Schlüpfrige Sachen

Nur noch drei Tage und noch immer stehen einige Dinge auf unserer To-Eat-Liste. Leider werden wir nicht mehr alles davon abarbeiten können, vor allem nicht, wenn man beschließt, etwas zum zweiten Mal zu essen: Das Restaurant in Chinatown, von dem ich geschrieben habe, hat uns so gut gefallen, dass wir unbedingt noch einmal dort speisen wollten.

Also machten wir uns in der Mittagszeit auf nach Chinatown. Im Lokal war es eiskalt, und insgeheim habe ich mich gefragt, ob sie hier vielleicht ihre Vorräte an Meeresfrüchten lagern. Immerhin sind sie für ihre Slippery Shrimps weithin berühmt und müssen eine entsprechende Menge davon vorrätig haben. Inzwischen bin ich aber darauf vorbereitet und habe immer eine Jacke bei mir, und grünen Tee gibt es zum Glück auch in rauen Mengen.

Die Shrimps waren wieder ausgezeichnet, ebenso die Wan Tan Suppe, die hier Wonton Soup heißt, was mich immer ein bisschen verwirrt. Und nicht nur mich, denn Mark G. hat „shippery slims“ bestellt, was sogar unseren Kellner schmunzeln ließ. Dabei musste ich an Julia Roberts „schlüpfrige Scheißerchen“ in Pretty Woman denken, aber das waren Schnecken. Den Namen von unserem dritten Gericht habe ich vergessen, es war etwas Blumiges und endete auf „snowy peas“, die sich am Ende als ordinäre Zuckerschoten entpuppten. Alles in allem war es auch beim zweiten Mal ein Erlebnis. Mein Glückskeks verhieß mir eine „aufregende Zeit“, was ich als positives Omen deutete, doch Mark G., der alte Schwarzseher, meinte, vielleicht sei es ja auf den Rückflug gemünzt…

Nach dem Essen fuhren wir noch nach Santa Monica, das praktisch um die Ecke liegt. Das Wetter war genau richtig für einen Besuch am Pier und den Strand: heiß und ein bisschen windig. Ideal, um noch einmal Urlaubsgefühle aufkommen zu lassen und sie quasi für den langen, kalten Winter einzuwecken. Wenn ich nächste Woche am Schreibtisch sitze und friere, werde ich gewiss daran zurückdenken.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2013 von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.