Wenn ich aus dem Fenster schaue, dann ist der Frühling, zumindest hier in Deutschland, bereits angekommen. In den USA hingegen wird man das Gefühl nicht los, dass die Zuschauer bei den zuletzt eisigen Temperaturen noch in Winterstarre verharren. Ich kann eines versprechen: Im März wird endlich alles anders. Anders, weil mindestens ein Überblockbuster vor der Tür steht. Anders aber auch, weil ich mich an keinen März erinnern kann, in dem an fünf Wochenenden nur acht breite Filme starten. Ob sich die Konkurrenz da mal nicht selbst zu klein gemacht hat…
Wochenende 9 vom 1. März 2019 – 3. März 2019
- Bevor das Kinojahr am kommenden Wochenende endlich mit einem Disney’schen Feuerwerk eingeläutet wird, starten wir den März erst einmal mit einer gesunden Portion Zwerchfelltraining. Tyler Perry lädt zum 9. Spielfilmauftritt seiner Kultseniorin Madea und verabschiedet sich damit gleichzeitig von der in den letzten 20 Jahren von vielen liebgewonnenen Figur. Was 1999 als Theaterstück begann, wird auch als solches Enden. Wer „Tyler Perry’s A Madea Family Funeral“ im Kino verpasst, hat auch danach noch die Chance, sich auf einer Farewell-Tour auf der Bühne von der rüstigen Rentnerin (Vera Int-Veen wäre stolz auf mich) zu verabschieden. Dafür, dass hier ein großes Finale ansteht, scheint mir die Onlineaktivität im Vergleich zum letzten Film der Serie nicht zugenommen zu haben. Dieser stellte gleichzeitig auch den Tiefpunkt der Serie dar. Auf einen kleinen Bonus setze ich dennoch, sodass die Reihe mit $22m/$50m zwar nicht als Glanzstück enden wird, sehr wohl aber als respektabler Abgang anzusehen ist.
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- Lange war nicht klar, ob der Thriller „Greta“ nun einen breiten Start erhalten wird oder nicht. Nach einigen Kehrtwenden scheint nun festzustehen, dass Focus Features den Film in immerhin 2000 Kinos starten wird. Warum der Verleih die Produktion mit soliden Kritiken aufgekauft hat, nun aber recht lieblos und ohne großen Aufwand auszuwerten scheint, bleibt im Dunkeln. Auch wenn die Multiplexe bei so wenigen und schwachen Starts in den letzten Wochen täglich auf Nachschub warten, glaube ich nicht, dass der mit Isabelle Huppert und Chloe Grace Moretz durchaus interessant besetzte Film als Retter in der Not fungieren kann. Ich fürchte, dass hier sogar ein Kampf mit der $10m-Marke zu erwarten ist.
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Wochenende 10 vom 8. März 2019 – 10. März 2019
- Da ist es nun, das magische Marvel-Wochenende, an dem Disney endlich in das Geschehen des Jahres 2019 eingreifen wird. Man könnte fast meinen, die anderen Verleihe würden mit ihren eigenen Produktionen warten, bis Disney die Welle endlich ins Rollen gebracht hat. Ob dieses Kuschen vor dem übermächtigen Studio allerdings auf lange Sicht hilfreich sein wird, das wage ich zu bezweifeln. Aber freuen wir uns, dass mit „Captain Marvel“ endlich das letzte Puzzlestück zum großen Avengers-Finale in den Startlöchern steht. Erstaunlich war, dass sich Marvel tatsächlich im Rennen um den ersten Standalone-Film einer Superheldin den Rang hat ablaufen lassen. So konnte sich DCs „Wonder Woman“ als Vorreiterin einen Bonus sichern und landete einen immensen Erfolg für Warner Bros. Die von Brie Larson verkörperte Carol Denvers braucht diesen Bonus aber eigentlich gar nicht. Wer bei „Avengers: Infinity War“ artig den Abspann abgewartet hat, der weiß, dass Captain Marvel wohl eine zentrale Rolle dabei spielen wird, das Chaos, das Thanos angerichtet hat, wieder geradezubiegen. Sie hat also eindeutig den Avengers-Bonus auf ihrer Seite. Nicht nur ich kann es kaum erwarten zu erfahren, weswegen Carol Denvers bisher im verborgenen geblieben war. Genau wegen dieser Neugierde und vor allem auch wegen der hervorragenden Vorverkaufszahlen dürften keine Zweifel bestehen, dass der Film mit $150m/$450m alles andere als nur ein Zwischenschritt bis zum großen Finale des ersten Zeitalters unserer geliebten Marvel-Helden sein wird.
