Mark G. und ich sind diese Woche wieder auf der Filmmesse in Köln und werden vermutlich ab Mittwoch darüber berichten, was es hier alles zu sehen gibt. Sofern wir nicht bei den diversen Partys versumpfen …
Ich freue mich jedenfalls schon auf die Filmmesse, das Wiedersehen mit alten Freunden und Bekannten und jede Menge Neuigkeiten, aufregende Trailer und spannende Ausschnitte aus den Filmen der nächsten Monate.
Zuvor gibt es aber noch die Kritik zu dem Film, den ich kürzlich im Kino gesehen habe:
Long Shot
Fred (Seth Rogen) ist ein Investigativ-Journalist, der nach der Übernahme seiner Zeitung durch den Medienmogul Wembley (Andy Serkis) seinen Job verliert. Zufällig trifft er seine ehemalige Nachbarin und Babysitterin Charlotte (Charlize Theron) wieder, die nun amerikanische Außenministerin ist. Von seinen Fähigkeiten als Autor beeindruckt, engagiert sie ihn als Redenschreiber. Gemeinsam bringen sie eine Umweltinitiative auf den Weg, die zugleich der Grundstein für Charlottes Präsidentschaftskandidatur sein soll, und kommen sich dabei näher. Doch die Umfragen sind gegen das ungleiche Paar …
Bob Odenkirk spielt den Präsidenten und Charlottes Vorgesetzten, der früher ein TV-Schauspieler war, der von der Politik keine Ahnung hat und sich von jedem beeinflussen lässt, mit dem er sich gerade unterhält, ganz besonders aber von gewieften Geschäftsleuten wie Wembley, der mit seinem TV-Sender rechte Propaganda betreibt. Selbst ein Blinder würde in dieser Konstellation Donald Trump und Rupert Murdoch erkennen.
Mit diesen hübschen Einfällen erschöpft sich jedoch die Politsatire weitgehend auch schon. Es gibt noch ein paar Seitenhiebe auf die gegnerischen Parteien, die Abhängigkeit der Politiker von Umfragen und Meinungsmachern und sogar auf das gleichgültige Wahlvolk, dem die Optik meist wichtiger ist als der Inhalt. Das ist treffend geschildert, angesichts der wahren Zustände in Washington und dem Rest des Landes jedoch ziemlich harmlos.
Die Drehbuchautoren Dan Sterling und Liz Hannah konzentrieren sich stattdessen lieber auf die Liebesgeschichte zwischen Charlotte und Fred, die auf den ersten Blick so ungleich sind, dass man eine Weile braucht, um die beiden besser kennenzulernen und mit ihnen zu erkennen, dass sie perfekt füreinander geschaffen sind. Das funktioniert dank Charlize Therons schauspielerischen Fähigkeiten ganz vorzüglich, und Seth Rogen ist wie immer so knuffig-kumpelig, dass man ihm auch die Rolle des modernen Mannes abnimmt, der sich nicht von einer starken Frau einschüchtern lässt, sondern sie nach Kräften unterstützt. Das ist erfreulich modern und weitgehend unverkrampft geschildert.
Wie immer in einer Seth Rogen-Komödie gibt es aber auch einige, zum Glück relativ wenige, Fremdschäm-Momente, die man am liebsten ausblenden möchte. Der Rest ist, wie gesagt, eine solide Love-Story, die sich stark an Filme wie Pretty Woman orientiert (und auch einen Song aus dem Soundtrack zitiert) und ziemlich vorhersehbar und mit (zu vielen) Längen in der zweiten Hälfte in den Hafen des Happy Ends segelt.
Alles in allem ein schönes Polit-Liebes-Märchen, ein wenig zu schräg vielleicht für die Hardcore-Romantiker und nicht bissig genug für die Satire-Fans, aber so ist wenigstens für alle Geschmäcker etwas dabei.
Note: 3