Manche Filme liegen bei mir sehr lange herum. Als die Oscars für 2015 vergeben wurden, war The Danish Girl gleich vier Mal nominiert, für Ausstattung und Kostüme ebenso wie für die beiden Hauptdarsteller, wobei letzten Endes nur Alicia Vikander den Preis für die beste Nebenrolle mit nach Hause nehmen konnte. Hochgelobt von der Kritik, wollte ich mir den Film auch ansehen, konnte mich aber nicht so recht überwinden, ins Kino zu gehen. Aber nun habe ich es endlich geschafft …
The Danish Girl
Einar (Eddie Redmayne) ist ein anerkannter Maler im Kopenhagen der 1920er Jahre und glücklich mit Gerda (Alicia Vikander) verheiratet. Doch Einar hütet ein Geheimnis: Er fühlt sich eigentlich als Frau, und als Gerda ihn einmal als Vertretung für ein verhindertes Modell in Seidenstrümpfen posieren lässt, wächst sein unterdrücktes Verlangen nach Veränderung. Gerda unterstützt ihn darin, und gemeinsam erschaffen sie Lili, statten sie mit Kleidern aus einem Theaterfundus aus, schminken und frisieren sie und lassen sie schließlich auch öffentlich auftreten. Gleichzeitig beginnt Gerda, Lili und ihre Veränderung zu malen, wovon ihre Karriere plötzlich ungemein profitiert. Doch der Weg, den Lili beschreitet, führt sie immer weiter fort von ihrem Leben als Mann – und damit auch von Gerda …
Mit The King’s Speech hat sich Regisseur Tom Hooper bereits einmal eines Stoffes angenommen, der lose auf einer wahren Begebenheit basiert. Auch hier inszeniert er die historische Geschichte einer der ersten Geschlechtsangleichungen mit wachem Blick für die emotionalen Strömungen der Figuren, ihrem Wunsch nach Veränderung und Vervollständigung, nach einer einheitlichen Identität.
Eddie Redmayne zeigt einmal mehr, was für ein großartiger, wandlungsfähiger Schauspieler er ist, wobei sein androgynes Aussehen sicherlich ebenfalls ausschlaggebend war für das Angebot, diese Rolle zu spielen. Es gibt nicht viele Schauspieler, die als Frau ein ebenso gutes Bild abgeben wie als Mann, ohne die Figur dabei der Lächerlichkeit preiszugeben. Redmaynes subtile, nuancierte Darstellung ist in jeder Phase der Veränderung absolut überzeugend, das Innenleben der Figur wird nach und nach aufgefächert, ihr Bedürfnis unmittelbar erfahrbar.
Zwangsläufig kommen die anderen Figuren dabei etwas zu kurz, wobei Alicia Vikander ebenfalls überzeugend die liebende, unterstützende Ehefrau verkörpert, die nach dem anfänglich vermeintlichen Spiel mit den Geschlechtern nur zögernd erkennt, dass Lili kein leichtfertig heraufbeschworener Geist ist, den es wieder auszutreiben gilt, sondern die wahre Natur ihres Mannes.
Leider wird das dramatische Potential nicht ganz ausgeschöpft, weil Gerda stets verständnisvoll agiert und es auch sonst keine nennenswerte Ablehnung gibt – es scheint, als lebten die Eheleute in einer Blase, die sie vor der Welt beschützt. Das führt dann auch in der zweiten Hälfte des Films zu einigen Längen, die aber nicht weiter ins Gewicht fallen.
Alles in allem ein schön inszenierter, wunderbar gespielter Film über ein Thema, das erst jetzt verstärkt in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückt.
Note: 2