Advent steht für Ankunft. Irgendwie passend, denn für diesen Blog bedeutet die Adventszeit die Ankunft des Endes. Eine runde Sache. Ich bin froh, dass ich euch im Dezember noch einmal einige Highlights vorstellen darf, die euch allen hoffentlich auch in Deutschland die Feiertage versüßen werden.
Wochenende 49 vom 6. Dezember 2019 – 8. Dezember 2019
- Ein Gutes hat die diesjährige Kalenderkonstellation: Die Studios verschenken in diesem Jahr nur ein Wochenende in der Vorweihnachtszeit. Nach Thanksgiving, so glauben zumindest die Verleiher, herrscht in den USA tote Hose in den Kinos, deswegen ist auch in diesem Jahr wieder nur Resterampe angesagt. Einziger breiter Start geht an den weltweiten Mega-Flop „Playmobil – Der Film“. Mehrfach verschoben, hofft STX hier wohl nur noch auf ein Ende des Schreckens. Ich glaube nicht, dass hier mehr als $10m erreicht werden können.
Wochenende 50 vom 13. Dezember 2019 – 15. Dezember 2019
- Dieses Wochenende wird wirklich spannend. Noch immer versuche ich zu verstehen, wie „Jumanji“ ein solch gigantischer Erfolg werden konnte. War es der Mittelfinger des Publikums in Richtung Star Wars? Hat der Film einfach den Geist der Feiertage perfekt bedient? Bei einem Einspiel von fast einer Milliarde war es wohl keine Frage, dass Sony schnell ein Sequel nachschieben wird und ehrlich gesagt ist es für die Erfolgsaussichten positiv zu bewerten, dass dies innerhalb von 2 Jahren geschehen ist. In diesem Jahr wird es also wieder das Duell Jumanji vs. Star Wars geben. „Jumanji: The Next Level“ übernimmt diesmal überraschenderweise die Führungsposition, was trotz des Erfolges des Erstlings sehr mutig erscheint. All das erinnert mich ein wenig an „Sherlock Holmes“ 2009 bzw. 2011. Im dynamischen Duo mit Avatar wurde der Teil 1 zu einer dicken Überraschung, die Fortsetzung konnte zwei Jahre später aber nicht mehr ganz mithalten, bei vergleichsweise überschaubarer Konkurrenz. Vielleicht belebt aber gerade diese Konkurrenz auch in diesem Jahr wieder das Geschäft. Auffällig sind die hervorragenden Trailerklicks von Jumanji, die praktisch auf dem Niveau von Star Wars liegen. Ich denke, dass der Start nicht herausragend ausfallen wird, sehe aber sehr wohl, dass „Jumanji: The Next Level“ auch in diesem Jahr der #1 Film für Familien und Kids über die Feiertage sein wird. $45m/$225m sollten Sony auch diesmal, trotz großer Verluste zum Vorgänger, wieder glücklich machen.
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- Wenn der Freitag auf einen 13. fällt, dann hat Hollywood in der Regel auch einen Horror-Film in der Schublade. Und weil wir uns mit großen Schritten auf das Weihnachtsfest zubewegen, hat „Black Christmas“ sogar ein passendes Holiday-Setting. Dass ein solcher Film auch im Dezember funktionieren kann, hat Krampus 2015 bewiesen. Damals übrigens am angeblich toten Wochenende nach Thanksgiving. Der Film ist das Remake eines Remakes und einer der seltenen Film-Exporte aus Kanada, die auch international Aufmerksamkeit erregen konnten. Ursprünglich als härtere R-Rated-Variante geplant, entschied sich der Verleih, den Slasher auf ein PG-13 Rating zu schneiden. In meinen Augen eine sehr gute Entscheidung, denn die Hauptzielgruppe dürften hier tatsächlich weibliche Teenager sein. Ich könnte mir durchaus ähnlich gute Zahlen, wie bei „Wahrheit oder Pflicht“ vorstellen und rechne mit $15m/$35m.
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- Seine Arbeitshaltung hat Clint Eastwood wohl aus den vielen Western-Filmen, in denen er stets schneller als sein Schatten schießen musste, mitgenommen. Genau ein Jahr nach dem tollen Erfolg „The Mule“ und nur wenige Monate nach Drehstart, ist das Drama „Der Fall Richard Jewell“ schon bereit für die Veröffentlichung. Wie so oft in Eastwoods Regie-Karriere basiert die Geschichte auf einer wahren Begebenheit, einer interessanten Geschichte mitten aus dem Leben. Der titelgebende Wachmann Richard Jewell verhinderte 1996 bei einem Bombenanschlag in Atlanta Schlimmeres, geriet aber später in den Fokus der Presse als mögliche Verdächtiger der Anschlages. Es wird spannend sein, wie Hollywood die im Trailer angedeutete Medienschelte aufnehmen wird. Erste Kritiken sehen den Film aber ausschließlich positiv und so würde es mich nicht wundern, würde das Drama auch im Oscar-Geschäft ein Wörtchen mitreden. Mit Ausnahme von „15:17 to Paris“ konnten alle Regie-Arbeiten Eastwoods in jüngerer Vergangenheit den Status eines Blockbusters erreichen. Da der Chef diesmal aber nicht auch noch vor der Kamera steht, glaube ich, dass Warner Bros sich mit noch immer starken $13m/$65m zufrieden geben muss.
