Was tut man nicht alles für die Familie? Miles Daly (Chris O’Dowd) ist ein irischer Kleinkrimineller, den es über Umwege nach Nevada und zum Zweig eines mexikanischen Drogenkartells verschlagen hat, für das er als Mann fürs Grobe arbeitet. Zusammen mit dem Mormonen Louis Darnell (Sean Bridgers) foltert, mordet und verprügelt er Leute, die sich mit Amara De Escalones (Lidia Porto), dem lokalen Oberhaupt der Organisation, angelegt haben. Einer ihrer Aufträge führt sie nach L.A., wo sie zufällig über das Drehbuch eines Autors stolpern, der Amara Geld schuldet und dafür von ihnen beseitigt wird. Doch Miles gefällt das Skript, und weil seine Frau Katie (Lucy Walters) mit Scheidung und dem Entzug des Sorgerechts für die gemeinsame Tochter droht, denkt Miles über einen Berufswechsel nach. Filmproduzent in Hollywood soll es sein, und er überredet Amara, das Projekt zu finanzieren und auf diese Weise Geld zu waschen. Doch Miles hat nicht damit gerechnet, wie schwer das Filmemachen ist und wie gefährlich das Pflaster Hollywoods sein kann …
So viel vorab: Mit der Barry Sonnenfeld-Verfilmung des Romans von Elmore Leonard hat die Serie nicht viel gemeinsam. Lediglich die Grundidee, dass ein Gangster Filmproduzent wird und mit seinen eher unkonventionellen Methoden das Showbusiness aufmischt, ist gleich und immer noch verdammt gut.
Miles ist eine starke Hauptfigur, deren Motive man gut nachvollziehen kann und dem man auf seinem Weg stets die Daumen drückt. Mit Louis hat er einen etwas schrägen Kompagnon an der Seite, der eigentlich mit seinem Leben zufrieden ist, bis Miles ihn aus seiner (blutigen) Komfortzone herausreißt. Wie sein Kumpel wird auch Louis zu einem Suchenden, der sich nach einem neuen Platz im Leben sehnt und vor allem in der zweiten Staffel eine unerwartete Entwicklung durchmacht.
Das Tempo der Serie ist leider relativ gemächlich, vergleichbar mit Breaking Bad, mit der sich die Macher eine Vorliebe für schräge Figuren und bizarre Situationen teilen. Es gibt eine Menge irrwitziger Einfälle, dazu Intrigen, Betrügereien und Blutvergießen – und eine liebevolle, aber bissige Kritik an Hollywood. Mit dem Produzenten Rick Moreweather (Ray Romano) bekommt die Geschichte noch eine fast tragische Figur, die von einem moralischen Dilemma ins nächste stolpert. Aber die gelungenste Figur ist eindeutig Amara, eine kugelrunde Latina, die gefährlicher ist als die meisten Filmbösewichte zusammen. Sie ist das dunkle Herz der Handlung.
Abgesehen vom langsamen Tempo hätte die erste Staffel noch einige wunderliche Einfälle mehr vertragen können, auch eine stärke äußere Bedrohung von außen wäre wünschenswert gewesen, aber sie macht dennoch so viel Spaß, dass ich mir auch die zweite Staffel angesehen habe, die nach den ersten beiden, ziemlich enttäuschenden Episoden endlich an Fahrt aufnimmt und (fast) alles einlöst, was die Serie verspricht. Schade, dass es bis zur dritten Staffel noch eine Weile dauern wird …
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