Box Office FocUS Oktober 2019

_focUSWieder einmal frage ich mich, wo eigentlich die Zeit geblieben ist. Wenn Lebkuchen und Kürbisse in stiller Eintracht nebeneinander in den Regalen liegen, dann weiß man, dass das Ende des Kinojahres nahe ist. Aber soweit ist es noch nicht. Erst einmal gilt es, den erfolgreichen Oktober des Vorjahres zu schlagen. Die Top 3 wird nicht zu halten sein, aber auch wenn erneut nur wenige Filme gestartet werden, erhoffe ich mir eine erfreuliche Breite durch einen bunten Strauß an Filmgenres, die auf ihr Publikum warten.

Wochenende 40 vom 4. Oktober 2019 – 6. Oktober 2019

  • Man stelle sich nur mal vor, der Joker wäre eine Erfindung der Marvel-Comics. Disney wäre wohl in völlig neuen Sphären. So bekommen ausnahmsweise auch mal andere ein Stück vom Kuchen ab. Der tragische Horrorclown ist wohl einer der ikonischsten Bösewichte aller Zeiten. Und zwar genreübergreifend. Spätestens seit Heath Ledgers Interpretation in Nolans „The Dark Knight“ ist die Figur in aller Munde und erlebt nun bereits ihren vierten Schauspieler in der Rolle seit Jack Nicholsons erstem Auftritt im Jahr 1989. Für DC geht es mit „Joker“ stilistische erstmals in eine etwas andere Richtung. Wer hier einen typischen Superhelden-Film erwartet, der wird in Todd Phillips $64m-Produktion sicherlich enttäuscht werden. Vielmehr erwartet die Zuschauer die Charakterstudie einer kranken Seele, in der Hauptdarsteller Joaquin Phoenix wirklich alles tut, um der begehrtesten Trophäe Hollywoods ein Stückchen näher zu kommen. Es wird spannend zu sehen sein, ob die ikonische Figur auch in einer solchen Interpretation die Massen mobilisieren kann. Das Familienpublikum wird man hier zwar nicht erreichen, vielleicht hat Warner Bros nun aber endlich den richtigen Ansatz für seine Justice League gefunden. Auch wenn nicht alle Kritiker einer Meinung sind, können die Trailerklicks und Vorverkaufszahlen nicht irren. $90m/$210m wären ein toller Erfolg für den Verleih.

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Wochenende 41 vom 11. Oktober 2019 – 13. Oktober 2019

  • Die Geschichte der Familie Addams datiert zurück bis ins Jahr 1938, als erstmals Charles Adams‘ Cartoon im „The New Yorker“-Magazin erschien. Seitdem erhielt die kauzig-schaurige Familie unzählige Adaptionen in so ziemlich allen Medien, die man sich vorstellen kann. Gefehlt hat bisher noch eine computeranimierte Version, doch diese Lücke wird an diesem Wochenende mit Hilfe von MGM unter dem Label United Artists Releasing endlich gefüllt. Um ehrlich zu sein bin ich nicht wirklich begeistert von der gezeigten Animationstechnik, da hätte ich mir doch eher eine Aufarbeitung von Illumination gewünscht. Dennoch scheint das Interesse an der Produktion durchaus vorhanden zu sein. Aufgrund der langen Historie des Materials könnte hier eine große Zielgruppe angesprochen werden. Das überschaubare Abschneiden von Dreamworks‘ „Everest“ dürfte dem Erfolg des Animationsfilmes nur zuträglich sein. Der Oktober sollte sich als gutes Pflaster für „The Addams Family“ erweisen, denn auch mit Konkurrenz ist erst Ende November mit „Die Eiskönigin 2“ wieder zu rechnen. Ich könnte mir hier durchaus einen kleinen Überraschungserfolg im Bereich von $30m/$110m vorstellen.

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  • Lange sah es danach aus, als würde die Karriere von Will Smith einen erneuten Dämpfer ertragen müssen, doch nach all der negativen Presse. die dem Erscheinen des ersten Trailers zu „Aladdin“ folgte, kam es am Ende doch alles etwas anders. Der Film wurde zum Hit und Smiths Performance wurde zu einem der Höhepunkte des Filmes. Gespannt blickten nun alle auf seine Zusammenarbeit mit Oscarpreisträger Ang Lee. Wenngleich die Thematik bereits in „Looper“ in abgewandelter Form aufgegriffen wurde, schien das Projekt nach den ersten Trailern zu „Gemini Man“ eigentlich recht vielversprechend. Die im Film angewandte Verjüngungstechnik ist in jedem Fall, komme was wolle, beeindruckend anzusehen. A propos Technik, der Film stellt auch einen weiteren Versuch dar, dem Publikum das mit dem Hobbit gescheiterte HFR-Format erneut näher zu bringen (Möge es danach wieder in Frieden ruhen). Leider scheint der Film inhaltlich ganz und gar nicht gelungen, denn die ersten Kritiken zerreißen den Film auf ähnliche Weise, wie den unsäglichen „After Earth“. Ich fürchte, diese Kunde wird sich bis zum Start noch zum potentiellen Publikum verbreiten. Hoffen wir, dass sich vor allem einige ältere Herren dennoch ein eigenes Bild machen möchten, ansonsten wird die Luft für Paramount mit nur $24m/$60m mal wieder verdammt dünn.

