Darren Aronofsky ist ein bemerkenswerter Regisseur. Requiem for a Dream, The Fountain oder Black Swan waren eindrucksvolle Filme, bildgewaltig, verstörend und exzeptionell, eine ungewöhnliche Erfahrung, die man allerdings nur einmal ansehen will. Im Kino habe ich sein jüngstes Werk verpasst, auch weil die Kritiken diesmal eher verhalten waren, aber jetzt hatte ich Zeit und war in der richtigen Stimmung dafür …
Mother!
Eine junge Frau (Jennifer Lawrence) lebt mit ihrem wesentlich älteren Mann (Javier Bardem) in einem abgelegenen Haus auf dem Land. Er ist Schriftsteller, hat seinen Besitz vor einiger Zeit an ein Feuer verloren, und sie versucht nun, ihm ein neues Zuhause zu schaffen. Während er an einem neuen Buch arbeitet und gegen Schreibblockaden kämpft, renoviert sie das Haus, das sich in ihren Tagträumen immer wieder in eine geschwärzte Ruine verwandelt. Eines Abends steht plötzlich ein Fremder (Ed Harris) vor ihrer Tür, und ihr Mann lädt ihn ein, einige Tage bei ihnen zu bleiben. Dann folgt dessen Ehefrau (Michelle Pfeiffer), und schließlich tragen ihre Söhne (Brian Gleeson und Domhnall Gleeson) einen tödlichen Streit in ihre Mauern aus …
Wenn die Figuren keine Namen, sondern nur Bezeichnungen tragen, weiß man bereits, dass dies keine gewöhnliche Geschichte ist, sondern eher eine Allegorie oder Parabel. Dabei beginnt in Mother! alles wie in einem beschaulichen Ehedrama über ein Paar, das ziemlich verschieden ist, aber einander in Liebe zugetan. Doch die Atmosphäre ist düster, das Haus wie eine dunkle Bühne mit vielen unnützen Treppen, verborgenen Winkeln und unheimlichen Kellerräumen. Die junge Frau versucht, daraus ein einladendes Zuhause zu machen, mit warmen Farben und weichen Stoffen, ein Nest, eine Festung, in der ihr Mann seine Kreativität frei entfalten kann.
Doch der Autor steckt in einer Krise, er lässt sich ablenken, ist unzufrieden. Das Klischee des schwierigen Künstlers lässt ebenso grüßen wie Shining. Es ist sein Egoismus, der sie oft verstört, und seine Großzügigkeit, von der alle profitieren außer ihr selbst.
Man kommt recht schnell dahinter, was Aronofsky mit seiner Geschichte aussagen will. Es geht um den kreativen Prozess, die Unleidlichkeit des Künstlers, mit der seine Umwelt klarkommen muss, die oft bizarren Ideen, die er zu sich einlädt, um sie ungefragt und unerwünscht, mit seiner Muse zu teilen. Es geht um den kreativen Prozess und auch um seine Folgen, wenn andere das Werk interpretieren, ihm huldigen oder es rundheraus ablehnen und zerreißen.
Eine Weile ist es recht unterhaltsam, diesem Treiben zuzusehen, zu spekulieren, was Aronofsky mit dieser oder jenen Wendung sagen will, wie man gewisse Details interpretieren soll. Je länger es allerdings dauert – der Film, aus dem man bequem einen Kurzfilm hätte machen können, ist definitiv viel zu lang – desto weniger interessiert einen das Geschehen. Es wird langweilig, weil es gegen Ende immer beliebiger wird. Faszinierend ist allein der jähe Einbruch von Gewalt, erschreckend echt inszeniert und verstörend.
Von allen Filmen Aronofskys, die ich bislang gesehen habe, ist dies sein belanglosester und langweiligster, der zwar zu einem sinnvollen Ende geführt wird, das man allerdings schon lange vorhergesehen hat.
Note: 4