Wir haben in den USA diesmal kaum Filme gesehen. Das lag zum einen daran, dass wir viel unterwegs waren, auch in kleinen Städten, in denen es mitunter keine Kinos mehr gibt, zum anderen lag es an der Blockbustersaison, in der vor allem die Tentpole-Produktionen die Säle belegen und etwas weniger Filme auf den Markt kommen als im Rest des Jahres.
Inzwischen habe ich die Kritiken zu allen Filmen veröffentlicht, allerdings mit einer Ausnahme: Upgrade. Der Trailer sah solide aus und erinnerte in manchen Momenten an den von Venom, und da Mark G. ein ausgesprochenes Faible für Science Fiction hat, haben wir ihn sogar am Starttag gesehen. Weil ich gedacht habe, dass der Film womöglich noch einen deutschen Verleih findet, habe ich mit der Veröffentlichung gewartet, aber es wurde bislang nicht einmal eine DVD-Premiere angekündigt. Was ich sehr schade finde, denn der Film ist gelungen.
Upgrade
San Francisco in naher Zukunft: Computer und KIs sind ein fester Bestandteil des Lebens geworden, doch Grey (Logan Marshall-Green) restauriert lieber alte Autos, als an Computern herumzubasteln. Eines Tages spielt die Technik im selbstfahrenden Wagen seiner Frau verrückt, und das Paar verunglückt. Während sie auf Hilfe warten, werden sie von einer Gruppe Krimineller überfallen. Grey wird schwer verletzt, seine Frau getötet, und als er im Krankenhaus wieder zu sich kommt, ist er vom Hals abwärts gelähmt. Einer seiner Kunden ist das junge Computergenie Eron (Harrison Gilbertson), der ihm ein Angebot macht: Ein neuer, von ihm konstruierter Chip würde es ihm ermöglichen, wieder zu laufen.
Grey geht darauf ein, und tatsächlich kehren seine motorischen Fähigkeiten zurück, allerdings stellt er auch bald fest, dass der Chip weit mehr kann, als nur seine Arme und Beine zu bewegen, ihm wurde vielmehr eine künstliche Intelligenz eingepflanzt, die ihm schier übermenschliche Fähigkeiten verleiht, mit ihm redet und bald zu seinem Partner auf der Suche nach den Mördern seiner Frau wird …
Kaum zu glauben, dass der Film nur wenige Millionen Dollar gekostet hat, denn die Zukunft sieht ziemlich edel aus, der Look ist toll, die Effekte können sich sehen lassen, und es gibt auch eine Menge Action. Sicher, die großen money shots sucht man vergeblich, die meisten Szenen spielen im Dunkeln oder in der Nacht, und auch die Cast ist überschaubar, aber das alles mindert in keinster Weise den Unterhaltungswert des Films. Logan Marshall-Green macht seine Sache als Invalide, der zu seinem eigenen Erstaunen entdeckt, wozu sein Körper plötzlich fähig ist, ebenfalls gut, nur Harrison Gilbertson als jugendliches Genie wirkt bisweilen überfordert.
Die Geschichte beginnt mit einer Menge Klischees und auch die Figuren – der Technikgegner, der auf alte Handwerkskunst setzt und seine Musik auf dem Plattenspieler hört, der kaum der Pubertät entwachsene Milliardär, der die unglaublichsten Erfindungen schon im Kindergarten entwickelt hat – wirken wenig originell, doch die Story entwickelt sich temporeich und dynamisch und nimmt etliche überraschende Wendungen. Autor und Regisseur Leigh Whannell spielt gekonnt mit der Erwartungshaltung des Publikums, das nach dem Tod von Greys Frau einen Rachethriller erwartet, aber dann mit einem ungewohnten Buddy Movie überrascht wird. Eine Zeitlang funktioniert das Mensch-Maschinen-Gespann ganz gut, bis man jedoch zu ahnen beginnt, dass Greys Pakt ein faustischer ist.
Ohne hier zu viel zu verraten (es gibt einen Twist zum Ende hin, den man aber kommen sehen kann), erinnert die Story stark an die pessimistischen, fortschrittsfeindlichen Horrorfilme der Siebziger und hat mitunter auch was von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die Auflösung ist nicht direkt enttäuschend, aber angesichts der Möglichkeiten, die die Geschichte mit ihren vielfältigen Einfällen geboten hat, hätte man noch wesentlich mehr aus dem Stoff herausholen können.
Note: 3