Tränen können heilsam sein. Ich könnte jetzt von der kathartischen Kraft des Kinos schreiben, aber man kann es auch so ausdrücken: Manchmal tut es gut, etwas Trauriges zu sehen und zu weinen. Besonders tragische Liebesgeschichten fallen in diese Kategorie, die vom Wunder der großen Liebe und ihrem Verlust durch einen schicksalhaften Tod erzählen. Romeo und Julia ist wohl das berühmteste Beispiel dafür. Im Kino kursieren seit einigen Jahren zahlreiche Filme, in denen sich todgeweihte Teenager ineinander verlieben, und einer der ersten basierte auf einem Bestseller von John Green, weshalb eine Verfilmung wohl unvermeidlich war. Nun habe ich sie mir endlich angesehen. Mit einer Großpackung Taschentücher für alle Fälle.
Das Schicksal ist ein mieser Verräter
Hazel (Shailene Woodley) ist mit 13 an Krebs erkrankt, hat sich wie durch ein Wunder wieder berappelt, weiß aber, dass sie nicht mehr allzu lange leben wird. Ihre Mutter (Laura Dern) drängt sie, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, wo sie Gus (Ansel Elgort) kennenlernt, der sein rechtes Bein an Knochenkrebs verloren hat, aber dennoch unverwüstlichen Optimismus ausstrahlt. Er verliebt sich sofort in sie, aber Hazel hat Angst davor, sich auf jemanden einzulassen, um ihn mit ihrem Tod zu verletzen. Doch Gus wirbt um sie, nimmt sie mit auf einen Trip nach Amsterdam, um ihrem Lieblingsautor (Willem Dafoe) zu treffen, der sie jedoch arg enttäuscht. Als sie sich schließlich doch auf eine Beziehung mit ihm einlässt, weiß sie nicht, dass ihre Tage bereits gezählt sind.
Was könnte es Tragischeres geben als todgeweihte Jugendliche? Sie sind jung, neugierig, wissbegierig, haben das ganze Leben vor sich und die Welt zu ihren Füßen, sie fühlen sich eigentlich unsterblich – und wissen doch, dass ihre Zeit begrenzt ist. Das ist ungerecht und furchtbar grausam. Das Schicksal ist eben wirklich ein mieser Verräter.
Ich kenne den Roman nicht, habe allerdings einen anderen von John Green gelesen (Margos Spuren) und war von seiner einfühlsamen Sprache und Bildhaftigkeit beeindruckt. Vermutlich ist das Buch großartig, zumindest hat es unheimlich vielen jungen und nicht mehr ganz so jungen Lesern gefallen. Leider ist der Film nicht so.
Dabei machen die Autoren Scott Neustadter und Michael H. Weber vieles richtig, sie orientieren sich stark an der Vorlage, schreiben geschliffene Dialoge und schaffen einige berührende und hin und wieder auch witzige Momente. Auch Regisseur Josh Boone hat sich Mühe gegeben, alles so einfühlsam wie möglich zu inszenieren, ohne dabei zu offensichtlich auf die Tränendrüsen seiner Zuschauer zu drücken. Die beiden Hauptdarsteller wiederum sind richtig gut, und auch die Chemie stimmt zwischen ihnen. Dennoch will der Funke bei mir einfach nicht überspringen.
Woran liegt es? Zum einen sind die Dialoge ein wenig zu elaboriert, zu perfekt formuliert, zu genau durchdacht. Dadurch entsteht der Eindruck, es mit papierenen Charakteren zu tun haben, nicht so sehr mit Menschen aus Fleisch und Blut. Zudem muss man sagen, dass in der Geschichte einfach nicht viel passiert. Bis die Handlung richtig in Gang kommt, ist bereits die Hälfte der Laufzeit vergangen, darüber hinaus ist alles so vorhersehbar, dass es keinerlei Überraschungen gibt. Und Willem Dafoes Figur ist mit ihrem finalen Auftritt so unglaubwürdig, dass man sich an dieser Stelle nur noch ärgert.
Immerhin gelingt es den Machern ganz zum Schluss noch ein paar Emotionen zu wecken, aber man fühlt sich dennoch manipuliert und stellenweise für dumm verkauft. Die Taschentücher habe ich jedenfalls nicht gebraucht.
Insgesamt kein schlechter Film, stellenweise sogar berührend und mit zwei großartigen Hauptdarstellern, aber leider nicht der Stoff, aus dem gute Melodramen gemacht sind.
Note: 3-