ersten Überraschungserfolg keinen Hit mehr gelandet. Nun zieht er mit seiner Frau und den beiden Kindern in ein Haus ein, in dem eine Familie ermordet wurde – und die jüngste Tochter seitdem spurlos verschwunden ist. Auf dem Dachboden entdeckt Ellison einen Karton mit alten Filmen, auf denen weitere Morde an Familien zu sehen sind. Er glaubt, einem Serienmörder auf der Spur zu sein, doch der wahre Täter ist überirdischer Natur…
Horrorfilme und Romantische Komödie haben eines gemeinsam: Es gibt in diesen beiden Genres einfach nichts Neues zu erzählen. Das ist aber nicht weiter schlimm, so lange die jeweiligen Filme gut erzählt sind. Und da Horrorfilme in der Regel preiswert sind und eine treue Fangemeinde haben, funktionieren sie wunderbar. Und wenn sie richtig gut sind, erzählen sie uns auch eine Menge über unsere Gesellschaft und ihre Ängste.
Verfluchte Häuser und Familien, die von Dämonen heimgesucht werden, hat es in letzter Zeit häufig im Kino gegeben. So ist auch Sinister lediglich eine Variation desselben Themas: Langsam schleicht sich eine übernatürliche Kraft in das Leben der Familie, gegen die der Held zu Felde ziehen muss. Das ist nicht sehr originell, und leider hat der Trailer schon zu viel von der Handlung verraten (und den Rest kann man sich denken), ist aber ordentlich gemacht. Regisseur Scott Derrickson wartet mit einigen netten Grusel- und Spannungsmomenten auf und schafft es auch immer wieder, den Zuschauer tüchtig zu erschrecken. Insgesamt ein solider Horrorfilm.
Note: 3