Es werden immer mehr. Superhelden, meine ich, kaum dreht man sich um, sind zwei, drei neue aus ihren Löchern gekrochen und erobern die Leinwände. Aber spätestens seit Marvel und Disney gezeigt haben, dass man regelmäßig eine unglaubliche Menge Geld damit verdienen kann, wachsen natürlich die Begehrlichkeiten.
Dabei waren es die Leute von Sony, die diesen Boom erst so richtig in Gang gesetzt haben. Nach den Abenteuern der X-Men im Jahr 2000 hat der erste Spider-Man von Sam Raimi zwei Jahre später weltweit für Furore – und volle Kassen – gesorgt und damit auch den Startschuss für ein neues Kinozeitalter abgefeuert. Die Begeisterung für Superhelden wurde damals so richtig neu entfacht, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass die freundliche und beschützende Spinne aus der New Yorker Nachbarschaft genau zum richtigen Zeitpunkt, nämlich ein halbes Jahr nach den Anschlägen vom 11. September in die Kinos kam.
Der Spinnenmann schwingt sich seit einem lukrativen Deal nun zwar auch durchs Marvel-Cinematic-Universe, doch Sony besitzt weiterhin die Rechte – auch jene an den Bösewichtern der Comicreihe. Da diese manchmal interessanter sind als die Helden selbst, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis man sie zum Gegenstand eines eigenen Films machte. Den ersten konnten wir in diesem Jahr bewundern.
Venom
Eddie Brock (Tom Hardy) ist ein investigativer Journalist in San Francisco, der zufällig auf ein paar Ungereimtheiten bei einer Firma stößt, die vertraulich seiner Freundin, der Anwältin Anne Weying (Michelle Williams) geschickt wurden. Als Eddie daraufhin dem High-Tech-Guru Carlton Drake (Riz Ahmed), der ein privates Weltraumprogramm finanziert und von der Besiedelung fremder Welten träumt, auf den Zahn fühlt, verlieren Anne und er seinen Job, und auch die Verlobung geht in die Brüche. Im Geheimen experimentiert Drake mit außerirdischen Lebensformen, die eines seiner Raumschiffe mitgebracht hat, und als Eddie weiter herumschnüffelt und mit einer davon in Kontakt gerät, wird er infiziert …
Venom ist im Grunde ein alter Bekannter, da er bereits in Spider-Man 3 aufgetaucht ist und Peter Parker das Leben schwer gemacht hat, aber damit hat diese Geschichte nichts zu tun. Als Origin-Story wird hier in erster Linie erzählt, wie Eddie und Venom zusammenfinden und sich einen Organismus teilen, manchmal als Mensch auftreten, dann wieder als humanoides Monster mit teerartiger Körperhülle, wobei das Alien streng genommen nur eine organische Masse ist, die jede beliebige Gestalt annehmen kann – und noch so einige besondere Eigenschaften besitzt, die Eddie zu einem Übermenschen machen.
Die eigentliche Geschichte ist ziemlich simpel, Drake will die Aliens benutzen, um die Menschen anpassungsfähiger an den Weltraum zu machen und damit quasi eine neue Rasse zu züchten. Um dieses Ziel zu erreichen, schreckt er auch vor Menschenversuchen nicht zurück. Und die Aliens mit ihrem Chef Riot kochen wiederum ihr eigenes Süppchen …
Natürlich sind es die Außenseiter, sowohl Eddie als auch Venom, die die Pläne der Anführer durchkreuzen. Eddie ist einmal mehr Journalist, der Lieblingsheld der Comicautoren, da er zum einen für das Gute kämpft, zum anderen ein eher schwacher Schreibtischtäter ist, dessen Verwandlung umso dramatischer vonstattengeht. Gut, Tom Hardy erweckt nicht gerade den Eindruck, ein nerdiger Bücherwurm zu sein, der höchstens einen Bleistift stemmen kann, aber dafür ist er ein großartiger Schauspieler, dem man sowohl die penetrante Neugier abnimmt als auch das Erstaunen darüber, was Venom mit seinem Körper anstellt.
Das Ganze ist ein ungewöhnliches Buddy-Movie, das vor allem von dem Geplänkel zwischen Eddie und Venom lebt. Der Rest ist Genre-Routine mit den üblichen Versatzstücken, aber immerhin schnörkellos, knackig kurz und actionreich erzählt. Macht Spaß.
Note: 3