Vergangenes Wochenende war ich endlich mal wieder im Kino. Wie ich schon in meinem Septemberbericht geschrieben habe, war das Angebot in der ersten Monatshälfte ja leider etwas dünn, aber nun sind gleich zwei Filme gestartet, die ich unbedingt sehen wollte. Der erste ist ein Science-Fiction …
Ad Astra: Zu den Sternen
Roy McBride (Brad Pitt) ist ein Ausnahme-Astronaut, dessen Puls selbst in den gefährlichsten Situationen nie über 80 steigt. Dies ist ein Grund, warum er für eine Geheimmission ausgewählt wird, nachdem eine Reihe von Antimateriestürmen die Erde an den Rand der Vernichtung gebracht haben. Diese stammen vom Antrieb eines als verschollen geltenden Raumschiff, das vor dreißig Jahren zum Rand des Sonnensystems geflogen ist, um dort nach außerirdischem Leben zu suchen, und der Kommandant war – Roys Vater (Tommy Lee Jones). Deshalb soll Roy nun zum Mars fliegen, um von einer Basis einen Funkspruch an seinen Vater abzusetzen, von dem er immer dachte, er sei tot …
Es ist im Grunde eine einfache Geschichte: Roy erfährt, dass sein Vater noch leben könnte, und versucht, das Geheimnis zu ergründen, warum dieser fast drei Jahrzehnte lang verschwunden war. Hat er außerirdisches Leben gefunden? War er außerhalb des Sonnensystems? Und was ist passiert, dass sein Schiff diese gefährliche Strahlung freisetzt, die das Leben im gesamten bewohnten Sonnensystem zerstören könnte?
Es ist vor allem dieses Rätsel, das für Spannung in James Grays Film sorgt, den er zusammen mit Ethan Gross auch selbst geschrieben hat, denn das Tempo ist eher gemächlich, schließlich ist es eine sehr lange und mitunter gefährliche Reise von der Erde bis zum Rand unseres Sonnensystems. Unterwegs erlebt Roy allerdings einige Abenteuer – Angriffe von Piraten, mysteriöse Todesfälle auf einem gestrandeten Raumschiff – die den Zuschauer zusätzlich bei der Stange halten, manchmal aber auch Fragen nach ihrer Sinnhaftigkeit aufwerfen. Im Grunde sind diese Episoden nämlich völlig überflüssig, weil sie nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben, aber ohne sie wäre die Story noch dünner als sie es ohnehin bereits ist.
Das heißt aber nicht, dass die Geschichte langweilig wäre. Im Grunde handelt sie von der Einsamkeit des Menschen. Schon gleich zu Beginn, wenn Roy bei einem Außeneinsatz eine Reparatur an einer Antenne in der Atmosphäre vornehmen muss, ist er völlig allein, isoliert in seinem Raumanzug. Auch später wird immer wieder dieses Bild bemüht, um zu zeigen, wie sehr Roy sich von allen anderen Menschen entfernt hat. Seine Ehe mit Eve (Liv Tyler) ist an seiner Verschlossenheit gescheitert, seinem Unvermögen, auf andere zuzugehen und Emotionen zuzulassen. Roy ist wie eine gut funktionierende Maschine, was ihn auch so wertvoll für die Mission macht.
Letzten Endes ist Ad Astra die Reise eines Menschen zu sich selbst. Tief in seinem Inneren ist Roy immer noch das verlassene Kind, das verstehen will, warum seinem Vater die Familie nicht wichtig genug war, um zu den Sternen aufzubrechen und dort nach Leben zu suchen. Roys Angst vor Gefühlen hat mit diesem Verlust zu tun, und indem er sich auf die Suche nach seinem Vater begibt, versucht er auch, sich selbst zu finden. Passend, dass die Figur im Film immer wieder psychologischen Beurteilungen ausgesetzt ist, die sicherstellen sollen, dass er psychisch stabil ist. So ist Roy immer wieder gezwungen, über sich selbst nachzudenken – eine Therapie im Weltall sozusagen. Darüber hinaus handelt der Film aber auch von der Frage, ob wir allein im Universum sind. Die Suche nach Außerirdischen hat in der Geschichte daher eine ebenso große Bedeutung wie die Religion, und wohl noch nie wurde so oft in einem Science-Fiction gebetet wie in Ad Astra …
James Gray findet auf all das einige Antworten, die er am Schluss Roy in den Mund legt, wenn dieser seine Reise beendet. Man hätte aus dem Thema menschliche Einsamkeit sicherlich noch mehr herausholen können, ebenso aus der Figurenkonstellation, aber er liefert damit auch einige Denkansätze, die einen noch eine Weile nach Verlassen des Kinos beschäftigen.
Note: 2-