Mission: Impossible – Fallout

Vor ein paar Monaten haben wir mit Tom Cruise zu Abend gegessen. Das war, ich habe es damals bereits in meinem Bericht erwähnt, anlässlich einer Preisverleihung auf der CinemaCon, und natürlich waren noch ein paar andere Leute dabei. Ein paar hundert.

Auch wenn das Ganze natürlich eine PR-Veranstaltung war, um seinen jüngsten Film zu pushen, war es doch interessant zu beobachten, mit welcher Leidenschaft der Mann an seine Arbeiten herangeht. Sicher, an erster Stelle steht der Erfolg, Cruise ist ja ein cleverer Geschäftsmann und kennt seine Marke, er weiß, was er den Fans schuldig ist, aber darüber hinaus treibt ihn sicherlich auch der persönliche Ehrgeiz, jedes Mal aufs Neue über sich hinauszuwachsen. Man kann von dem Mann und seinen Motiven halten, was man will, aber seine Bereitschaft, in den Actionszenen aufs Ganze zu gehen und auch fast alles selbst zu drehen, ist wirklich bemerkenswert.

An dem Fallschirmabsprung über Paris, so berichtete Cruise, haben sie über ein Jahr lang gearbeitet, weil sie mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hatten, die sich nicht nur daraus ergaben, weil sie aus großer Höhe abspringen mussten, sondern auch, weil sie während des Sonnenuntergangs drehen mussten und jeden Tag nur ein drei Minuten langes Zeitfenster hatten, in dem das Licht perfekt war. Der Ehrgeiz wollte es außerdem, dass sie die gesamte Szene in nur einem Take aufnehmen wollten und es laut Drehbuch nicht nur ein einfacher Sprung sein sollte, bei dem alles glatt läuft, sondern bei dem es auch etliche Hindernisse zu überwinden gilt. Das Resultat sieht großartig aus, aber man fragt sich auch unwillkürlich, ob der durchschnittliche Zuschauer diesen Aufwand wirklich zu schätzen weiß oder ob er nicht mit einer CGI-unterstützten Aufnahme genauso zufrieden gewesen wäre. Zumal die Technik heutzutage so gut ist, dass man kaum einen Unterschied bemerkt.

Die Actionszenen in den Mission: Impossible-Filmen sind auf jeden Fall ein besonderes Highlight und fast schon ein Alleinstellungsmerkmal, das zumindest die Fans sehr zu schätzen wissen. Da müssen sich die Produzenten von James Bond für den nächsten Einsatz des Agenten ihrer Majestät ganz schön was einfallen lassen – die Messlatte hängt nämlich hoch.

Mission: Impossible – Fallout

Nachdem Ethan Hunt (Tom Cruise) Salomon Crane (Sean Harris) gefangengenommen hat, ist sein Verbrechersyndikat zerfallen. Die Nachfolge-Organisation nennt sich „die Apostel“ und will in Berlin waffenfähiges Plutonium kaufen, was Hunt und seine Kollegen trotz großer Mühen nicht verhindern können. Deshalb schlüpft der Agent in die Rolle des potentiellen Auftraggebers der Apostel, um einen Atomschlag zu verhindern.

Bei mir bleibt in der Regel nicht viel von der Handlung eines Action- oder Agententhrillers hängen. Zu ähnlich sind sich die Plots, zu sehr läuft alles nach demselben Schema ab. Auch Fallout bildet da keine Ausnahme, in Erinnerung bleibt der Streifen vor allem wegen einiger guter Actionszenen – und jener Aufnahme, in der Tom Cruise von einem Dach zu einem anderen springt und sich dabei den Fuß bricht. Die Szene war so oft im Trailer zu sehen, dass man sie nicht vergisst – und jedes Mal dabei unwillkürlich zusammenzuckt.

Das Besondere an den Mission: Impossible-Filmen ist die raffinierte Maskerade, die auch diesmal wiederholt eingesetzt wird und genauso glaubwürdig wirkt wie in den Sechzigerjahren. Immerhin besitzen die Macher genug Selbstironie, um sich über diesen Einsatz von Latex, falschen Haaren und Stimmverzerrer lustig zu machen. So ist es letzten Endes wieder einmal der – diesmal leider zu selten eingesetzte – Humor, der diese Art von Film davor bewahrt, an seiner eigenen Bedeutungsschwere zugrunde zu gehen. Um weniger als die Rettung der Welt geht es ja ohnehin nie, und seit Trump an der Macht und das Bild der USA nachhaltig beschädigt ist, wirkt der heldenhafte Einsatz amerikanischer Agenten plötzlich seltsam anachronistisch.

Ich will gar nicht viel über die Story verraten. Wie immer schlägt sie so viele Haken, hat so viele Wendungen, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, wer eigentlich wen bekämpft. Was mit einer klaren Mission beginnt, verwandelt sich bald in ein unübersichtliches Chaos, in dem die Koalitionen im Viertelstundentakt wechseln und die Motive der Figuren nicht mehr durchschaubar sind. Immerhin weiß man, dass Hunt und seine Leute zu den Guten gehören, für die zum Schluss einfach alles auf dem Spiel steht – das Vaterland, das Schicksal der Welt, die Ehre, persönliche Beziehungen – fehlt eigentlich nur noch ein Bus mit einer Nonne, einer Schwangeren und einem Haufen Waisenkinder.

Ich habe inzwischen aufgegeben, nach irgendeiner Logik in dieser Art von Story zu suchen – man wird ja doch nur enttäuscht. Und da jede Geschichte in diesem Genre mehr oder weniger unplausibel ist, kann man im Grunde nur noch das Äußere bewerten. Tom Cruise und seinen Produzenten kann man in diesem Fall immerhin zugutehalten, dass sie sich wie immer eine Menge sehenswerter Stunts haben einfallen lassen. Sei es der Fallschirmsprung über Paris, die wilden Verfolgungsjagden im Auto oder zu Fuß oder auch der fulminante Showdown mit den Helikoptern, der eindrucksvoll beweist, dass Zeit relativ ist und eine halbe Stunde auch mal vierzig Minuten dauern kann …

Insgesamt ein rasanter, kurzweiliger Actionspaß, der inhaltlich leider wenig Sinn ergibt. Nicht nachdenken, einfach berieseln lassen!

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.