Als neulich die Golden Globe-Nominierungen verkündet wurden, habe ich zum ersten Mal von der Serie gehört. Netflix hat sie vor ein paar Wochen ins Programm genommen, und irgendwie ist das an mir vollkommen vorbeigegangen. Schuld daran bin ich natürlich selbst, weil ich nicht jeden Tag streame und die falschen Filme und Serien anschaue. Jedenfalls bekomme ich immer die seltsamsten und obskursten Empfehlungen, die – meiner bescheidenen Meinung nach – nicht das Geringste mit der Produktion zu tun haben, die die Grundlage für die Empfehlung ist. Aber wer bin ich, über die rätselhaften Algorithmen von Netflix zu lästern?
The Kominsky Method handelt von dem Schauspieler Sandy Kominsky (Michael Douglas), der seine Glanzzeit schon lange hinter sich hat, aber ein gefragter Lehrer ist. Sein bester Freund und gleichzeitig sein Agent ist Norman (Alan Arkin), der – so viel sei über die erste Folge verraten – gerade seine Frau (Susan Sullivan) verloren und dessen Tochter (Lisa Edelstein) ein massives Drogenproblem hat. Während Norman gerade eine Menge verkraften muss, plagt Sandy sich in erster Linie mit seiner Prostata und einer Affäre mit seiner Schülerin Lisa (Nancy Travis) herum.
Im Grunde beschreibt das bereits die gesamte erste Staffel, die aus acht Folgen besteht, die alle zwischen zwanzig und dreißig Minuten lang sind. In dieser Zeit lernen wir Sandy und Norman gut kennen, beginnen ihre Marotten zu lieben und vor allem den gewitzten Schlagabtausch zwischen den beiden Freunden, der sich meistens um die Plagen und steten Demütigungen des Alters dreht. Ein seltsames Paar lässt grüßen.
Die Serie stammt vom Sitcom-Papst Chuck Lorre, der auf die genreüblichen überdrehten Charaktere und grotesken Situationen weitgehend verzichtet und dafür auf bissige Ironie und authentische Figuren setzt. Hollywood wird hier nicht persifliert, sondern nur ganz am Rande behandelt, auch wenn ein Teil der Serie von den Ambitionen der Schauspielschüler handelt. Hier erinnern manche Szenen zwangsläufig an die ebenfalls hochgelobte Serie Barry, die mir allerdings gar nicht gefallen hat, weshalb ich nach vier Folgen ausgestiegen bin. Verglichen mit dem fast halb so alten Barry sind Norman und Sandy wesentlich witziger und erstaunlicherweise sogar flotter.
Nicht alle Episoden sind zum Brüllen komisch, manche Gags funktionieren gut, andere wirken etwas behäbig, aus manchen hätte man mehr machen können. Oft – und das sind die besten Momente – ist die Serie sogar erstaunlich tiefsinnig und berührend. Alles in allem macht sie aber eine Menge Spaß und ist die ideale Unterhaltung am Ende eines langen Arbeitstages.
Ich drücke jedenfalls der Serie sowie Michael Douglas und Alan Arkin die Daumen, wenn am 6. Januar die Golden Globes vergeben werden. Verdient hätten sie den Preis.