Manchmal dauert es eben etwas länger. Einen Film zu produzieren ist niemals einfach und kann viele Jahre dauern, weshalb es mich nicht wundert, dass zwischen Ralph reicht’s und seiner Fortsetzung sechs Jahre liegen. Ich weiß nicht, ob die Produzenten und Regisseure zu sehr mit anderen Projekten beschäftigt waren, ihnen keine solide Geschichte eingefallen ist oder sie einfach nicht das Okay der Geldgeber bekommen haben, aber letzten Endes hat es doch noch geklappt, und nachdem ich den ersten Teil auf Netflix nachgeholt hatte, konnte ich mir die neuen Abenteuer von Ralph und Vanellope nun im Kino ansehen.
Chaos im Netz
Vanellope langweilt sich ein bisschen. Sie fährt nach wie vor Rennen in ihrem Videospiel, beklagt sich aber darüber, dass die Strecken immer dieselben sind, die Abläufe ebenfalls und sie immer gewinnt. Auf Dauer ist es ihr zu eintönig. Ralph dagegen hat kein Problem damit, jeden Tag dasselbe zu tun, aber weil Vanellope seine beste Freundin ist, will er ihr helfen – und macht durch eine Verkettung unglücklicher Umstände ihr Spiel kaputt. Ein benötigtes Ersatzteil gibt es allerdings im Internet, weshalb Ralph und Vanellope sich auf den Weg dorthin machen. Und natürlich richtet Ralph wieder eine Menge Chaos an.
War der erste Teil eine Hommage an die klassischen Videospiele der Achtziger, zollt die Fortsetzung nun dem Internet mit seinen neuen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung seinen Tribut, wozu nicht nur komplexe und auch düstere Spiele gehören, sondern auch alles andere, von Ebay, über Amazon und Google hin zu Wikipedia und diversen Fanseiten. All diese Webseiten tauchen auf und spielen eine Rolle, und wie die Macher unser Browserverhalten umgesetzt haben, ist schön gemacht. Da gibt es nervige Pop-ups, die uns fortlocken wollen, manchmal sogar in wenig seriöse Bereiche des Netzes, und Werbung, die im Grunde dasselbe versucht. Es ist ein verrückter Jahrmarkt, auf dem alle um die Gunst der User buhlen.
Ralph und Vanellope brauchen eine Weile, bevor sie die Mechanismen dieser Welt halbwegs verstanden haben, und ein bisschen wirken sie wie zwei Senioren, die das erste Mal online gehen. Um Geld für Vanellopes Ersatzteil zu verdienen, versucht Ralph sich als Internetphänomen und kommt mit seinem Retrolook sogar ganz gut an. Falls man sich je gefragt hat, woher all diese lustigen Clips und Giffs stammen, erhält man hier die ultimative Antwort darauf …
Die Geschichte ist leider relativ dünn und braucht eine Weile, bevor sie richtig an Fahrt aufnimmt, und auch das penetrante Productplacing geht einem schon bald auf die Nerven. Zum Glück gibt es auf dem Weg viel zu entdecken, die Leinwand ist wie ein großes Wimmelbild voller Zitate und Anspielungen, die man beim ersten Mal gar nicht alle finden kann. Erst im letzten Drittel nimmt der Film noch einmal eine Wendung und entwickelt eine Ernsthaftigkeit und Tiefe, die ein wenig überrascht.
So wird den kleinen Zuschauern vermittelt, dass Menschen sich weiterentwickeln und dies Einfluss auf die Freundschaft nehmen kann, dass Veränderung aber nichts Schlechtes sein muss, wenn man sich darauf einlässt und das Wohl des anderen nicht aus den Augen verliert. Das ist klug gemacht und überzeugt auch den erwachsenen Zuschauer.
Mit zwei hinreißenden Szenen bleibt einem der Film in angenehmer Erinnerung, so dass er insgesamt ein wenig besser ist als der erste Teil.
Note: 3+