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Wochenende 11 vom 15. März 2019 – 17. März 2019
- Nach solch einem Start ist verständlicherweise wieder ein wenig Verschnaufpause angesagt. Zumindest haben die Verleiher hier cleveres Gegenprogramm für Familien und junge Frauen im Angebot, sodass abseits von Captain Marvel fast alle Zielgruppen bedient werden.
Als so ziemlich letztes der großen Studios versuchte auch Paramount in den vergangenen Jahren, ein eigenes Animationsstudio aufzubauen. Nachdem der lukrative Deal mit Dreamworks Animation ein Ende fand, war dies wohl der nötige Schritt, um nicht den Anschluss zu verlieren. Nach den Sequels „Spongebob Schwammkopf“ und „Sherlock Gnomes“, traut sich der Verleih nun erstmals an eine Originalgeschichte und zielt damit wohl eher auf ein jüngeres Publikum ab. „Willkommen im Wunderpark“ wirkt ein wenig wie ein Best Of diverser Pixar-Hits, was per se, ja nichts schlechtes bedeuten muss, leider dadurch aber einiges an Originalität vermissen lässt. Paramount scheint sich zumindest einiges von diesem Film versprochen zu haben. Mit einem Budget von $100m und einer geplanten Serie für den Fersehsender Nickelodeon ist das immerhin eine der wenigen Großproduktionen, die das angeschlagene Studio noch veröffentlicht. Ich fürchte aber, dass dieser Film nicht der große Heilsbringer werden wird, doch im recht konkurrenzfreien Markt reicht es vielleicht zu $15m/$55m.
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- Fünf Jahre ist es nun her, dass „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ seine ZuschauerInnen in Massen zu Tränen rührte. Die Geschichte zweier kranker Teenager traf vor allem bei jungen Damen einen Nerv und wurde zu einem Überraschungserfolg. Romanverfilmungen für ein junges Publikum gab es in den letzte 15 Jahren unzählige, die Erfolge blieben allerdings mehr und mehr aus, deswegen ist es vielleicht gar nicht so unklug, sich auf Themen zu konzentrieren, die schon einmal Erfolge versprachen. „Five Feet Apart“ erzählt also ebenfalls die Geschichte zweier verliebter Teenager, die sich aufgrund ihrer Krankheit, Mukoviszidose, nur auf 5 Fuß nähern dürfen, um Komplikationen zu vermeiden. Heraus gekommen ist eine typisch leichte Liebesgeschichte, mit schönen Menschen, die, hinterlegt mit schöner Musik, versuchen, sich einander anzunähern. In den vergangenen zwei Jahren starteten zwei sehr ähnliche Filme mit eher überschaubarem Erfolg. Während das Remake „Midnight Sun“ mit einem schwachen Verleih nicht einmal auf $10m kam, erreichte die Romanverfilmung „Du neben Mir“ immerhin immerhin fast $35m. In etwa diesem Bereich dürfte auch „Five Feet Apart“ ins Ziel kommen. $15m/$45m wären doch ein nettes Sümmchen.
