Gegen jede Chance. Das ist ein (Unter-)Titel, der jedes Cheerie Movie beschreiben könnte, man könnte sogar sagen, dass er das gesamte Genre definiert. Obwohl ich kein Fan des Autorennsports bin, habe ich mir genau aus diesem Grund Le Mans 66: Gegen jede Chance angesehen, schließlich hat doch jeder ein Herz für Außenseiter, oder?
Le Mans 66: Gegen jede Chance
Der ehemalige Profi-Rennfahrer Carroll Shelby (Matt Damon), der seine Karriere aufgrund eines Herzleidens aufgeben musste, erhält eines Tages von Ford die Chance, einen Rennwagen zu bauen, der die Dominanz von Ferrari im berühmten Rennen von Le Mans brechen soll. Dafür holt er sich den begnadeten Tüftler und Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), mit dem er seit langem befreundet ist, der aber leider keinen guten Ruf genießt. Schon bald eckt Miles mit seinen undiplomatischen Aussagen und seinem Jähzorn bei den Ford-Managern an und macht sich einen davon (Josh Lucas) zum Feind …
Es ist im Grunde eine einfache Geschichte, die die Autoren Jez Butterworth, John-Henry Butterworth und Jason Keller hier erzählen, aber sie holen dafür etwas aus und beginnen mit Shelbys Sieg in Le Mans, der gleichzeitig das Ende seiner Karriere bedeutete. Dann widmen sie sich den Problemen von Ford, schildern den ruppigen Führungsstil von Henry Ford II (Tracy Letts) und den Einfallsreichtum des legendären Managers Lee Iacocca (Jon Bernthal). Auch Enzo Ferrari (Remo Girone) taucht auf, als Ford versucht, seinen Rivalen aufzukaufen und scheitert.
Bis die Geschichte endlich beginnt, dauert es also sehr lange. Zu lange, um ehrlich zu sein, was auch das Hauptproblem des Films beschreibt: Er kommt zum Start nicht in die Gänge, schwächelt in der Mitte, liefert aber dafür einen spannenden Endspurt. Quasi ein Film wie ein Autorennen.
Erst wenn es um die Entwicklung des neuen Rennwagens geht, wenn man die beinahe kindliche Leidenschaft von Shelby und Miles zu spüren bekommt, und vor allem während der Rennen selbst kommt so etwas wie Begeisterung auf. Da fallen auch die kleinen Sabotageakte Shelbys nicht wirklich negativ auf, obwohl Fair play etwas anderes ist. Umgekehrt sind die beiden Autodesigner ständig den Schikanen des Managements ausgesetzt, das nur an das Marketing denkt und sich selbst gerne mit den Lorbeeren schmückt. So ist die Schlüsselszene auch jener köstliche Moment, in dem Shelby Ford zu einer Probefahrt mitnimmt und diesem begreiflich macht, dass sie eine größere Fachkompetenz haben als jeder Manager und daher die technischen Entscheidungen treffen sollten.
James Mangold inszeniert wie immer routiniert, Matt Damon und Christian Bale agieren gewohnt gut, und auch die Nebenrollen sind exzellent besetzt. Über weite Strecken kommt dennoch keine rechte Begeisterung auf, da es zu sehr um Detailfragen geht und sich die Autoren für alles viel zu viel Zeit nehmen. Während dieser Längen stellte ich mir daher unwillkürlich immer wieder die Frage, warum gerade dieser Film zu dieser Zeit produziert wurde.
Will Mangold Geschäftspraktiken der (Auto-)Industrie anprangern, die sich zu wenig auf die Expertise der Tüftler und Ingenieure verlässt und die Entscheidungsgewalt allein einem unfähigen, neidischen und durch unnötige Bürokratie gehemmten Management übertragen hat? Ist es ein Kommentar zur desolaten Lage in Detroit und dem Rust Belt? Oder ein Widerspruch zu den plumpen „Make America Great“-Parolen, die zwar die Blütezeit des Landes beschwören, aber ignorieren, was die USA wirklich groß gemacht hat: Erfindungsgeist und der unerschütterliche Glaube an das Machbare, auch wenn es an das Unmögliche grenzt?
Verglichen mit Rush ist dies der schwächere Film über den Autorennsport, aber alles in allem dennoch eine solide, stellenweise sogar recht spannende Arbeit.
Note: 3