Die Peanuts

Ach, die Peanuts! Wer kennt sie nicht, wer ist nicht mit den Abenteuern von Charlie Brown und seinen Freunden aufgewachsen? Seit dem Tod von Charles M. Schulz im Jahr 2000 gibt es jedoch keine neuen Comicstrips mehr, aber dafür wurden noch einige Filme produziert, der letzte kam 2015 in die Kinos, und ich habe ihn mir kürzlich angesehen.

Die Peanuts

Charlie Brown ist der geborene Pechvogel, dessen Drachen immer im Baum landen und der auch im Sport eher eine Niete ist. Als ein kleines, rothaariges Mädchen in die Nachbarschaft zieht, verknallt er sich sofort in sie, schafft es aber nicht, sie näher kennenzulernen. Seine Chancen steigen jedoch, als er im Standardtest die volle Punktzahl erreicht und als Genie gehandelt wird, doch nach einiger Zeit merkt er, dass er dies einer Verwechslung zu verdanken hat …

Wie Donald Duck ist Charlie Brown unter einem Unstern geboren und hat im Leben immer Pech, was ihn bisweilen melancholisch und fatalistisch stimmt. Und genau deswegen lieben wir ihn (und die Ente natürlich auch). Der zweite Grund, warum die Peanuts überaus beliebt sind, ist klein und haarig und heißt Snoopy. Charlies Hund ist ein interessanterer Mensch als die meisten Zweibeiner, er liebt Kunst, möchte Schriftsteller werden und kämpft in seinen Tagträumen als Fliegerass gegen den Roten Baron.

Allein daran merkt man, dass die Story ein klein wenig aus der Zeit gefallen ist und ursprünglich wohl in den frühen Dreißigern spielte, als Schulz selbst in dem Alter war. Es gibt nicht nur sehr viele Kinder in der Nachbarschaft, sie spielen zudem noch unbeaufsichtigt draußen, vertreiben sich die Zeit mit Baseball, Football und Drachensteigen, interessieren sich für Musik, Psychologie oder Bücher, und ihre Kleidung sieht auch etwas komisch aus. Es ist eine heile Welt, die Schulz beschreibt, vermutlich jene Zeit, an die Trumpisten denken, wenn sie „Make America great again“ grölen, die aber nicht frei von Problemen und Sorgen ist. Es sind die kleinen Nöte der Kinder, unerwiderte Zuneigung, Zukunfts- und Versagensängste, die aber genauso ernst genommen werden und von ebenso existenzieller Bedeutung sein können wie die Probleme der Erwachsenen. So spiegelt sich die große Welt in der kleinen wider.

Der Film liefert gewissermaßen ein Best of ab, wer die Figuren kennt, kann in Erinnerungen schwelgen und all ihre Schrullen und Eigenheiten wiederentdecken. Die Geschichte selbst ist relativ dünn und episodisch und handelt zur Hälfte von Charlies Liebe zu dem rothaarigen Mädchen, zur Hälfte aber auch von Snoopys Tagträumen. Letztere sorgen für die notwendige Action, um die kleinen Zuschauer bei der Stange zu halten und den höheren Preis für die 3-D-Effekte zu rechtfertigen.

Alles in allem ist den Machern nicht der große Wurf gelungen, aber da die Filme sehr selten im Fernsehen zu sehen sind, kann man auf diese Weise noch einmal in die Welt von Charlie Brown eintauchen und sich dabei an seine eigene Kindheit erinnern. Ein schöner Nostalgietrip.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.