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Wochenende 51 vom 20. Dezember 2019 – 22. Dezember 2019
- Während der letztjährige „Solo“ schon lange wieder aus den Gedächtnissen der Zuschauer gelöscht ist, ist das Star Wars Universum mit „Der Mandalorian“ aktuell wieder in aller Munde. Vielleicht ist es auch deshalb noch so ruhig um das große Finale der dritten Star Wars-Trilogie. Disney ging nach den Kontroversen um Rian Johnsons „Die letzten Jedi“ nun wieder auf Nummer sicher und vertraut, wie bereits bei Teil 7 der Reihe, wieder auf das Talent von Wunderwaffe J.J. Abrams. Ich denke, dass die 19 Monate Pause seit dem letzten Film aus dem Universum gut und wichtig waren, um dem Publikum eine kleine Pause zu gönnen und Zeit zu geben, überhaupt wieder Vorfreude für eine Rückkehr in das von vielen geliebte Universum zu entwickeln. Dennoch kann ich einen Final-Faktor für „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ bisher nicht wahrnehmen. Die Trailer-Klicks sind ehrlich gesagt, wie schon bei „Die letzten Jedi“ recht enttäuschend und nur knapp besser, als die von „Jumanji“. Das mag natürlich auch daran liegen, dass Disney bisher all seine Marketing-Power auf „Die Eiskönigin“ fokussiert hat. Die Vorverkaufszahlen sind wie immer gut, aber bisher noch nicht rekordverdächtig. Ich erwarte, dass die Trilogie auf einem objektiv gesehen wieder einmal gigantischen Level zu Ende gehen wird. Dennoch frage ich mich, ob die Reihe in 10 Jahren, trotz erneuten $180m/$525m für das Finale, noch vielen in Erinnerung sein wird.
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- Machen wir uns nichts vor: Worauf zur großen Bescherung eigentlich jeder gewartet hat, ist Tom Hoopers Kuriositäten-Kabinett mit Starbesetzung, das auf den Namen „Cats“ hört. Die Verfilmung des Musicals ist schon seit Ewigkeiten geplant, scheiterte aber immer wieder an der sich wohl sehr schwierig gestaltenden Adaption des Kult-Musicals. Für die Erfolgsaussichten des Filmes stellt sich eine wichtige Frage: Ist die Reaktion der Online-Gemeinde auf die in meinen Augen einem Albtraum entsprungenen Trailer stellvertretend für den Mainstream oder sind das einfach nur Überreaktionen, die keinen großen Einfluss auf das Ergebnis des Filmes haben werden? Fakt ist, dass die Zuschauer Jahr für Jahr heiß auf die neueste Musical-Verfilmung zum Weihnachtsfest sind. Auch der schlechteste Trailer ändert nichts daran, dass „Memories“ einer der bekanntesten Musical-Songs aller Zeiten ist, obwohl vermutlich kaum wer ein weiteres Lied des Musicals benennen kann. Wäre Cats der einzige Film, der die Damenwelt diese Weihnachten verzaubern würde, würde ich bessere Chancen sehen, doch ich glaube, dass „Little Women“ als DER Film der Saison hervorgehen wird. Die Tatsache, dass das Embargo für Kritiken erst kurz vor dem Start endet, verspricht in meinen Augen nichts Gutes. Da die Feiertage aber dennoch immer recht freundlich zu allen Filmen sind, sollten allen schlechten Vorzeichen zum Trotz dennoch $12m/$60m eingespielt werden.
