Ich glaube, ich muss auswandern. Oder ich muss dauerhaft aufhören, deutsche Filme zu sehen, zumindest im Fernsehen. Das soll jetzt kein weiterer, wehleidiger Beitrag zum katastrophalen Zustand des deutschen Fernsehens werden, schließlich kann man sich ja dank Sky und (Import-)DVDs sein Programm mitlerweile bequem selbst zusammenstellen, aber hin und wieder kommt bei mir alles zusammen: hymnische Kritiken, interessante Schauspieler bzw. Macher (in diesem Fall hat mein ehemaliger Dozent, der von mir sehr geschätzte Sascha Arango, das Buch geschrieben) und eine interessante Geschichte. Und dann kommt die Enttäuschung.
Die Rede ist hier von Alaska Johansson, von SPON als „großes, krankes, gewaltiges Fernsehen“ gelobt und mit den Filmen von Polanski und Amenábar verglichen. Die Story handelt von einer jungen Frau, die entstellt zur Welt kam und von ihrem Vater, einem plastischen Chirurgen in eine kühle Schönheit verwandelt wurde. Nun steckt sie in einer Lebenskrise, wurde von ihrem Liebhaber verlassen und denkt an Selbstmord. Da erscheint ihr ein rätselhaftes, als Gespenst verkleidetes Kind, das sie verfolgt. Und auch ihr zwielichtiger Nachbar verhält sich merkwürdig. Insgesamt gute Zutaten für einen abgründigen, spannenden Film.
Sollte man zumindest denken. Stattdessen bekommt man die Symbolik mit dem Holzhammer eingetrichtert, und der Regisseur inszeniert die Schockmomente so stümperhaft, dass sich nur ein müdes Gähnen einstellt. Ein „Psycho-Horrordrama“ ist das höchstens auf dem Papier. Einfach ärgerlich. Fred Breinersdorfer hat vor Jahren in einem Seminar zu uns jungen Studenten mal gesagt: Ein typisch deutscher Film handelt von einem Helden, dem es am Anfang schlecht geht und der sich am Ende umbringt. Ein Klischee? Mitnichten…
Anscheinend gibt es nur seichteste Unterhaltung oder verquaste Kunstfilme im deutschen Fernsehen. Zum Glück sieht es im Kino ein wenig anders aus…