Happy Birthday, Cate Blanchett! Eine der besten Schauspielerinnen ihrer Generation wird heute 50 Jahre alt, und als hätte ich es geahnt, habe ich mir vergangenes Wochenende Carol angesehen. 2015 war sie für die Titelrolle in diesem Drama für den Oscar nominiert, musste sich dann aber Brie Larson (Raum) geschlagen geben.
Carol
Im New York der 1950er Jahre lernt die schüchterne Verkäuferin Therese (Rooney Mara) die elegante Carol (Cate Blanchett) kennen, als diese ein Weihnachtsgeschenk für ihre kleine Tochter kauft. Therese ist sofort von der schönen, älteren Frau fasziniert, und auch Carol fühlt sich zu der ambitionierten Hobbyfotografin hingezogen. Problematisch wird es, als Carols Mann (Kyle Chandler) diese Beziehung zum Anlass nimmt, seine Frau im anstehenden Scheidungs- und Sorgerechtsprozess auszubooten, und sie von einem Privatdetektiv beobachten lässt.
Todd Haynes hat ein Faible für die Melodramen der Fünfziger. Nach Dem Himmel so fern, der sich ebenfalls dem Thema Homosexualität widmete, und dem Remake Mildred Pierce als TV-Serie nun also Carol. Im direkten Vergleich ist Carol allerdings weder so elegant fotografiert und perfekt ausgestattet wie die anderen Produktionen noch kann er mit der emotionalen Tiefe oder Dramatik seiner Vorgänger mithalten. Carol ist ein eher ein zartes, verhalten erzähltes Drama, das aber dafür mit einem überraschenden Happy End aufwartet.
Die Vorlage zum Film stammt von Patricia Highsmith und beruht auf einem semi-autobiografischen Ereignis, das sie zu einem Roman verarbeitet und unter Pseudonym veröffentlicht hat. Wie Therese arbeitete Highsmith Ende der Vierzigerjahre in einem New Yorker Kaufhaus, wo sie eine elegante Dame der Gesellschaft kennenlernte, die sie augenblicklich faszinierte. Trotz kurzer Nachforschungen ist es ihr allerdings nie gelungen, sie wiederzusehen. Die Story selbst ist also reine Fiktion. Das Buch, das einige Jahre später erschien, wurde dafür – vermutlich auch wegen seines positiven Endes – zu einem großen Erfolg. Erst 1990 lüftete die Autorin das Pseudonym und überarbeitete den Roman erneut.
Drehbuchautorin Phyllis Nagy hält sich weitgehend an die Geschichte (zumindest im Vergleich mit der Wiki-Zusammenfassung des Romans), spart seltsamerweise aber an Hintergrundinformationen über die beiden Frauenfiguren. Das ist auch das größte Manko der Geschichte, denn man kann sich als Zuschauer nicht so recht für die Liebschaft erwärmen, die überdies etwas Leidenschaft und auch Chemie missen lassen. In der Theorie kann man zwar nachvollziehen, warum Therese sich zu Carol hingezogen fühlt, nur spürt man es leider nicht. Das liegt vor allem an der Ausgestaltung von Therese, die viel zu passiv und unentschlossen bleibt, nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll, und auch nicht wirklich zu irgendetwas Stellung bezieht.
Carol ist etwas plastischer gezeichnet und wird von Cate Blanchett schön porträtiert. Aber auch hier dauert es viel zu lange, bis sich ihre missliche Lage so weit verschlechtert hat, dass man sich um sie zu sorgen beginnt. Die meiste Zeit über gleitet sie unaufgeregt durch ihr luxuriöses Leben. Ihre unglückliche Ehe spielt kaum eine Rolle, und auch ihre Beziehung zu ihrer früheren Liebhaberin Abby (Sarah Paulson) wird nur am Rande gestreift.
Emotional intensiv wird es erst in den letzten zwanzig Minuten, wenn Carol um ihre Tochter kämpft und dafür große Opfer bringt. Verglichen mit den Melodramen jener Zeit wird das jedoch recht nüchtern erzählt, was der modernen Rezeption sicherlich entgegenkommt, wegen der unzureichenden Figurenzeichnung aber in der Summe etwas blutleer wirkt.
Betulich erzählte Liebesgeschichte, der es an Leidenschaft und Intensität fehlt, die aber wenigstens noch mit einem versöhnlichen Ende aufwartet.
Note: 3-