Time to say Goodbye (part 2)

Unser letzter Tag. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, vor allem wie es so schnell passieren konnte. Gerade noch hatten wir Mitte September, und plötzlich ist es schon wieder Zeit, die Koffer zu packen.

Ich habe bestimmt Übergewicht. Wenn ich an all die leckeren Sachen denke, die wir gegessen haben, dann besteht kein Zweifel daran (wenn ich in den Spiegel blicke, eigentlich auch nicht, weshalb ich nicht mehr hineinschaue, und meine Waage habe ich irgendwo weggesperrt und werde sie frühestens nächstes Frühjahr wieder benutzen). Leider hat mein Koffer vermutlich auch Übergewicht, und das ist viel schlimmer. Das nächste Mal werde ich mit leerem Gepäck anreisen, aber das habe ich letztes Mal auch schon gesagt. Im Flugzeug muss ich wahrscheinlich mehrere Schichten Kleidung übereinander tragen, was vielleicht gar nicht so schlecht ist, denn in Deutschland herrschen angeblich arktische Temperaturen.

Auch hier hat der Herbst beschlossen, sich von seiner zickigen Seite zu zeigen: Es ist nur noch 16 Grad warm, und am Vormittag hat es geregnet. Genau genommen hat es für ungefähr eine halbe Stunde getröpfelt, zumindest nach mitteleuropäischen Maßstäben. Für Kalifornier ist es allemal Grund genug, das Fernsehprogramm zu ändern und den ganzen Tag über „Stormwatch“ zu betreiben. Da wird dann jede Pfütze ausgiebig dokumentiert und ängstlich zum Himmel geblickt, ob wohl noch mehr von dem gefährlichen Nass herunterkommt. Manche Autofahrer wissen dann nicht mehr, wie sie fahren sollen, und bleiben mitten auf der Straße stehen, und auch sonst herrscht ein gewisses Maß an Hysterie. Andererseits muss man sie verstehen: Es ist der erste Regen seit April.

So fällt uns der Abschied von L.A. nicht allzu schwer. Nur den Gedanke an den langen Rückflug verdränge ich noch.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2013 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.