Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie im gesegneten neuen Jahr 2019. Die Gurte dürfen abgenommen werden, wir sind sicher gelandet. Nun die schlechte Nachricht: Die Landung erfolgte mitten in der Kinowüste und es gibt nur einen einzigen Notausstieg, der ist allerdings verglast. Machen wir es kurz: Was sich die Verleiher in einem solch schwachen Oscarjahr mit diesem Januar gedacht haben, ist mir ein absolutes Rätsel. Da kann man nur das beten und auf starke Holdovers und einen einzigen Lichtblick hoffen.
Wochenende 1 vom 4. Januar 2019 – 6. Januar 2019
- Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch der der abendfüllende Horrorfilm am ersten Wochenende im Januar. Jahr für Jahr überrascht ein durchschnittliches Produkt mit erfreulichen Zahlen in einem völlig konkurrenzlosen Markt. In diesem Jahr noch viel bemerkenswerter, denn „Escape Room“ ist tatsächlich der einzige Start an diesem Wochenende und da sich auch die meisten Oscarhoffnungen kaum für breite Starts aufdrängen, konzentriert sich dementsprechend in diesen Tagen alles auf die PG-13-Variante von „Saw“. Im vergangenen Jahr wusste Regisseur Adam Robitel zu diesem Termin bereits der eigentlich dem Untergang geweihten „Insidious“-Reihe neues Leben einzuhauchen, mit Hilfe einer brauchbaren Werbekampagne sollten da doch auch für „Escape Room“ $14m/$35m und damit ein solider Auftakt in das neue Jahr möglich sein.
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Wochenende 2 vom 11. Januar 2019 – 13. Januar 2019
- In Zeiten von Social Media bekamen es die Verleiher in den letzten Jahren mit einem unkalkulierbaren Gegner zu tun. Die Geschwindigkeit, in der sich heute Lügen und Halbwahrheiten ungefiltert in der Welt verbreiten, ist beängstigend. Universal kann ein Lied davon singen, denn eine Woche vor Veröffentlichung von „Bailey – Ein Freund fürs Leben“ tauchte ein manipulativ zusammengeschnittenes Setvideo im Internet auf, das suggerierte, dass während der Dreharbeiten ein Hund gequält worden war. Die Medien waren voll davon, die Premiere musste abgesagt werden und der Film verlor am Ende, genau sagen kann man es natürlich nicht, vermutlich zig Millionen Dollar an Einspiel. Warum ich die Geschichte erzähle? Nunja, mit „Die unglaublichen Abenteuer von Bella“ kommt nun eine weitere Romanadaption von Bruce Cameron in die Kinos (Bevor im Mai das tatsächliche Sequel zu „Bailey“ kommt, kompliziert, ich weiß) und setzt mit dem Originaltitel, anders als bei uns, voll auf inhaltliche Nähe zum medial verbrannten „Bailey“. Natürlich ist die Sau, die durchs Dorf getrieben wurde, mittlerweile schon verspeist, doch wer weiß, was wieder zum Vorschein kommt, wenn die Veröffentlichung näher rückt. Aufgrund der Konkurrenzsituation sollte der Film, trotz eigentlich mittelmäßiger Trailer, zumindest in der Lage sein, $13m/$40m für Sony einzuspielen.
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- Auch wenn nun bereits ein wenig Gras über das erste Erscheinen des französischen Superhits „Ziemlich beste Freunde“ gewachsen ist, in unser aller Herzen hat er einen festen Platz erobert. Umso unverständlicher war es vielen, weshalb dieses Meisterwerk, das vor allem mit seiner absolut magischen Chemie unter den Darstellern zu punkten wusste, nun eines US-Remakes braucht. Vielleicht war es ein Stück weit Verzweiflung des damals bereits angezählten Weinstein-Studios, vielleicht aber auch nur pure Profitoptimierung. Wie auch immer, nach einem mehr als steinigen Weg hat die Produktion nun einen Platz bei einem zuverlässigen Verleih gefunden. STX wird nun versuchen, „Mein Bester & Ich“ (Nein, da fehlt kein Wort im Titel, Constantin scheint sich hier der Youtube-Generation anzupassen) bestmöglich zu verkaufen. Kevin Hart an Bord zu haben ist aus finanzieller -und oft auch aus künstlerischer Sicht ein Gewinn. Die Thematik ist allerdings ein wenig abseits seiner Comfort-Zone, auch wenn der Trailer versucht, den Film viel zu krampfhaft als Komödie zu verkaufen. Ich glaube, dass das Publikum spürt, dass hier irgendetwas nicht ganz zusammen passt und deswegen fürchte ich, dass der Film mit $12m/$35m deutlich hinter den üblichen Ergebnissen Kevin Harts zurück bleiben wird.
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- Für preiswerte $4m hat Entertainment Studios die Rechte für „Replicas“ nach einem Privatscreening während des TIFF im Jahre 2017 eingekauft. Nachdem es mit dem Release 2018 nicht klappte, hofft man nun, im überschaubaren Januar ein Publikum zu finden, das den geringen Einsatz wieder einspielt. Mit Keanu Reeves in der Hauptrolle hat der Film einiges zu bieten, ist dieser doch zuletzt mit seinen Auftritten als Racheengel John Wick auf dem Weg zurück zu alter Stärke. Nun hat es bekanntlich immer einen Grund, wenn es zu Verschiebungen dieser Art kommt und der Trailer deutet bereits an, dass das Material vielleicht eher im Homevideobereich seinen Erfolg feiern wird. Was genau der Verleih selbst von seinem Produkt hält, werden wird dann wohl an der Breite des Startes ablesen können. Sollte man hier über 2000 Kinos gehen, dann sollte zumindest der Einsatz des Verleihs wieder zurück in die Kassen gespült werden. Mit $6m/$15m wäre man hier wohl ausreichend bedient.
