Wir sind nicht auf einer Pilgerreise. Ich sollte das vielleicht einmal klarstellen, weil man bei all den vielen Klöstern und Kirchen den Verdacht bekommen könnte, dass wir im Auftrag des Herrn unterwegs wären. Nichts desto Trotz haben wir am Dienstag erneut zwei Klöster besichtigt, die praktischerweise direkt nebeneinander liegen.
Das Moni Gouverneto liegt am nördlichsten Zipfel einer Halbinsel im Westen Kretas und überblickt von dort aus das Meer. Die Lage ist schön, die Gegend jedoch etwas karg und eintönig. Auch das Kloster hat schon bessere Zeiten gesehen, denn überall bröckelt der Putz von den Wänden. Vielleicht ist das der Grund, warum es strikt verboten war, Fotos zu machen. Immerhin ist der Innenraum der Kirche vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden, denn die Fresken sehen aus wie frisch gemalt. Dafür gibt es einige schöne, alte Ikonen, die man bewundern kann.
Hinter dem Kloster beginnt ein Wanderweg, der steil hinab Richtung Meer führt. Irgendwann hat jemand den Pfad mit Natursteinen gepflastert, was den Abstieg nicht unbedingt weniger gefährlich macht, den Rückweg aber dafür etwas leichter. Man muss dabei aber genau auf seine Füße schauen, will man nicht schneller den Grund der Schlucht erreichen als einem lieb ist. Das Gute ist, dass man sowieso nicht viel verpasst, weil sich die Aussicht nicht signifikant verändert.
Auf halber Strecke kommt man schließlich zu den Ruinen einer Kapelle oder vielleicht auch einer Werkstatt oder ähnlichem. Daneben liegt eine Höhle, in die man hineingehen und erkunden kann, sofern man keine Angst im Dunkeln hat oder vorbereitet ist und eine Taschenlampe mit sich führt. Es riecht dort allerdings stark nach Guano, also sollte man gefasst sein, dass man einen Schwarm Fledermäuse aufschreckt …
Der Name Bärenhöhle stammt übrigens von einem riesigen Stalagmit, der von einer Seite aus an einen Bären erinnert, wenn man etwas Fantasie hat, oder einfach nur an einen Felsbrocken, wenn man keine hat. Von der Höhle aus kann man noch weiter den Berg hinab wandern und gelangt irgendwann an einen Strand. So weit sind wir jedoch nicht gelaufen, da sich unterwegs noch die Ruine des Klosters Katholiko malerisch an den Felsen schmiegte und fotografiert werden wollte. Die Mönche haben den Ort schon lange verlassen und kehren nur von Zeit zu Zeit zurück, um in der kleinen Kapelle, die man in den Stein geschlagen hat, eine Messe zu feiern.
Es ist ein friedfertiger Ort (sofern man ihn nicht mit einer Handvoll Touristen teilen muss, die einem ständig ins Bild laufen), der ansonsten vor allem den Ziegen gehört. Leider mussten wir irgendwann den ganzen Weg wieder hinauflaufen, was uns seltsamerweise kürzer vorkam als der Hinweg, dafür aber doppelt so anstrengend war.
Auf dem Rückweg haben wir dann noch am größten Kloster Kretas gehalten: Moni Triada. Wie viele Anlagen dieser Art auf der Insel ist auch Moni Triada ein wehrhaftes Kloster mit einer hohen Mauer. Sehr hübsch sind die venezianischen Elemente, die die Schwere und Düsternis der griechischen Bauweise etwas aufheben und ein bisschen italienische Leichtigkeit vermitteln. Die Kirche selbst ist hübsch und weist einige wertvolle Ikonen auf, wesentlich schöner ist aber der Innenhof mit seinen lauschigen Arkaden und blühenden Bäumen und Büschen.
Wenn es nicht gerade laute Touristen gibt, die die klösterliche Stille stören, sind es die unzähligen Zikaden, die entweder auf Steroide sind oder verzweifelt auf Partnersuche. Fromme Choräle hören sich jedenfalls anders an.
Damit endete unser Tag bereits, am Abend entschieden wir uns allerdings kurzfristig, noch ins Kino zu gehen und uns X-Men: Dark Phoenix anzusehen. Über den Film schreibe ich später etwas, aber wir waren überrascht, wie günstig die Eintrittspreise sind; am Kinotag kostete das Ticket gerade mal 3,50 Euro …