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Wochenende 12 vom 22. März 2019 – 24. März 2019
- Die für mich spannendste Box Office Geschichte ist im März nicht Captain Marvel, sondern eindeutig Jonathan Peeles „Wir“. Nach dem 2017er Überraschungshit „Get Out“ darf Peele nun beweisen, ob dieser Erfolg eine Eintagsfliege war, oder ob er auch diesmal sein Publikum wieder beeindrucken kann. Während „Get Out“ zwar ebenfalls als Horrorfilm verkauft wurde, in meinen Augen aber keiner war, wird es in „Wir“ dem hervorragend gruseligen Trailer zufolge ordentlich und kompromisslos zur Sache gehen. „Get Out“ konnte mit seiner Thematik vor allem auch im gesellschaftlichen Bereich Aufmerksamkeit erzeugen. Das Thema Rassismus wird aber in „Wir“ keine große Rolle spielen. Vielmehr möchte Peele schlicht eine Geschichte über den Menschen erzählen. Der Mensch, der oft sein eigener größter Feind ist. Und ausnahmsweise wird diese Geschichte nun, entgegen 99% aller anderen Filme aus Hollywood, aus Sicht einer afroamerikanischen Familie erzählt. Bei einem prozentualen Anteil von etwa 15% der Gesamtbevölkerung fragt man sich immer wieder, warum es erst 2019 werden musste, damit dieser Film überhaupt eine Chance hat, gezeigt bzw. überhaupt gedreht zu werden. Das Marketing ist in jedem Fall hervorragend und mit der Weltpremiere beim SXSW-Festival wird es eine Woche vor Start noch einmal den letzten Push geben. Was bei „A Quiet Place“ im vergangenen Jahr schon hervorragend funktioniert hat, könnte für „Wir“ noch einmal ein Flug in andere Sphären bedeuten. $55m/$225m wäre ein gigantisches Einspiel, doch ich möchte sicher nicht unerwähnt lassen, dass ich für den Film bei perfekten Kritiken und entsprechendem Hype auch noch ein Szenario nördlich davon im Hinterkopf habe.
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Wochenende 13 vom 29. März 2019 – 31. März 2019
- Disney hat in diesem Jahr einiges vor. So hat man direkt drei Realverfilmungen aus der Meisterwerke-Bibliothek für 2019 in der Pipeline. Den Anfang macht mit „Dumbo“ ein Werk, das eher der zweiten Reihe zuzuordnen ist. Der Film stach schon immer ein wenig aus der märchenhaften Disney-Welt heraus und hat durchaus einige Elemente zu bieten, die, wie bei Alice im Wunderland, einige fantastische Momente einfangen. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass Tim Burton ausgerechnet für diesen Film wieder ins Hause Disney zurückkehrt. Das ist seine Welt, daraus kann er etwas machen, diesem Material kann er seinen Stempel verleihen. Der angesprochenen „Alice im Wunderland“ konnte 2010 im Zuge des Avatar-Hypes einen massiven Erfolg landen. Viele Fans hat der Film auf Nachfrage aber nicht behalten, weswegen auch das Sequel zu einem der größten Enttäuschungen in Disneys jüngerer Geschichte wurde. Dass nicht jede Neuverfilmung die hohen Erwartungen erfüllen kann, hat zu Weihnachten erst Mary Poppins Rückkehr erfahren müssen. Mit einer solchen Erwartungshaltung hatte „Dumbo“ aber sowieso nie zu kämpfen, da er immer wie ein Hit im mittleren Bereich auf mich wirkte. Mit $50m/$165m sollte sich der fliegende Elefant aber mit breiter Brust durch den recht müden April kämpfen können.
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- Wenn das Osterfest naht, naht auch wieder die Saison der christlichen Propaganda-Filme. Was der mit einem R-Rating versehene Pure Flix-Blockbuster „Unplanned“ macht oder nicht, ist mir persönlich eigentlich recht egal und hängt vermutlich sowieso davon ab, was der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in den nächsten Wochen zu twittern gedenkt.
Während die Quantität in diesem verrückten März noch immer gewöhnungsbedürftig ist, hoffe ich, euch in diesem Monat zumindest Qualität und hohe Einspielergebnisse präsentieren zu können. Die Chancen stehen gut, dass der Fluch gebrochen wird, auch, wenn ich mit Versprechungen nach den vergangenen zwei Monaten vorsichtiger geworden bin. Möge das Kino in unser aller Sinn zusammen mit der Natur wieder zum Leben erwachen.