Ich mag Geschichten über Zeitreisen. Jeder von uns verspürt ja bisweilen den Wunsch, in der Zeit zurückzureisen, um ein bestimmtes Erlebnis, das verstörend, unangenehm oder besonders peinlich war, ungeschehen zu machen, und wie faszinierend ist es erst, wenn man sich vorstellt, in den Lauf der Geschichte eingreifen und diese verändern zu können. Leider gibt es nur selten gute Storys über Zeitreisen, da man meistens auf die Gehirnwindungen verknotende Paradoxe trifft oder das fragile Logikgerüst der Handlung in sich zusammenkracht.
Da ich die Serie Travelers gesehen habe, wurden mir andere Stoffe dieser Art angeboten, und einen habe ich mir tatsächlich angesehen – vor allem, weil der imdB-Wert nicht schlecht war.
Predestination
Agenten, die durch die Zeit reisen und Katastrophen wie Flugzeugabstürze, Attentate und Feuersbrünste verhindern, jagen bereits seit langem einen gefährlichen Bombenleger, der in den 1970er Jahren New York unsicher machte und zehntausende Menschen tötete. Bei einem Versuch, den Terroristen zur Strecke zu bringen, wird ein Agent (Ethan Hawke) so schwer verletzt, dass er ein neues Gesicht erhält. Später sieht man ihn bei einem Einsatz im Jahr 1970, wo er den geheimnisvollen John (Sarah Snook) kennenlernt, der früher einmal eine Frau war und eine schier unglaubliche Lebensgeschichte zu erzählen hat, die scheinbar eng mit dem Schicksal des Agenten verknüpft ist …
Der Film basiert auf der Kurzgeschichte All You Zombies des bekannten Science-Fiction-Autors Robert A. Heinlein, aus dessen Feder auch die Vorlage zu Starship Troopers stammt. Geschrieben und inszeniert wurde er von den deutschen Spierig-Brüdern, die sich gerne mit düsteren Stoffen – Nightbreakers, Daybreakers und zuletzt Winchester: Das Haus der Verdammten – auseinandersetzen.
Man kann eigentlich nicht viel über den Film verraten, ohne gleich sein Geheimnis preiszugeben, denn im Grunde ahnt man schon relativ früh, was einem ganz am Ende als große Überraschung präsentiert wird. Dummerweise hat die Geschichte bis dahin so viele Volten geschlagen, dass man sich nicht darüber freuen kann, es die ganze Zeit über geahnt zu haben. Sagen wir es mal so: Die Story hebt das Paradoxe, auf das man in diesem Genre stets trifft, auf eine völlig neue, geradezu metaphysische Ebene.
Im Zentrum dieser Metaebene steht der Ouroboros oder Selbstverzehrer, bekannter als die Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt. Sie steht für ein Wesen, das völlig autark ist und außerhalb seiner selbst nichts und niemanden benötigt. So ähnlich kann man auch den Film bewerten, der eine Story erzählt, die lediglich auf kühnen Behauptungen basiert und deren Ereignisse völlig losgelöst von den Absichten und der Psychologie seiner handelnden Figuren passieren. Es ist ein äußerst kühnes Konstrukt, aber leider keines, das auf irgendeiner Art logisch wäre.
Beeindruckend ist lediglich die Darstellung von Sarah Snook, den Rest kann man getrost vergessen. Wer ein riesiges Faible für Zeitreisen-Geschichten und Gehirnakrobatik hat und sich nicht so sehr um innere Zusammenhänge oder Logik schert, könnte hier einen wirklich bemerkenswerten Film entdecken.
Note: 4-