Es ist bezeichnend für diesen Sommer, dass man sich tatsächlich über Regen freut. Nach der Hitze der letzten Zeit ist so eine vorübergehende Abkühlung höchst willkommen, auch wenn es danach wieder heiß werden soll. Immerhin hatten die Niederschläge den unbestreitbaren Vorteil, dass man sich nicht um den Garten kümmern musste. Es sei denn, man möchte jetzt auf Schneckenjagd gehen …
Ich bin kein großer Gärtner, im Gegenteil, Pflanzen bekommen in meiner Gegenwart suizidale Gedanken, und letzte Woche ist sogar mein Schnittlauch eingegangen. Was ich genau falsch mache, weiß ich auch nicht, immerhin gedeiht das Unkraut vortrefflich, weshalb ich es kurzerhand zum offiziellen Gartenbewuchs erklärt habe und stolz berichten kann, dass wenigstens alles grün ist. Mehr oder weniger jedenfalls.
Aus diesem Grund – na ja, hauptsächlich wegen der tollen Besetzung – habe ich mir am Wochenende einen britischen Film zu diesem Thema angesehen.
Der wunderbare Garten der Bella Brown
Bella (Jessica Brown Findlay) wurde als Baby ausgesetzt und von Enten warmgehalten, bis man es am nächsten Morgen entdeckt hat. Doch als junge Frau ist die belesene Bibliothekarin kein großer Fan der Natur, im Gegenteil, das Unberechenbare, Unkontrollierbare macht ihr Angst, weshalb sie sich in diverse Zwangsneurosen flüchtet. Ihr reicher Nachbar und Blumenliebhaber Alfie Stephenson (Tom Wilkinson) ist daher ihr wild wuchernder Garten schon lange ein Dorn im Auge. Als Bella sich auch noch in einen Streit mit seinem Koch Vernon (Andrew Scott) einmischt und sich mit ihm verbündet, bringen sie den tyrannischen Mann gegen sich auf. Doch alles ändert sich, als Bellas Vermieter sie kündigen will, sofern sie nicht endlich ihren Garten auf Vordermann bringt. Nun ist sie auf Stephenson angewiesen und muss ihn um Hilfe bitten …
Die Briten haben in ihren Filmen ein Faible für skurrile Figuren, und davon gibt es in Simon Abouds Film gleich so viele, dass man schon fast von einem Panoptikum sprechen kann. Zu der verhaltensauffälligen Bella und dem exzentrischen, stets schlecht gelaunten Stephenson gesellen sich noch der verwitwete Koch Vernon sowie der seltsam aus der Zeit gefallen wirkende Erfinder Billy (Jeremy Irvine) und eine schrullige Bibliotheksleiterin (Anna Chancellor). Jede Figur für sich genommen, ist liebenswert und würde jeden Film um ein kauziges Element bereichern, aber als Ensemble ist es eine Überdosis Skurrilität.
Am meisten geerdet ist noch Vernon, der aber relativ schnell in Vergessenheit gerät und nur gelegentlich das Essen serviert. Bella wendet sich nämlich schon bald dem Träumer Billy zu, der sie ermuntert, endlich ihre Karriere als Schriftstellerin zu beginnen, und sie zu einem Kinderbuch inspiriert. Trotz ihrer Ambitionen bleibt Bella leider insgesamt etwas blass, und es ist weder nachvollziehbar, warum sie überhaupt eine Wohnung mit großem Garten gemietet hat, noch wie sie ihre Zwangsneurosen so schnell überwinden kann. Muss wohl die Liebe sein …
Einig Tom Wilkinson als verbitterter Witwer kann voll und ganz überzeugen, auch wenn man das Schicksal der Figur schon relativ früh erahnt. So ist der Film, der recht gemächlich vor sich hinplätschert, auch ohne jegliche Überraschung und so vorhersehbar wie die Abfolge der Jahreszeiten. Die Schuld dafür liegt allein an einem unausgegorenen Drehbuch, das zu viele Klischees und Versatzstücke aus anderen Filmen bemüht, und der Regie, die es nicht schafft, eine originelle Handschrift zu entwickeln. Für beides ist Simon Aboud verantwortlich.
Der wunderbare Garten der Bella Brown ist kein schlechter Film, allerdings bei weitem nicht so gut wie er mit etwas mehr Mühe hätte sein können. Für einen lauen Sommerabend nach einem Tag Gartenarbeit ist er aber genau richtig.
Note: 3