Vergangenes Wochenende wurde es auch bei uns im Süden etwas kälter. Außerdem hat es doch tatsächlich geregnet, und wenn ich ehrlich bin, habe ich dieses nasse Wetter sogar ein bisschen vermisst, bedeutet es doch, dass man es sich schon am frühen Abend gemütlich machen und einen Film schauen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Nachdem ich einen eher düsteren Film gesehen habe, der mich sogar zu Tränen gerührt hat, musste es zum Ausgleich etwas Heiteres sein. Und passend dazu ist seit kurzem bei Amazon Prime Sing im Streaming-Programm, den ich damals im Kino verpasst hatte.
Sing
Buster Moon ist ein Koalabär, der sich seinen Kindheitstraum erfüllt hat und ein Theater betreibt. Doch er ist chronisch pleite, und die Bank droht, das Haus zu pfänden. Da kommt ihm die Idee, einen Gesangswettbewerb auszurichten, dessen Sieger eine Geldprämie erhält. Dummerweise macht seine schusselige Sekretärin einen Fehler, wodurch das Preisgeld in der Werbung mit 100.000 Dollar angegeben wird – was zahllose Bewerber anlockt …
Sprechende Tiere gehen im Kino immer. Sie üben seit jeher eine besondere Faszination aus, sei es früher in Märchen oder heute eben in (Animations-)Filmen, weil wir unsere menschlichen Eigenschaften auf sie übertragen und daher etwas Grundlegendes über uns selbst erzählen können. Außerdem sind sprechende Tiere verdammt witzig.
Das ist auch in Sing nicht anders: Man lacht über die schüchterne Elefantendame Meena, die Angst vor dem Singen in der Öffentlichkeit hat, man schmunzelt über die Maus mit dem latenten Minderwertigkeitskomplex, die sich deshalb mit allen großen Tieren anlegt und ein gigantisches Ego hat. Dann gibt es noch die Hausfrau, deren Traum im Alltagsstress auf der Strecke geblieben ist, weil ihre Kinder anstrengende Ferkel sind und ihr Mann, das Schwein, sie nicht unterstützt. Das Teenie-Stachelschweinmädchen mit Liebeskummer oder den jungen Gorilla, der sich von seinem Vater in Verbrechen verstricken lässt, weil er seine Anerkennung sucht.
Das alles sind sehr menschliche Geschichten, und wir identifizieren uns daher gerne und leicht mit den tierischen Gestalten. Das alles ist auch schön erzählt, bleibt aber leider sehr oberflächlich und anekdotenhaft. Sicher, eine tiefgreifende Charakteranalyse darf man von einem Film dieser Art nicht erwarten, aber ein bisschen mehr Mühe hätten sich die Autoren schon geben dürfen. Auch die eigentliche Story um Buster und sein vom Konkurs bedrohtes Theater ist ziemlich dürftig und einfallslos.
Zum Glück erzählen die Macher Garth Jennings und Christophe Lourdelet ihre Fabel auf sehr humorvolle und warmherzige Weise, wobei die Gagdichte nicht so hoch ist wie bei anderen Illumination-Produktionen. Die Vielfalt und den Einfallsreichtum, den die Despicable Me-Filme ausmachen, sucht man hier leider vergebens.
Dafür besticht der Film mit seiner mitreißenden Musik und einem märchenhaften Ende, das Lust auf den zweiten Teil macht, der ganz sicher kommen wird. Hoffentlich mit einer besseren Story. Andererseits: Sprechende Tiere gehen im Kino immer.
Note: 3