Der Film hat mich eigentlich nicht so richtig interessiert. Mit Animationsfilmen habe ich es ja ohnehin nicht so, und die Story klang für mich auch nicht übermäßig originell, deshalb habe ich 2012 darauf verzichtet, mir den Film im Kino anzuschauen. Aber als vergangenes Jahr die Fortsetzung angekündet wurde und in Las Vegas exklusive Ausschnitte daraus präsentiert wurden, darunter eine der witzigsten Szenen, die ich seit langem gesehen hatte, war meine Neugier geweckt. Bevor ich jedoch ein Ticket für die Fortsetzung im Kino löse, habe ich den ersten Teil noch auf Netflix nachgeholt …
Ralph reicht’s
Es ist nicht leicht, der Bösewicht in einem Computerspiel zu sein. Ralph kann ein Lied davon singen, denn er ist derjenige, der immer alles kaputt macht, damit der strahlende Held Felix alle Schäden beseitigt und dafür von den Leuten geliebt und verehrt wird. Sogar hinter den Kulissen des Spiels ist Felix deutlich beliebter als Ralph, der gezwungen ist, auf einer Müllkippe zu leben und keinen einzigen Freund hat. Irgendwann reicht es ihm, und als ihm in Aussicht gestellt wird, zur Gemeinschaft zu gehören, sobald er sich eine Heldenmedaille verdient hat, macht er sich auf in einen Ego-Shooter, um sich dort eine zu verdienen. Doch Ralph ist ein großer, ungeschickter Klotz, bei dem ständig alles schief geht, weshalb er aus Versehen mit einem fiesen Weltraum-Käfer im Schlepptau in einem zuckersüßen Rennspiel landet. Bald geht es nicht nur dort drunter und drüber, sondern droht auch anderen Spielen das endgültige Aus. Ralph will seine Fehler wiedergutmachen und erhält dabei tatkräftige Unterstützung von Vanellope.
Zugegeben, die Grundidee des Films ist alles andere als originell. Ob es nun Monster sind, die in Alpträumen auftreten, Spielzeuge, unsere Emotionen, Haustiere oder eben die Helden aus Computerspielen – sie alle haben anscheinend ein geheimes Privatleben, von dem wir nichts wissen und das sich immer dann abspielt, wenn keiner hinsieht. Auch die Figur des tumben, aber großherzigen Klotzes, der sich einsam fühlt und bei dem ständig alles schief geht, kennt man zur Genüge, ebenso die Rolle seiner cleveren, aber ein bisschen naseweisen und nervigen Begleiterin. Ein tolles Gespann sind die beiden dennoch.
Der Film lebt vor allem von seinen Details, der Selbsthilfegruppe für Bösewichte, in der sie lernen, ihr Schicksal und ihre ureigene Natur zu akzeptieren, oder den zahlreichen Anspielungen auf Filme, Spiele und andere Bereiche der Popkultur. Auch die Gestaltung der unterschiedlichen Welten kann sich sehen lassen und schlägt einen Bogen von der pixeligen Retrooptik klassischer Videospiele, über die glatte Oberfläche der Ego-Shooter hin zu den knalligen Farben und verspielten Details von Tablet-Spielen wie Candy Crush.
Die Geschichte lässt sich leider etwas zu viel Zeit, bis sie endlich interessant wird, und gerade in der ersten Hälfte schleichen sich kleinere Längen ein. Auch der Humor kommt hier etwas zu kurz. Aber nach einer Weile nimmt das Tempo an Fahrt auf, und gerade gegen Ende zeigt sich, dass die Schar der Autoren einen guten Job gemacht hat, denn jede winzige Information, die man irgendwann erhalten hat, ist zum Schluss von entscheidender Bedeutung, die Story somit bis ins kleinste Detail genau durchdacht.
Alles in allem ein fast schon zu harmloser Spaß, aber trotz kleinerer Längen gut umgesetzt und ziemlich vergnüglich.
Note: 3