Ich musste in den Statistiken bis ins Jahr 1994 zurückgehen um einen Juni zu finden, in dem nur zwei Filme den Blockbuster-Meilenstein übertreffen konnten. Machen wir es kurz: Es kam noch schlimmer als befürchtet. Der Monat war ein absolutes Desaster. Obwohl der Juli mit nur 6 Starts schon jetzt einen eigenen Negativ-Rekord aufstellt, sehe ich für die Erfolgsaussichten bei weitem nicht so schwarz. Einmal mehr liegen aber alle Hoffnungen auf den Schultern des „Mouse-House“.
Wochenende 27 vom 5. Juli 2019 – 7. Juli 2019
- Wenn ich oben schrieb, dass die Hoffnungen auf den Schultern von Disney lasten, dann war das nur die halbe Wahrheit. Genau genommen ist „Spider-Man: Far From Home“ nämlich eine Sony-Produktion. Nunja, was Sony getan hat, ist, sich erfolgreich an die Rechte an der Figur zu klammern. Sony die Mistel, Disney der Baum. Doch wer will sich beklagen, wenn das einzige noch funktionierende Studio auch die Konkurrenz am Leben hält. Obwohl der geneigte Marvel-Fan nach dem bombastischen „Avengers: Endgame“ sicher gerne noch die unzähligen Eindrücke verarbeiten würde, wird Phase 3 des MCU durch Peter Parkers Europa-Reise zu Ende geführt. Das mag ein wenig anti-klimatisch wirken, ist es vermutlich auch, doch ein wenig leichte Marvel-Unterhaltung nach dem bedeutungsschwangeren Endgame wird wohl keinem schaden. Schon gar nicht den Kinobetreibern, denn nach ersten Ergebnissen aus Asien zu urteilen, könnte auch „Far From Home“ noch von der Endgame-Euphorie profitieren. Aufgrund der Feiertagskonstellation zum Independence Day startet der Film bereits am Dienstag. Ein unerwartetes Comeback feiern an diesem Wochenende auch die legendären und von vielen schmerzlich vermissten echten Mitternachts-Vorstellungen. Möge diese kleine Reise in vergangene Tage ein wenig Sommer-Magie zurück in die Kinos und die Herzen der Zuschauer bringen. Die Herzen der Studiobosse werden bei einem Einspiel von $165m(6T)/$335m sicher auch mit Liebe gefüllt werden.
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- Obwohl „Hereditary“ im vergangenen Jahr meine Prognose mehr als verdoppeln konnte, muss man sich fragen, ob er mit $44m wirklich beim Mainstream-Publikum angekommen ist. Der „D+“-Cinemascore dürfte das recht schnell beantworten. Ari Aster scheint in jedem Fall neuer Kritikerliebling zu sein, denn auch sein Nachfolger „Midsommar“ wurde von der schreibenden Zunft sehr wohlwollend aufgenommen. Ich denke aber, dass auch hier wieder eher ein Nischenpublikum angesprochen wird, denn nicht jeder lässt sich gerne auf 140 Minuten grenzwertiges Schlachtfest mit Schnarcheinlagen ein. Auf mich machten die Trailer in jedem Fall absolut keinen Eindruck, aber vermutlich ist mein IQ dafür schlicht 30 Punkte zu niedrig angelegt. Tatsächlich scheint „Midsommar“, trotz seiner guten Kritiken, bisher kaum Wellen zu schlagen. Auf lange Sicht wird der Film wohl eher als Kuriositätenkabinett im Heimvideobereich ein Zuhause finden. Im Schatten des Spinnen-Mannes sollten $11m(5T)/$23m das Maß aller Dinge sein.
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Wochenende 28 vom 12. Juli 2019 – 14. Juli 2019
- Marvel-Helden ohne Kostüm in einer Road-Action-Buddy-Komödie. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Genau. Gut möglich dass der Erfolg von „Killer’s Bodyguard“ mit dafür verantwortlich ist, dass „Stuber – 5 Sterne Undercover“ an diesem Wochenende in Amerikas Lichtspielhäusern zu bestaunen ist. In Sachen Besetzung zieht „Stuber“ mit nur einem Superhelden, Dave Bautista, zwar den Kürzeren, hat aber im Gegenzug einen Prime-Spot mitten im Sommer. Viel wichtiger ist jedoch die in den letzten Monaten mehrfach angesprochene Tatsache, dass es für einen Film wie Stuber weit und breit keine Konkurrenz mehr zu geben scheint. Die Komödie ist mittlerweile fast so tot, wie die RomCom. Ist den allen wirklich das Lachen im Halse stecken geblieben? Da wird es einem wirklich Bange, welches Genre als nächstes ausgelöscht wird. Aber konzentrieren wir uns auf das, was die Studios uns noch zu schenken bereit sind. Die Trailer zum Film machen Spaß und auch wenn man hier zwischen zwei gigantischen Produktionen eingezwängt ist, könnte letztendlich $17m/$60m für eine der letzten echten Fox-Produktionen erwirtschaftet werden.