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  • Um das Bild an diesem Wochenende zu vervollständigen, bietet Lionsgate zahlungswilligen Kunden die komödiantische „Her“-Variante „Jexi“ an. Die Geschichte eines jungen Mannes, der von der künstlichen Intelligenz seines Smartphones nach und nach vollkommen eingenommen wird, klingt einerseits wie eine Geschichte unserer Zeit, wirkt aber gleichzeitig vollkommen fehl am Platz. Die Trailer zünden nicht, da der satirische Teil hier viel zu kurz kommt. Wenn das die letzten Ideen des Genres sind, dann ist das Ende wahrlich nah. Hauptdarsteller Adam DeVine hat zuletzt vor allem in Netflix-Produktionen geglänzt und dort ein ordentliches Publikum erreichen können. Viele dieser Produktionen hätte man durchaus im Kino zeigen können, während „Jexi“ früher wohl eher im Heimvideomarkt versenkt worden wäre. Aber so haben sich die Zeiten geändert. Die Trailerklicks sind zwar solide, ich kann mir dennoch nicht vorstellen, dass die Komödie auf breites Interesse stößt. Mit $6m/$15m würde der nächste Tiefschlag für das Genres warten.

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Wochenende 42 vom 18. Oktober 2019 – 20. Oktober 2019

  • Es folgt das Wochenende der verspäteten Sequels. Obwohl „Alice im Wonderland“ den eigentlichen Anfang stellte, war der wahre Ursprung von Disneys Remake-Orgie die etwas andere Variante der Dornröschen-Geschichte: „Maleficent“. Die ungewöhnliche Wahl, die Geschehnisse aus Sicht der ikonischen bösen Fee zu erzählen, zahlte sich für das Studio aus und überraschte uns alle mit einem tollen Einspielergebnis. Eine neue Ära im Hause Disney war eingeläutet. Der Katalog Disneys bietet eine Menge Möglichkeiten für Neuinterpretationen alter Klassiker, dennoch entschied man sich, sehr schnell schon mit Fortsetzungen zu arbeiten. Im Fall von „Alice im Wunderland“ entpuppte sich dies als schlechte Idee, denn die 3 Jahre und 3 Johnny Depp-Skandale zu spät erschienenen Fortsetzung wurde zu einem der selten gewordenen Flops des übermächtigen Studios. Auch deswegen war ich verwundert, dass man die Entwicklung von „Maleficent: Mächte der Finsternis“ weiter vorangetrieben hat. Vermutlich spielte da aber auch das neue Streamingangebot Disney+ eine Rolle, für das man zum Start genügend Material benötigte. Immerhin hat man die immer seltener vor der Kamera auftauchende Angelina Jolie überzeugen können, der bösen Fee noch einmal ihr Gesicht zu leihen, sodass die Hoffnung besteht, dass auch das Sequel eine Geschichte zu erzählen hat, auf die das Publikum gewartet hat. Die Vorverkaufszahlen sind gar nicht so schlecht und so hoffe ich, dass sich die Geschichte hier mit $45m/$135m nicht gänzlich wiederholt.

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  • Noch bevor mit „The Walking Dead“ ein neuer Zombie-Hype ausbrach, landete Sony mit seiner Komödie „Zombieland“ im Jahr 2009 einen erfreulichen Erfolg, der auch im Heimvideosegment noch viele Bewunderer einsammeln konnte. Folgerichtig machte man sich auch schnell daran, das Drehbuch einer Fortsetzung zu verfassen. Die Jahre gingen ins Land und immer wieder wurden Nachrichten laut, dass es nun endlich etwas werden soll. Seitdem hat sich einiges geändert. Der damals aufstrebende Jesse Eisenberg und die oscarnominierte Abigail Breslin sind mehr oder weniger von der Bildfläche verschwunden, während Emma Stone zur oscarprämierten  A-Listerin herangewachsen ist. Und Woody Harrelson ist eben Woody Harrelson. Außerdem hat der Verleih für weitere prominente Unterstützung gesorgt und auch Regisseur Ruben Fleischer für den zweiten Part der Geschichte gewinnen können. Wäre „Zombieland 2“ wie üblich 2 oder 3 Jahre nach dem Original gestartet, dann hätte ich durchaus Möglichkeiten für ein sattes Plus gesehen. Ich denke, dass die Pause hier zu lang war, in der Zwischenzeit zu viel Zombie-Content auf die Zuschauer losgelassen wurde und das Sequel nicht mehr komplett zeitgemäß wirkt. Als Fan des ersten Teils hoffe ich dennoch, dass es noch einmal zu $24m/$60m reicht.