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- Ebenfalls ein Anwärter auf begehrte Trophäen ist eine weitere der #MeToo-Bewegung entsprungene Geschichte, die vor wenigen Jahren so wohl noch immer unter dem Mantel des Schweigens schlummern würde. „Bombshell – Das Ende des Schweigens“ erzählt die Geschichte mehrerer Frauen, die den ehemaligen CEO des Senders Fox News, den mittlerweile verstorbenen Roger Ailes, der sexuellen Belästigung bezichtigten. Die prominenteste dürfte wohl die Nachrichtenmoderatorin Megyn Kelly sein, die sich öffentlichkeitswirksam mit dem aktuellen Präsidenten der vereinigten Staaten anlegte. Diese Rolle wird von der extrem wandelbaren Charlize Theron verkörpert, die der echten Kelly in ihrer Maske verblüffend ähnlich sieht und die nach erste Reaktionen definitiv im Rennen um die Auszeichnung für die beste Schauspielerin sein. Wie sich die Thematik in der Weihnachtszeit verkaufen lässt, bleibt allerdings abzuwarten. Der Verleih wird mit einem limitierten Start versuchen, Buzz zu generieren und erst am zweiten Wochenende einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Da nie ganz klar ist, wie breit das sein wird, verzichte ich auf eine Wochenend-Prognose und gebe mit $55m nur ein mögliches Endergebnis an, das aber wie immer von den Preisverleihungen und dem zu erwartendem Theater des Senders Fox News abhängen wird.
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Wochenende 52 vom 25. Dezember 2019 – 29. Dezember 2019
- Das größte Potential für eine gewaltige Überraschung hat für mich die 700. Verfilmung von Louisa May Alcotts Roman „Little Women“. Obwohl im letzten Jahr bereits eine Adaption des Stoffes im Kino zu bestaunen war, ist die letzte ernsthafte Interpretation wohl der 1994 erschienene „Betty und ihre Schwester“. Seit ihrem Erstling „Lady Bird“ ist Regisseurin Greta Gerwig Hollywoods neuester Liebling. Auch wenn es nicht zu einem Oscar gereicht hat, gab es immerhin 5 Nominierungen, was auch schon mehr als beachtlich war. Mit „Little Women“ könnte ihr nun der wirklich große Wurf gelingen, der Mainstream und Kritiker gemeinsam vor den Leinwänden des Landes versammeln könnte. Der Geist von Familie, den der Trailer versprüht, passt hervorragend in die Weihnachtszeit und wird von einem ausgezeichneten Ensemble getragen. Im Gegensatz zu „Lady Bird“ steht diesmal auch ein Verleih mit anderen Möglichkeiten hinter der Produktion. Während „Lady Bird“ für A24-Verhältnisse bereits gigantische $50m einspielte, erwarte ich für den Feelgood-Film der Saison nicht zuletzt wegen seiner unfassbaren Kritiken $45m(5T)/$175m.
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- Natürlich soll auch für die kleineren Fans des Kinos gesorgt sein. Wird auch höchste Zeit für den obligatorischen Animationsfilm, der die Kids durch die Feiertage begleiten wird. In diesem Fall handelt es sich um den mehrfach verschobenen „Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung“, der ersten Blue Sky-Produktion, die unter der Leitung der neuen Konzernmutter Disney veröffentlicht wird. Das sonst so veröffentlichungsfreudige Studio wird fortan einen anderen Weg einschlagen und wohl erst 2022 für Nachschub sorgen, deswegen sollten kleine Fans der Macher der Ice Age-Serie hier noch einmal ein Ticket lösen. Mit Will Smith und Tom Holland konnte mach zwei Zugpferde verpflichten, die durchaus ihr Geld wert sein könnten. Man hat sogar die Figuren im Film ihrer Optik angepasst. Wenn das mal keine Ehre ist. Für den deutschen Markt sind Animationsfilme dieser Art immer ein wenig schwerer zu verkaufen, in den USA sollte er dagegen ein wenig besser funktionieren. Letztendlich wird er sich aber der gleichen Situation stellen müssen, wie „Ferdinand“ vor 2 Jahren, der hinter „Jumanji“ und „Coco“ nur die dritte Geige spielen durfte. Schauen wir mal, ob die anvisierten $25m(5T)/90m nicht doch getoppt werden können.
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Mit dieser letzten Prognose endet also das Kapitel Box Office FocUS. Ich glaube, man hätte einen schlechteren Termin erwischen können, gerade, wo sich die Kinobranchen momentan in einer recht ungewissen Zeit befindet. Ich werde die Einspielergebnisse auch weiterhin genau verfolgen und wünsche den Kinos für die Zukunft nur das Beste. Ich möchte an dieser Stelle Mark G. für die Möglichkeit danken, diesen Blog unter dem Banner von Insidekino veröffentlichen zu dürfen. Als erste und wichtigste Anlaufstelle Deutschlands zum Thema Kino und Box Office ist es sicher mehr als nur eine kleine Ehre. Allen Lesern danke ich für die letzten 4 Jahre, in denen sie sich die Zeit genommen haben, diese Zeilen zu lesen und sich mit meinen durchaus begrenzten Fähigkeiten als Autor zufrieden gegeben haben. Kino verbindet uns und ich hoffe, das tut es auch weiterhin. Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit und viele ereignisreiche Kinobesuche mit euren Liebsten.