Nicht nur im Kino, sondern auch bei den Streamingdiensten gibt es gerade eine Fülle an neuen Produktionen. Mehr als genug für einen langen, kalten Winter. Dabei habe ich noch nicht einmal alle Filme gesehen, die in den vergangenen Monaten herausgekommen sind. Immerhin einen, den ich im Kino verpasst hatte, konnte ich nachholen.
Der dunkle Turm
Jake (Tom Taylor) hat Alpträume und Visionen, in denen der böse Zauberer Walter (Matthew McConaughey) einen Turm im Zentrum des Multiversums zerstören will, um damit Dämonen auf alle bekannten Welten loszulassen. Dafür benötigt er aber Kinder mit besonderen Fähigkeiten – wie Jake. Der einzige, der sich ihm entgegenstellt, ist der Revolvermann Roland (Idris Elba). Als seine Mutter ihn in eine psychiatrische Einrichtung stecken will, erkennt Jake, dass diese von Walters Leuten geleitet wird, und flieht. Er gelangt in eine Parallelwelt, in der er auf Roland trifft und sich mit ihm verbündet …
Der ewige Kampf Gut gegen Böse. Was wäre das Fantasy-Genre ohne ihn? Stephen King hat vor rund vierzig Jahren angefangen, an dieser Saga zu arbeiten, die inzwischen acht Romane und eine Kurzgeschichte umfasst und eine komplette Welt beschreibt, die auch Kings Werk umfasst, weshalb es immer wieder Referenzen gibt und der Autor sogar einmal selbst auftaucht. Klingt kompliziert und ist es vermutlich auch, aber ich habe die Bücher nicht gelesen und kann mir daher kein Urteil dazu erlauben.
Man kann sich aber vorstellen, wie schwierig es sein muss, daraus einen Film zu machen. Ein einziges Werk würde der Vorlage sicherlich nicht gerecht, aber welches Studio lässt sich schon auf ein aufwändiges Franchise ein, das eine ganze Reihe umfasst und dessen Erfolg nicht garantiert ist. Mehrere Regisseure und Produzenten haben sich an dem Stoff versucht und sind an der Finanzierung gescheitert. Letzten Endes bekam Nikolaj Arcel den Auftrag, das Drehbuch, an dem er selbst, vor allem aber Akiva Goldsman, Jeff Pinkner und Anders Thomas Jensen geschrieben haben. Dass man sich entschieden hat, nicht den ersten, sondern den sechsten Band zu verfilmen, damit die Geschichte weitgehend in unserer Gegenwart spielen und damit kostengünstiger produziert werden kann, war dabei vermutlich ein Fehler, der letzten Endes zum Misserfolg geführt hat.
Fans der Buchreihe dürften enttäuscht sein, weil die Geschichte nicht von Anfang an erzählt wird und viele Begebenheiten und Personen unter den Tisch fallen. Nicht-Kenner der Romane dürften sich zwar eher in der Geschichte zurechtfinden, aber gelegentlich über verschiedene Hinweise wundern, die nicht erklärt oder aufgelöst werden. Zum Beispiel wird immer wieder ein Scharlachroter König erwähnt, über den man aber sonst nichts erfährt. Interessanter sind dafür die vielen mehr oder weniger versteckten Hinweise auf das Werk von Stephen King. Jakes Gabe wird beispielsweise das Shining genannt, und ein Bild des Hotels aus dem gleichnamigen Film taucht einmal als Detail in einer Szene auf. Auch der Gruselclown Pennywise taucht kurz auf, ebenso andere Figuren aus der Feder des Autors. Das Auffinden dieser Details ist ein nettes Spiel, das man als Zuschauer spielen kann.
Dass man sich davon ablenken lässt, sagt viel über die Geschichte, die ziemlich platt und vorhersehbar gestrickt ist. Die Figuren sind eindimensional, vor allem der Zauberer Walter ist ein Klischeebösewicht, der einfach nur die Welt zerstören will. Auch Jake bleibt viel zu blass, weshalb man nach einer Weile das Interesse an ihm verliert, einzig Roland vermag noch zu fesseln, obwohl seine Schießkünste etwas zu überzogen dargestellt werden. Andererseits ist dies ein Fantasywerk, also warum sollte der Revolvermann nicht auch über ein wenig Magie verfügen?
Alles in allem ist die Story leidlich unterhaltsam und in wenigen Momenten sogar spannend, wird aber mit Sicherheit nicht seiner Vorlage gerecht. Den Film kann man sich auf Netflix anschauen.
Note: 3-