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- Ob man bei nur 6 Filmen überhaupt Raum zum Durchatmen braucht ist die Frage. Dieses Wochenende wirkt aber durchaus wie ein gut gemeinter Puffer zwischen zwei Großproduktionen. Speziell „Crawl“ hatte ich nach dem gelungenen Trailer und dem großen Interesse daran eine kleine Überraschung zugetraut. Leider scheint das Studio Paramount kein allzu großes Interesse an diesem Horrorthriller zu haben, denn zwei Wochen vor dem Start ist der Trailer noch immer das einzige, was man in Sachen Marketing zustande gebracht hat. Regisseur Alexandre Aja scheint nach seinem 3D-Remake von „Piranha“ in jedem Fall Gefallen an der Gefahr aus der Tiefe gefunden zu haben. In „Crawl“ bekommt es eine Stadt mit einer Horde hungriger Alligatoren zu tun, die definitiv nicht geplant haben, als Handtaschen oder Grillgut zu enden. Nachdem „Meg“ im letzten Sommer eine der größten Überraschungen des Jahres aufs Parkett legte, dachte ich lange, dass „Crawl“ das Potenzial hätte, zumindest ein halber „Meg“ zu werden. Aufgrund der aktuellen Entwicklung sehe ich aber leider nur noch $15m/$35m, hoffe aber, dass mich Paramount in den nächsten Tagen eines Besseren belehrt.
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Wochenende 29 vom 19. Juli 2019 – 21. Juli 2019
- An diesem Wochenende wird sich entscheiden, ob der Kinosommer 2019 mit einem blauen Auge davonkommen wird. Die unzähligen Enttäuschungen anderer Studios wird „Der König der Löwen“ zwar nicht aus der Welt schaffen können, er wird aber einen großen Teil zum allgemeinen Einspiel beitragen können. Als Remake des mit Abstand erfolgreichsten Zeichentrickfilmes der Disney-Renaissance, ruhen alle Hoffnungen nicht umsonst auf den Schultern von Simba & Co. Regisseur John Favreau hat bereits in „The Jungle Book“ bewiesen, dass sprechende Tiere in realer Optik ein Publikum in ihren Bann ziehen zu wissen. Während zuvor genannter Film noch mit einem menschlichen Protagonisten als Identifikationsfigur aufwarten konnte, übernehmen diese Rolle in „Der König der Löwen“ ausschließlich am Computer entstandene Kreaturen der Savanne Afrikas und das Ergebnis ist absolut atemberaubend. Der Fotorealismus sucht wahrlich seinesgleichen und wird so schnell und in dieser Form wohl auch nicht mehr erreicht werden. Bleibt nur noch die Frage, ob dem US-Publikum die Identifikation genauso leicht fällt, wie mit den beliebten 2D-Versionen von 1994. Ich mache mir bei den aktuellen Vorverkaufszahlen keine Sorgen und sehe auch keinen Grund mehr, weshalb das Einspiel von „Die Schöne und das Biest“ nicht erreicht werden sollte. Mit Blick auf den überfüllten, aber schwachen August, wird hier mit $180m/$550m das letzte echte Highlight des Sommers durch die Decke gehen.
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Wochenende 30 vom 26. Juli 2019 – 28. Juli 2019
- Zum Abschied eines Monats, in dem sich keiner der 6 Filme über mangelnde Aufmerksamkeit beschweren kann, gibt es aus dem Hause Tarantino noch eine Portion Kinokult für den Mainstream. „Once Upon a Time in Hollywood“ ist eine wilde Mischung aus Fiktion und historischen Fakten geworden. Doch vor allem ist es eine Hommage an das Ende des goldenen Zeitalters Hollywoods. Da sind sich die Kritiker alle recht einig. Tarantino ist, das wissen wir alle, schon lange kein Geheimtipp mehr. Seine Filme sind absolut im Mainstream angekommen und sein Stil ist mittlerweile fast schon zu einem eigenen Genre geworden. Das wissen auch die Stars Hollywoods, sodass für „Once Upon a Time in Hollywood“ die Crème de la Crème seine Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hat. Vor allem das Führungsduo aus Leonardo DiCaprio und Brad Pitt birgt enormes Potential. Speziell DiCaprio ist in den letzten Jahren zu einer echten Bank in Sachen Erfolgen geworden. Viele Zuschauer werden nach seiner mehrjährigen Schaffenspause neugierig auf das neuste Projekt des einstigen Teenischwarmes sein. Da der Juli bisher nichts für ältere Herrschaften zu bieten hatte und durchaus auch zu erwarten ist, dass der Film beim jüngeren Publikum punkten wird, kann man davon ausgehen, dass der Juli für Sony mit $45m/$150m genau so erfreulich endet, wie er begonnen hatte.
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Schon jetzt kann man, da viele Kritiken bereits veröffentlicht sind, sagen, dass die Qualität des Angebotes im Juli über fehlende Quantität hinwegtröstet. Vielleicht haben die Studios auch alles richtig gemacht und der Monat wird zu einem Vorbild für die Zukunft. Weniger Filme insgesamt, dafür aber mit Qualität punkten. Hoffen wir, dass das Konzept aufgeht und die Verleiher mit einer solchen Strategie nicht zu viele Zielgruppen aus den Augen verlieren.