Mitte Mai verstarb Doris Day. Zufällig habe ich zu der Zeit einige ihrer alten Filme noch einmal angesehen und darüber geschrieben, einen davon aber leider vergessen;
Ein Pyjama für zwei
Carol Templeton (Doris Day) ist eine strebsame, engagierte Werbefachfrau, die gewissenhaft Kampagnen ausarbeitet und dafür gerne auch mal die Nacht zum Tag macht. Letzteres kann man auch über ihren ärgsten Konkurrenten Jerry Webster (Rock Hudson) sagen, der die Nacht jedoch dazu benutzt, seine Kunden mit frivolen Partys und leichten Mädchen zu ködern. Wie die Werbung letzten Endes aussieht, spielt für ihn keine Rolle. Carol zeigt den Playboy daher bei der Berufsgenossenschaft an und zitiert die Tänzerin Rebel (Edie Adams) in den Zeugenstand. Doch Jerry befördert Rebel kurz vorher zum Aushängeschild eines neuen, revolutionären Produkts namens Vip, damit sie zu seinen Gunsten aussagt, und dreht sogar einige Werbefilme mit ihr. Als Carol davon erfährt, will sie ihm diesen Auftrag mit allen Mitteln wegschnappen. Doch Vip existiert gar nicht. Als Jerrys nichtsahnender Boss (Tony Randall) die Werbefilme im Fernsehen ausstrahlen lässt, steht der Schwerenöter vor einem großen Problem …
Die Filme mit Doris Day und Rock Hudson sind die Blaupausen zu vielen romantischen Komödien geworden und haben das Genre maßgeblich geprägt. Wie schon in den früheren Screwball Comedys gibt es auch hier den Kampf der Geschlechter und eine meist auch berufliche Rivalität zwischen den beiden, die allein die Liebe überwinden kann. Immerhin darf die Frau hier berufstätig sein, auch wenn dieser Zustand nur als vorübergehender akzeptiert wird, da ihre primäre Aufgabe schließlich die der Ehefrau und Mutter ist.
Die Figuren bleiben aber Stereotype, denen man nicht wirklich nahekommt. Das funktioniert so lange gut, wie die beiden einander bekämpfen, wird aber zum Problem, sobald sie sich näher kennenlernen und verlieben sollen. An dieser Stelle merkt man, wie papieren die Figuren sind, wie wenig die Autoren über sie wissen.
Day ist wie immer die klinisch reine Jungfrau, ein bisschen naiv und weltfremd, gerne aus der Provinz (diesmal Nebraska), aber überaus strebsam und tüchtig. Hudson gibt dagegen den Playboy und Gigolo, der ständig neue Affären hat und weiß, dass man in der Werbung vor allem mit Sex Produkte verkaufen kann. Seine Masche ist daher immergleich, primitiv und dennoch erfolgreich. Dass er erfolgreich ist, verdankt er einzig und allein seinem Geschlecht und der Tatsache, dass die Welt der Industrie immer noch eine Männerdomäne ist.
Tony Randalls Figuren sind auch immer gleich, er ist der weiche, neurotische Typ, der an seiner Männlichkeit zweifelt. Im Vergleich zum kernigen Naturburschen Hudson ist er der überzüchtete Blaublüter, der sich darüber beschwert, dass es ihm im Leben viel zu leicht gemacht wird, der aber schon an den alltäglichsten Aufgaben scheitert. Er löst das ganze Chaos aus, weil er versucht, wie sein Vorbild Hudson zu sein, und ist dann nicht Manns genug, die Konsequenzen zu tragen.
Wie ein richtiger Mann zu sein hat, wird in diesen Komödien häufig als Thema behandelt und – teilweise ungeheuer witzig – von anderen Figuren kommentiert. Am Ende dominiert immer der dominante Charakter, der Macher und Lenker, aber auch er muss in sich gehen und seine gefühlvolle Seite entdecken. Wie bereits in Bettgeflüster geschieht das über eine Verwechslung. Wieder spielt Hudson einen klugen, einfühlsamen und zuvorkommenden Mann, der auf diese Weise Days Herz gewinnt. Wie die beiden am Ende zusammenfinden, wird hier deutlich besser und frivoler erzählt.
Der Film hat eine rasante, klug konzipierte und witzige erste Hälfte, leider gefolgt von einigen Längen und deutlichen Defiziten in der Charakterzeichnung. Aber er ist immer noch ein unterhaltsamer Spaß mit zwei gut aufgelegten Stars.
Note: 3+