Outlaw King

Vergangenes Wochenende bin ich meine Watchlist durchgegangen und habe nach einem Film für einen gemütlichen Abend auf der Couch gesucht. Da ich gerne Historiendramen sehe, bin ich schließlich bei diesem Netflix-Film hängengeblieben:

Outlaw King

Anfang des vierzehnten Jahrhunderts mischt sich der britische König Edward (Stephen Dillane) in die schottische Thronfolge ein, um das Land unter seine Kontrolle zu bringen. Einer der Anwärter ist Robert the Bruce (Chris Pine), dessen Vater (James Cosmo) ein guter Freund Edwards ist und sich daher Hoffnungen auf die Krone macht. Robert heiratet sogar Edwards Patentochter Elizabeth (Florence Pugh), um das Bündnis zu stärken. Doch die Engländer verlangen immer mehr Geld und Männer für ihre Kriege und die Unzufriedenheit wächst. Nach dem Tod seines Vaters beschließt Robert, sich selbst zum König der Schotten auszurufen und beginnt eine Rebellion gegen Edward.

In gewisser Weise ist Outlaw King die Fortsetzung von Braveheart, denn er setzt die Geschichte der schottischen Unabhängigkeitskriege fort. William Wallace, die von Mel Gibson gespielte Hauptfigur von Braveheart, ist zu Beginn der Handlung bereits so gut wie geschlagen und wird kurz darauf hingerichtet. Ebenso wie in Braveheart endet auch Outlaw King mit der Schlacht von Bannockburn, einer der schlimmsten Niederlagen für ein englisches Heer in der Geschichte.

Outlaw King konzentriert sich vor allem auf den zwischen der Hinrichtung von Wallace und der Schlacht liegenden Guerillakrieg Roberts gegen die Engländer. Regisseur David Mackenzie, der mit vier weiteren Autoren auch am Drehbuch schrieb, setzt dabei vor allem auf Action und inszeniert ungefähr alle zehn Minuten eine Schlacht, einen Kampf oder wenigstens eine zünftige Schlägerei. Dadurch kommt kaum Langeweile auf, und gerade die Schlacht zum Ende hin wird so spannend und blutig in Szene gesetzt, dass der Film den Vergleich mit anderen Mittelalter-Epen wie Königreich der Himmel nicht scheuen muss.

Leider bleiben die Figurenzeichnungen bei all den Kämpfen weitgehend auf der Strecke. Roberts Beweggründe sind immerhin klar, man versteht, was ihn umtreibt, und wenn die Engländer unter dem heimtückischen Kronprinzen (Billy Howle) seine Ehefrau und Tochter gefangen nehmen und einkerkern, ist man endgültig auf seiner Seite. Der Prinz wird vielleicht ein wenig zu sehr dämonisiert, und auf der anderen Seite hätte man auch gerne mehr über die Mitstreiter Roberts erfahren, deren Tod einen daher nicht so sehr berührt wie es sinnvoll gewesen wäre.

Immerhin gibt es mit der Heirat von Robert und Elizabeth noch eine kleine Liebesgeschichte als Nebenhandlung, die vielleicht nicht so romantisch in Szene gesetzt wird, dass sie die Frauen begeistern kann, die aber mehr ist als nur hübsches Beiwerk. Auch Elizabeth darf sich schließlich noch behaupten, hätte aber ruhig noch ein wenig mehr Raum in der Geschichte einnehmen dürfen. Letzten Endes ist es eben eine Welt der Männer …

Warum der Film einen eher mageren IMDb-Wert hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Die Story ist spannend, die Ausstattung kann sich sehen lassen, und der Film hat alles, was ein Historiendrama braucht.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.