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Wochenende 43 vom 25. Oktober 2019 – 27. Oktober 2019

  • Auch für Dämonen scheinen die Zeiten härter zu werden. Um neue Opfer ausfindig zu machen, müssen sie nun schon unter die App-Entwickler gehen. In „Countdown“ erfahren potentielle Opfer per Smartphone-App vom Zeitpunkt ihrer letzten Taxifahrt in die Hölle. Eigentlich recht praktisch, so kann man vorher noch alle Termine erledigen und sich rechtzeitig per Instagram verabschieden. Schöne neue Welt. Wenig überraschend erhält der Film, der wie eine kindgerechte Mischung aus „Final Destination“ und „The Ring“ wirkt, eine PG13-Freigabe und kann so sein Zielpublikum perfekt bedienen. Der Trailer ist gerade erst erschienen und hat dementsprechend noch nicht sonderlich viele Klicks. Als einzige Horror-Option des Monats sollte der Film aber dennoch alle Zuschauer einfangen, die sich zum Halloween-Fest ihr alljährliches Gruselereignis abholen möchten. $12m/$35m könnten die Folge sein.

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  • Zu guter Letzt startet Screen Gems einen typischen Cop-Thriller, der uns ein wenig in die frühen 2000er zurückversetzt. Obwohl das Thema Cop-Kriminalität heute aktueller denn je ist, hat man ähnliches nun schon mehrfach auf der Kinoleinwand gesehen. Dennoch wirkt der Film wie eine willkommene Abwechslung im Filmangebot des überschaubaren Oktobers. Mit der vornehmlich afroamerikanischen Besetzung, die mit Naomi Harris und Tyrese Gibson durchaus prominent ausfällt, wird hier natürlich wieder vornehmlich auch dieses Publikum angesprochen. Ich glaube aber auch, dass man mit der Thematik auch die breite Masse ansprechen wird. Da „Gemini Man“ wohl unter den Erwartungen bleiben wird, sollte „Black and Blue“ hier durchaus die Chance haben, bei Freunden klassischer Action zu punkten. Filme wie diese sind in der Regel recht resistent gegen schlechte Kritiken, deswegen muss man sich auch hier wenig Sorgen machen. Einzig das geringe Interesse bei Facebook lässt mich grübeln. Dennoch glaube ich, dass hier $12m/$30m im Bereich des Möglichen liegen.

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Statt eines Fazits gibt es diesmal eine Nachricht in eigener Sache. Nach langem Überlegen habe ich mich dazu entschlossen, den Blog nach nun bald 4 Jahren nicht mehr weiter zu führen. Zu diesem Entschluss kam ich aufgrund eines Zusammenspiels mehrerer Faktoren. Mit der Zeit fiel es mir immer schwerer, die nötige Zeit für den Blog aufzubringen. Konnte ich es früher kaum erwarten mich an den Blog zu machen, habe ich es in den letzten Monaten immer mehr vor mir hergeschoben. Ja, auch wenn es nur eine kurze Lektüre ist, hinter alledem steck tatsächlich Arbeit. Recherche, Trailer schauen und bewerten, Trailerklicks zählen etc. Dazu kommt für einen ungeübten und nicht von Natur aus talentierten Autoren auch noch die Korrekturarbeit. Das summiert sich und kostet letztendlich Zeit. Zeit, die ich früher sehr gerne investiert habe, heute aber leider nicht mehr. Die Kinobranche hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, sie bereitet mir insgesamt nicht mehr so viel Freude, nein, oftmals ärgert sie mich sogar. Wegen dieser Freude und weil ich immer große Freude empfunden hatte, als Mark noch seine US-Vorschau verfasst, habe ich diesen Blog überhaupt erst begonnen. Ich glaube, dass sich in den letzten Monaten auch sehr viel Negativität in den Blog geschlichen hat und obwohl ich leider meist Recht mit diesen Einschätzungen hatte, macht es vermutlich am Ende auch beim Lesen keinen Spaß mehr, immer nur Doom and Gloom vorgesetzt zu bekommen. Genau aus diesem Grund eben nun auch das Ende. Wenn ich mir selbst nicht mehr gerecht werden kann und sie nicht mehr gerne lese, dann werde ich meine Ergüsse auch nicht mehr auf andere loslassen. Aber genug davon. Ich werde das Jahr noch zu Ende machen und für die letzten zwei Ausgaben hoffentlich noch einmal ein wenig Inspiration und Hoffnung für das Kino der Zukunft finden. Bis dahin schon einmal Danke an alle, die gerne auch ein wenig ihrer Zeit geopfert haben, Box Office FocUS zu lesen.