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Wochenende 3 vom 18. Januar 2019 – 20. Januar 2019 (MLK Day)
ACHTUNG! Der nachfolgende Text enthält mögliche Spoiler zum Film „Split“!!!!
- Der Star des Monats ist ohne irgendeinen Zweifel Michael Night Shyamalans (Ich habe es ohne googeln geschafft) Mega-Sequel „Glass“. Wer, wenn nicht der Meister des Twists himself, hätte auf eine solche Idee kommen können? Nach einigen harten und sicher auch lehrreichen Jahren, besann sich Shyamalan auf seine Wurzeln, ließ die großen Budgets links liegen und produzierte in finanzieller Eigenregie wieder das, was er am besten kann. War „The Visit“ noch ein eher laues Lüftchen, entwickelte sich der mysteriöse „Split“ zu einem riesigen Erfolg. Gleichzeitig stellt dieser Film das Bindeglied zwischen „Unbreakable“ und „Glass“ dar, indem am Ende angeteasert wird, dass beide Filme in einem einzigen Universum spielen. In „Glass“ treffen wir nun also, fast 20 Jahre später, auf alte Bekannte, die noch eine Rechnung offen haben. Für Spannung ist damit durchaus gesorgt, der Hype war groß und eigentlich sollte das doch, gerade in dieser trostlosen, winterlichen Kinoumgebung, genug sein, um alle umzuhauen. Einzig von den Trailerklicks hätte ich ehrlich gesagt ein wenig mehr erwartet und so frage ich mich, ob der Hype wirklich auch außerhalb des Internets real ist. Ich bin deswegen noch nicht ganz so optimistisch, wie einige Profis, doch $65m(4T)/$150m wären ein toller Lichtblick in einem sonst recht grauen Januar.
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Wochenende 4 vom 25. Januar 2019 – 27. Januar 2019
- Habe ich mich zuletzt noch darüber ausgelassen, dass die Studios mit der nächsten unnötigen Robin Hood-Adaption um die Ecke kamen, findet Robin in der Artus-Sage seinen Meister. Was hier alleine im neuen Jahrtausend an Neuinterpretationen in die Kinos oder ins Fernsehen kam, das sucht wahrlich seinesgleichen. Dennoch scheint es Regisseur und Drehbuchautor Joe Cornish gelungen zu sein, der Geschichte ein wirklich frisches Gewand zu verpassen, indem er, ähnlich wie bei Percy Jackson, einen Film für ein jüngeres Publikum mit jüngeren Hauptdarstellern verwirklichte. Wie es sich für typische Fantasy mit Merlin und Co gehört, kommt das ganze natürlich recht britisch daher, was aber im US-Markt nicht zwingend zum Problem werden muss. Kurioserweise erhält Patrick Stewart nach seinem Erscheinen in „Excalibur“ in „Wenn du König wärst“ einen weiteren Auftritt in einer Artus-Verfilmung, diesmal allerdings mit einem Upgrade zum Zauberer Merlin persönlich. Wer sich übrigens fragt, woher einem das Gesicht des Jungdarstellers so bekannt vorkommt: Es handelt sich hierbei um keinen geringeren als um den Sohn von Gollum-Darsteller Andy Serkis. In der üblichen Familienfilm-Wüste namens Januar sollte die britische Kinohoffnung kein Problem haben, zumindest $12m/$40m einzuspielen.
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- Man schaut auf die Castliste, sieht die Namen Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Djimon Hounsou und Diane Lane und denkt sich, klar, das wird ein Volltreffer. Dann sieht man den Trailer und fragt sich, was man da jetzt gesehen hat. Man wartet auf den nächsten Trailer und hat noch immer keinen Plan, worum es eigentlich gehen soll und man bekommt Zweifel, ob man es nicht mit dem nächsten in Testvorführungen durchgefallenen Film für die Resteverwertung zu tun hat. Mehrere Terminverschiebungen sprechen zumindest dafür. „Serenity“, der, sorry Sheldon, so gar nichts mit der beliebten Serie „Firefly“ zu tun hat, ist Steven Knights erstes Regieprojekt seit dem von Kritikern hochgelobten „Locke“ und nachdem er sich mit der Serie „Taboo“ einen größeren Namen machen konnte. Zumindest aus finanzieller Sicht sollte dies der erfolgreichste Film seiner Karriere werden, wenngleich ein Ergebnis von nur $8m/$20m für einem Film mit diesem Cast eine große Enttäuschung darstellt.
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Damit endet der wohl kürzeste Box Office FocUS aller Zeiten. Ein wenig ratlos lässt mich diese Strategie der Verleiher zurück. Schaut man auf den Sommer, trampeln sich die Studios, Stichwort Disney, teilweise selbst auf die Füße und hier im Januar verpasst man abermals die Chance, die Zuschauer nach den besucherträchtigen Feiertagen,bei der Stange zu halten, um sie konstant mit Trailern für weitere Filme direkt vor Ort beschallen zu können. Vielleicht im nächste Jahr, vielleicht auch nicht. An dieser Stelle können wir uns eigentlich nur auf einen, versprochen, spannenderen Februar freuen.