Vikings wird mir immer wieder von Prime Video empfohlen, bislang hatte ich jedoch kein allzu großes Interesse daran, doch dann erzählte mir jemand von The Last Kingdom, die er als die bessere Wikinger-Serie beschrieb, und ich dachte mir: Warum eigentlich nicht? Ich mag schließlich historische Stoffe, auch wenn ich bislang kein Fan von Bernard Cornwell bin, auf dessen Romanreihe die Serie basiert, außerdem ist das Sujet eine nette Abwechslung von den Serien, die ich in jüngster Zeit gesehen habe und die allesamt im Hier und Jetzt verortet waren.
Und darum geht’s: Als Kind muss Uhtred (Alexander Dreymon) mit ansehen, wie sein Vater (Matthew Macfayden) von dänischen Invasoren getötet wird. Er selbst wird gefangen genommen und wächst bei einem Wikinger-Grafen auf, der ihn schließlich sogar adoptiert. Doch sein Ziehvater wird Opfer einer Intrige und durch einen anderen Wikinger-Anführer getötet. Uhtred kann entkommen und sinnt zusammen mit seinem Bruder Ragnar (Tobias Santelmann) und dessen Frau Brida (Emily Cox) auf Rache. Dafür muss Uhtred sich aber in die Dienste des sächsischen Königs Alfred von Wessex (David Dawson) stellen, der davon träumt, die Königreiche Englands unter einer Krone zu vereinen. Doch auch am Hof drohen viele Intrigen …
Cornwell hat sich einen spannenden Helden ausgedacht, der mehrere Ziele hat: Uhtred will nicht nur den Tod seines Ziehvaters rächen und seine entführte Schwester befreien, sondern auch seinen Onkel stürzen, der ihn um Land und Titel gebracht hat. Als Figur verkörpert er den Dualismus jener Zeit, ist von Geburt her zwar Sachse, aber als Wikinger erzogen worden, er wurde getauft, hängt aber dem Glauben der Nordmänner an. Mehr Widerspruch in einer Figur geht nicht. So ist er der perfekte Kandidat, um den Zwist jener Zeit zu verkörpern und von beiden Parteien als Gleichgesinnter und Feind gleichzeitig wahrgenommen zu werden. Ein Wanderer zwischen den Welten auf der Suche nach einem Zuhause.
Als Zuschauer schließt man diesen Uhtred schon bald ins Herz und fiebert mit ihm auf seinen vielen Abenteuern mit. Und es gibt eine Menge Abenteuer für den tapferen, aber auch jähzornigen und manchmal nicht allzu cleveren jungen Mann zu bestehen, der oftmals selbst sein größter Feind ist – obwohl er davon schon mehr als genug besitzt. Mitte April erscheint nämlich bereits der elfte Band der Saga, und ein Ende scheint wohl noch nicht in Sicht zu sein.
Viel Material also für die Produzenten und uns Zuschauer, die sich über drei komplette Staffeln freuen können und der angekündigten vierten entgegenfiebern. Erzählt wird in einem hohen Tempo mit vielen ereignisreichen Wendungen – die erste Staffel beinhaltet die ersten beiden Romane – und all dem, was eine gute Serie ausmacht: Spannung, ein wenig Humor, ambivalente Helden und gute Schurken. Dazu gibt es jede Menge Schwertkämpfe, Schlachten, Intrigen und Liebschaften, also alles, was das Herz des Zuschauers begehrt. Auch visuell kann sich die Serie dank eines üppigen Budgets sehen lassen. Okay, es ist nicht Game of Thrones, aber es hilft, die Wartezeit darauf zu verkürzen …
Wer Lust auf eine spannende, abwechslungsreiche und gut gemachte Historienserie über das Britannien des 9. Jahrhunderts hat, dem sei The Last Kingdom sehr ans Herz gelegt. Und wer weiß? Wenn ich in ein paar Monaten die vierte Staffel gesehen habe, wage ich mich vielleicht irgendwann sogar mal an Vikings.
Ostern steht vor der Tür, und ich brauche eine kleine Auszeit – daher werde ich die nächsten zwei Wochen pausieren und wünsche allen Lesern bis dahin frohe Feiertage und viel Spaß bei der Eiersuche …