Der Film avancierte zu einem kleinen Hit in den USA. Bei uns hingegen kam er Ende Oktober ins Kino und erschien wenig später bereits auf Netflix. Dort habe ich ihn vergangenes Wochenende gesehen.
Brittany Runs A Marathon
Brittany (Jillian Bell) ist Ende zwanzig und stark übergewichtig, ihre Leberwerte sind schlecht, und sie gerät schnell aus der Puste. Auch sonst läuft es in ihrem Leben nicht gerade rund, sie hatte noch nie eine richtige Beziehung, lässt sich aber betrunken leicht zu Sex überreden. Nach einem Praktikum in der Werbebranche hat sie keine Anstellung gefunden und schlägt sich mit schlecht bezahlten Jobs in New York durch. So kann es nicht weitergehen. Deshalb entscheidet sich Brittany eines Tages, mit dem Laufen anzufangen, schließt sich sogar der Laufgruppe ihrer Nachbarin Catherine (Michaela Watkins) an und lernt dort den schwulen Seth (Micah Stock) kennen. Sie überredet die beiden sogar, gemeinsam am New York Marathon teilzunehmen …
Dicke Menschen werden nur akzeptiert, wenn sie lustig sind. So ähnlich äußert sich Brittany irgendwann im Verlauf des Films, und tatsächlich kennt man viele Beispiele für witzige Übergewichtige in markanten Nebenrollen. Rebel Wilson übernimmt gerne solche Parts, inzwischen aber auch Hauptrollen – denn sie ist ja witzig und daher beliebt …
Brittany ist auch komisch, aber nicht immer in der positiven Bedeutung des Wortes. Sie kann auch zickig sein und anstrengend, verletzend und zurückweisend. Die Menschen in ihrer Umwelt haben es nicht immer leicht mit ihr, und sie steht sich auch gerne selbst im Weg. Deshalb ist der Film auch kein reines Cheerie Movie, in dem eine Außenseiterin etwas schafft, was kaum einer für möglich gehalten hätte, sondern erzählt auch, wie Brittany lernt, sich nach und nach selbst zu akzeptieren und ihre Minderwertigkeitskomplexe zu überwinden. Am Ende findet sie zu sich selbst.
Das ist schön erzählt und von Jillian Bell toll gespielt. Bisweilen rückt dafür der Humor in den Hintergrund, denn es geht um ernste Themen, die aber dann doch nicht so dramatisiert werden wie es vielleicht möglich und nötig gewesen wäre. So verharrt der Film lange Zeit etwas unentschlossen zwischen Komödie und Drama, bevor er zum Schluss wieder in die richtige Spur gerät und sogar emotional wird.
Trotz einiger Längen in der Mitte ein runder Film über eine starke Frau, die beschlossen hat, ihr Leben von Grund auf zu ändern. Das moderne, zeitgemäße Gegenstück zu glamourösen Wohlfühlfilmen wie Eat Pray Love.
Note: 3