Asiatische Filme können auf uns manchmal befremdlich wirken. Das liegt nicht so sehr an den unbekannten Schauspielern, den komplizierten Namen oder exotischen Kulissen, im Gegenteil, das alles besitzt den Reiz des Unvertrauten und macht eher neugierig, sondern an einigen Besonderheiten der Dramaturgie, die häufig nicht unseren, an Hollywood geschulten Sehgewohnheiten entspricht, und manchmal auch ganz einfach an den Dialogen. Ich weiß nicht, ob es der Synchronisation geschuldet ist oder die Dialoge so gewollt sind, aber sehr oft klingen sie einfach nur furchtbar.
Aus diesem Grund zucke ich bei vielen Filmen aus Japan, Südkorea und – seltener – China regelrecht zusammen, wenn die Schauspieler bizarre Sätze von sich geben, die sich wie die Synchronisation mancher Siebzigerjahre-Filme anhört, bei der den Figuren auch häufig willkürlich neue, oft witzig gemeinte Dialoge in den Mund gelegt wurden, die mit der Handlung oder dem Gezeigten wenig zu tun haben. Immerhin ist mir in den letzten Jahren aufgefallen, dass sich in punkto Dramaturgie etwas geändert hat und viele Filme sich verstärkt nach den westlichen Sehgewohnheiten richten.
Am Wochenende habe ich mir The Admiral angesehen, weil dieser recht bald aus Prime verschwindet und ich das Gefühl hatte, ich sollte ihn kennen. Denn mit 17,6 Millionen Besuchern – das ist jeder dritte Einwohner! – ist er der erfolgreichste Film Südkoreas.
The Admiral – Roaring Currents
1597 kämpft Korea bereits seit fünf Jahren gegen eine japanische Invasion. Die Flotte wurde geschlagen und bis auf 13 Schiffe dezimiert, der Admiral Yi Sun-sin (Min-sik Choi) von einem Rivalen als Verräter denunziert und gefoltert. Da die Japaner kurz davorstehen, die Hauptstadt einzunehmen, wird Yi Sun-sin begnadigt und auf seinen alten Posten befördert. Mit den verbliebenen Schiffen will er die japanische Flotte stoppen, doch einige seiner Offiziere verweigern seine Befehle und sabotieren sogar seine Arbeit, der Oberbefehlshaber der Armee verlangt die Auflösung der Flotte, damit sich die Soldaten ihm anschließen, und die Japaner haben den gefürchteten Piratenkönig Kurushima (Seung-ryong Ryu) zu Hilfe gerufen, der an Yi Sun-sin Rache nehmen will für den Tod seines Bruders …
Der Film zerfällt in zwei, fast gleich lange Teile, der erste ist im Grunde eine lange Einleitung, in der wir erfahren, wer die handelnden Figuren in diesem Historiendrama sind und welche Absichten und Motive sie haben. Im Mittelpunkt steht natürlich der Admiral, um dessen Gesundheit es nicht gut bestellt ist und der gegen das Misstrauen seiner Untergebenen ankämpfen muss, während er gleichzeitig versucht, eine Strategie gegen die Invasoren zu entwickeln. Etliche seiner Kapitäne werden ebenfalls vorgestellt, aber auch sein Sohn und einige andere Leute, die später eine wichtige Rolle spielen werden.
Auch die Japaner werden uns kurz nähergebracht, und sie kommen nicht gut weg. Immerhin ist die Darstellung einigermaßen fair und nicht allzu propagandistisch überzeichnet, aber mit ihrem grausamen Vorgehen sind sie von Anfang als die Bösen in der Geschichte erkennbar. Wie bei ihren Gegnern gibt es hier auch Rivalitäten untereinander, und angesichts der Vielzahl an handelnden Figuren mit ihren exotischen Namen ist es ziemlich schwer, den Überblick zu behalten.
Entsprechend zäh und langatmig ist die erste Stunde. Erst wenn die entscheidende Schlacht in der Meerenge von Myeongryang beginnt, ziehen Tempo und Spannung an. Der Rest ist ein einziges maritimes Gemetzel mit toll inszenierten Schlachtszenen, raffinierten strategischen Wendungen und einige Überraschungen. Von denen manche so bizarr wirken, dass man sicher sein kann, sie sind eher der Fantasie der Autoren entsprungen als historisch verbürgt. Erfrischenderweise hält sich das Pathos in Grenzen, auch wenn so mancher Auftritt befremdlich wirkt.
Der Film muss vor fünf Jahren einen Nerv in Südkorea getroffen haben. Er ist nicht schlecht gemacht, die Schauspieler agieren solide und die aufwendigen Effekte können sich sehen lassen, aber überragend ist er auch nicht. Warum ist ausgerechnet The Admiral der erfolgreichste Film des Landes? An der herausragenden Bedeutung der Schlacht allein, die zu den größten Siegen der maritimen Geschichte zählt, kann es wohl nicht liegen. Vermutlich – und der Film weist selbst darauf hin – ist es die Wirkung, die der Sieg auf die Moral der Bevölkerung hatte. Yi Sun-sin war bereit, sich selbst zu opfern, um die Kampfeskraft seines Volkes zu stärken, und nach seinem Sieg gelang es Korea schließlich, die Japaner zurückzudrängen. Man kann sagen, es war ein Schicksalsmoment in der Geschichte des Landes und hat seine Identität geprägt.
Für (Süd-)Koreaner ist der Film sicherlich ein Muss, für den Fan von Seeschlachten und David gegen Goliath-Filmen eine angenehme Überraschung. Allerdings muss man anfangs eine Menge Geduld mitbringen …
Note: 3