Manchmal will man einfach nur Krawall. Nicht im richtigen Leben, versteht sich, aber auf der großen Leinwand oder wenigstens im Fernsehen. Nach zahlreichen dramatischen und mitunter auch witzigen Filmen und Serien war mir mal nach ein wenig handfester Action, und da bot sich bei Prime Video dieser Kandidat an …
American Assassin
Während eines Ibiza-Urlaubs macht Mitch (Dylan O’Brien) seiner Freundin einen Heiratsantrag – und verliert sie nur Minuten später durch einen terroristischen Anschlag. Von Rachegelüsten zerfressen, will er unbedingt die islamistischen Hintermänner zur Strecke bringen, lernt Arabisch, übt sich im Schießen und in asiatischen Kampftechniken und schafft es sogar, den Bösewicht im Alleingang aufzuspüren. Doch dann schlägt eine amerikanische Eliteeinheit zu und bringt Mitch um seine Rache. Weil er jedoch der perfekte Kandidat für eine CIA-Einheit ist, bietet man ihm einen Job an und schickt ihn zu Stan Hurley (Michael Keaton), der ihn ausbilden soll. Schon bald ist Mitch dann unterwegs auf seiner ersten tödlichen Mission …
Agenten- oder Spionagethriller erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit, allen voran James Bond, dessen Serie als Blaupause für die meisten anderen Franchises dient. Mit Mitch Rapp wollten die Produzenten einen neuen Agenten etablieren, deren Abenteuer die Zuschauer die Zuschauer gebannt verfolgen sollten. Ein junger Mann noch, nicht so elitär wie James Bond, so prollig wie Dominic Toretto, so brav wie Jack Ryan oder so mysteriös wie Jason Bourne, aber nicht minder gefährlich. Gedreht wurde an vielen, teils exotischen Schauplätzen, es gibt eine Menge Action und einen dramatischen Showdown, der sicherlich nicht ganz billig war. Leider zahlte sich all das an den Kinokassen letztlich nicht aus, weshalb dies wohl das einzige Abenteuer von Mitch Rapp bleiben wird. Vorerst zumindest …
Und das ist auch gut so. American Assassin ist all den schlechten Kritiken zum Trotz kein völlig misslungener Film, andererseits auch nicht so gut, dass man mehr davon sehen möchte. Ein Problem ist sicherlich die viel zu verbissene und im Grunde unsympathische Hauptfigur, die man nur erträgt, weil sie vom ewigen Sonnyboy Dylan O’Brien gespielt wird. Nach der intensiv inszenierten Eingangssequenz kann man natürlich seinen Schmerz und Verlust nachvollziehen, aber der alttestamentarische Hang zur Tötung der Mörder seiner Freundin wirkt doch etwas verstörend, zumal die Figur im Verlauf der Geschichte und selbst nach der Ausschaltung der Hintermänner nicht milder wird. Im Grunde ist Mitch wie seine Freundin am Strand von Ibiza gestorben und zurückgeblieben ist eine leere, nur auf Kampf, Tod und Zerstörung programmierte Hülle. Wer will mit einem solchen Agenten mitfiebern?
Das zweite Problem ist eine unausgereifte, klischeebeladene Geschichte wie man sie schon zigfach gesehen hat. Wieder einmal geht es um gestohlenes Plutonium, das dem Iran in die Hände zu fallen droht, aber auch um einen in Ungnade gefallenen Agenten (gespielt vom etwas glücklosen Taylor Kitsch), der aus welchen Gründen auch immer Rache an seinen ehemaligen Vorgesetzten üben will.
Trotz einer einfallslosen Story leidlich spannend inszeniert und ganz unterhaltsam. Wenn man Lust auf einen Agententhriller hat, kann man sich den Film durchaus ansehen.
Note: 3-