Der Tag nach unserer Ankunft in Chania begann mit einem gemütlichen Frühstück im Kreis der Familie. Ein amerikanisches Frühstück mit Pancakes und Bacon sogar, was sehr lecker war. Gegen Mittag machten wir uns dann auf den Weg, um einen kleinen Ausflug zu unternehmen, allerdings nichts Anstrengendes, da es immer noch recht heiß ist.
Das Kloster Gonias in Kolimbari, bei dem wir als erstes hielten, wurde im Laufe seiner jahrhundertealten Geschichte mehrfach geplündert und zerstört. Man sieht sogar noch eine türkische Kanonenkugel von 1867, die in einer Mauer steckt, als die Anlage in einer Vergeltungsaktion vom Meer aus beschossen wurde.
Doch die hier lebenden Mönche haben die Kirche und Klostergebäude immer wieder neu errichtet, und heute erstrahlt Moni Gonias prunkvoller denn je. Die Kirche ist überaus sehenswert, und auch das Museum, in dem einige wertvolle Ikonen, liturgische Gefäße und Gewänder ausgestellt sind, lohnt einen Besuch. Die Mönche leben auch von der Landwirtschaft, und gegenüber dem Gelände befindet sich ein Wildtiergehege, in dem man Ziegen und Rotwild beobachten kann.
Vom Kloster aus, das direkt am Meer liegt, ging es hinauf in die Berge nach Ano Vouves, einem winzigen, verschlafenen Dörfchen inmitten von Olivenhainen, das nicht weiter erwähnenswert wäre, stünde hier nicht einer der ältesten Olivenbäume der Insel. Experten haben aus dem rund acht Meter dicken Umfang des Stammes errechnet, dass der Baum etwa dreitausend Jahre alt ist. Die Einheimischen behaupten gerne, dass er damit der älteste der Welt ist, aber im Osten der Insel, hinter den sieben Bergen, gibt es einen, der noch zweihundertfünfzig Jahre älter ist. Dem Baum dürfte das vermutlich egal sein, nur sein erst zweitausendjähriger Bruder daneben ist beleidigt, weil ihm niemand die gewünschte Aufmerksamkeit schenkt.
Abgesehen von dem Baum ist nicht viel zu sehen. Ein kleines Museum erzählt von der Tradition der Olivenölproduktion, die hier so wichtig ist, dass ein Viertel der gesamten Insel dafür genutzt wird. Aus Neugier habe ich sogar ein traditionelles Gebäck probiert, das mit Olivenöl zubereitet wurde und recht schmackhaft war.
Bevor wir wieder zurück nach Chania fuhren, unternahmen wir noch einen Abstecher zur Kirche des Erzengels Michael, die aufgrund der besonderen Bauweise ihrer Kuppel den Beinamen Rotonda trägt und auf das sechste Jahrhundert zurückgeht. Leider war sie geschlossen, so dass wir sie nur von außen bewundern konnten.
Und damit endete auch unser Sonntag. Mit zwei kleinen Kindern unterwegs zu sein, verlangsamt alles ein wenig, außerdem brauchten die beiden (und wir auch) anschließend ein kleines Nickerchen. Am Montag sind wir dann wieder allein auf Achse…
Kreta ist zwar eine Insel, die Einwohner haben jedoch eher die Mentalität eines Bergvolkes. Auf dem Speiseplan steht viel Fisch, aber noch mehr Schaf- und Ziegenfleisch, die großen Städte liegen am Meer, aber das wahre Kreta findet man in den Bergen.
Am Montag, nach dem orthodoxen Kalender Pfingsten und damit ein Feiertag, wollten wir ans Meer fahren, und zwar an den überaus beliebten Strand von Elafonisi. Irgendwie ist uns nicht der Gedanke gekommen, dass der eine oder andere Einwohner vielleicht dieselbe Idee haben könnte …
Der Weg von Chania in den äußersten Südwesten der Insel führt durch ein enges Tal mit einigen sehr schönen Dörfern, die an den Hängen kleben. Die Straße ist schmal, an einer Seite ziemlich abschüssig – und manchmal trifft man auf einen Bus. Aber wirklich gefährlich werden einem höchstens die Steine, die einem auf den Kopf bzw. das Wagendach fallen können. Zum Glück werden die meisten von Netzen aufgefangen.
In Kefali, einem winzigen Kaff etwas abseits der Straße, haben wir für ein spätes Frühstück gehalten. Leider waren die meisten Tavernen noch geschlossen, aber bei einer alten Frau bekamen wir einen sehr leckeren Salat und ein Omelette. Dazu ein traumhafter Blick von der Terrasse auf das enge, bewaldete Tal. Was will man mehr?
Frisch gestärkt ging es dann weiter zum Kloster Chrysoskalitissa, was, wenn ich richtig informiert bin, „goldenes Treppchen“ bedeutet, weil der Legende nach eine der Stufen zum Kloster aus purem Gold sein soll. Sehen kann das aber nur, wer ein reines Herz ohne Sünde besitzt. (Es ist übrigens die vierte Stufe von unten.)
Schon die Aussicht vom Kloster auf das Meer ist spektakulär, noch viel besser wurde es aber, als wir endlich den Strand erreichten. Das Wasser ist türkis und wechselt dann ins Blaue, außerdem ist es so flach, dass man etliche Hundert Meter weit gehen kann, ohne wirklich nass zu werden. Schwimmen ist also nur eingeschränkt möglich, aber dafür kann man nach Herzenslust planschen und sich ins Wasser legen. Einfach herrlich! Und stellenweise schimmert der Sand sogar in einem leichten Pink, was ebenfalls zu seiner Bekanntheit beigetragen hat.
Natürlich kann man sich denken, dass es voll war. Aber da der Strand unglaublich lang ist, verteilen sich die Massen gut, und wer nicht faul ist, findet auch etwas weiter außerhalb ein ruhiges Plätzchen. Wir hatten unseren kleinen Abschnitt nahezu für uns. Nur ein paar, bisweilen recht aufdringliche Möwen kamen uns ziemlich nahe.
Nach ein paar Stunden ging es dann auf demselben Weg zurück nach Chania, wo wir mit der Familie in ein nettes Restaurant zum Essen gegangen sind. Anschließend haben wir noch einen kleinen Spaziergang durch das abendliche Chania unternommen, und vom ersten Eindruck her kann ich sagen, die Stadt ist wunderschön. Ein perfekter Abschluss für einen großartigen Tag.