2003 mochte ich noch keine Zombie-Filme. Weil ich mich nicht mehr erinnern konnte, ob ich damals oder zu einem späteren Zeitpunkt eine Kritik zu 28 Days Later verfasst und veröffentlicht habe, bin ich meine alten Beiträge durchgegangen und habe lediglich einen Satz zu dem Film gefunden, in dem ich meine Abneigung gegen Zombie-Filme allgemein kundgetan habe. Tja, wie sich die Zeiten ändern, denn inzwischen schaue ich sie sogar ganz gerne und habe sogar The Walking Dead viel länger die Treue gehalten, als die Serie es verdient gehabt hätte …
28 Days Later
Eine Gruppe von Tieraktivisten bricht in ein Versuchslabor ein, um Affen zu befreien. Doch die Tiere sind mit einem neuen, gefährlichen Virus infiziert, der sie in mordlüsterne Bestien verwandelt. Vier Wochen später: Fahrradkurier Jim (Cillian Murphy) erwacht aus einem Koma in einem menschenleeren London. Nach und nach erfährt er, dass eine Seuche die Menschen in blutrünstige Killer verwandelt hat, die auf jeden Jagd machen, der noch nicht infiziert ist. Gemeinsam mit den Überlebenden Selena (Naomie Harris), Frank (Brendan Gleeson) und seiner Tochter Hannah (Megan Burns) macht sich Jim schließlich auf die Suche nach einem sicheren Versteck …
Der Beginn des Films – die Sequenz nach den Anfangstiteln, in der Jim erwacht und das verwaiste London erkundet – gehört zu den besten Anfängen der Filmgeschichte. Selten hat man die Einsamkeit und Isolation eines Menschen besser auf den Punkt gebracht, die Verzweiflung angesichts des offensichtlichen Untergangs seiner Kultur, visuell ungeheuer beeindruckend und durch die Musik (von John Murphy) emotional brillant auf den Punkt gebracht. Der hilflosen Suche nach einer Antwort und menschlicher Nähe folgt der nächste Schock, als Jim den ersten Infizierten gegenübersteht. Und diese Zombies, die technisch gesehen keine sind und auch nicht so genannt werden, sind ausgesprochen schnell.
Töten oder getötet werden, lautet das Credo dieser hässlichen neuen Welt, in der Jim sich alsbald zurechtfinden muss, schon damals eine Metapher auf die immer unbarmherziger werdende, von Konkurrenzdenken beherrschte Welt. Später, wenn die Flüchtenden in einem alten Herrenhaus auf den despotischen Major West (Christopher Eccleston) und seine Soldaten stoßen, wird der Kampf ums Überleben noch weiter auf die Spitze getrieben, denn nicht nur der mutierte Mensch ist dem Menschen ein Wolf …
Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Alex Garland erzählen uns hier also einen doppelten Kampf ums Überleben, der alles von den Protagonisten abverlangt. Leider bleibt dabei ein wenig die Psychologie der Figuren auf der Strecke, und auch die eine oder andere Ungereimtheit fällt einem bei der wiederholten Sichtung auf, die aber kaum ins Gewicht fällt. Abgesehen von einigen kleineren Längen ist es immer noch ein packender, visuell aufregender Film.
Note: 2-