Box Office FocUS Juli 2018

_focUSEines vorweg: Ein dynamisches Duo wie das aus „Die Unglaublichen“ und „Jurassic World“ kann ich euch in diesem Monat nicht bieten. Dass zwei Filme an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden über der $100m-Marke starten, ist ein Geschichtsträchtiges Ereignis, dass zuvor erst ein Mal zu bestaunen war und zwar im verrückten Mai 2007. Aber auch ohne solche Giganten verspricht der Juli eine Menge Abwechslung, wenngleich der erste Juli seit 2014 ohne $100m-Start sicher eine kleine Enttäuschung darstellen. 

Wochenende 27 vom 6. Juli. 2018 – 8 . Juli. 2018 (Independence Day)

  • Durch die unglückliche Kalenderkonstellation kann kein Neustart so wirklich Nutzen aus dem Feiertag ziehen. Vielmehr als der eigentliche Independence Day, versprechen eher die Tage zuvor das große Geschäft, da am eigentlichen Festtag Feuerwerk schauen angesagt ist. Der letzte Kandidat zu dieser Terminkonstellation war „Transformers“ im Jahr 2007, dessen Start man sogar bis auf den Montag nach vorn schob. Disney verzichtete mit „Ant-Man and the Wasp“ komplett auf einen vorgezogenen Start, Universal setzt dagegen mit dem Horrorthriller „The First Purge“ überraschenderweise ausgerechnet auf den schwachen Mittwoch, den Independence Day. Sage und schreibe der vierte Aufguss der Reihe wartet nun auf die Fans dieser gefühlt nicht mehr allzu unrealistischen Horrorvision eines „neuen“ Amerika. Immerhin erleben wir diesmal keine weitere Fortsetzung, sondern können, so verrät es schon der Titel, die Ursprünge dieses (hanebüchenen) Experimentes bestaunen. Regisseur der ersten drei Teile, James DeMarco, verzichtete in diesem Anlauf auf den Posten, ließ es sich aber nicht nehmen, ein weiteres Drehbuch zur Reihe beizusteuern. Als erster (und einziger) Mainstream-Horrorfilm des bisherigen Kinosommers glaube ich, dass der Film von einigen unterschätzt wird. Die Reihe hat viele Fans und die Anlehnung an das aktuelle Zeitgeschehen (man achte auf die Werbung mit den roten Schildmützen) sollten dafür sorgen, dass bei einem überschaubaren Budget von $13m mit der Blumhouse-Produktion noch einmal starke $35m(5T)/$65m erbeutet werden.

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    Universal will mich nicht auf die US-Seite lassen, daher k.A.

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  • Viele werden sich während „Avengers: Infinity War“ gefragt haben, wo denn eigentlich Ant-Man und Hawk Eye genau abgeblieben sind. Zumindest im Fall von Ant-Man bekam man darauf eine Antwort: Er sitzt noch immer den Hausarrest aus, der ihm nach den Geschehnissen von „Captain America: Civil War“ auferlegt wurde. Damit ist auch klar, dass die Marvel-Zeitlinie erstmal seit langem wieder einen Knick erhalten wird, denn demnach wird „Ant-Man and the Wasp“ wohl vor den bedeutenden Ereignissen in „Infinity War“ spielen. Man ging diesen Weg, damit sich der sehr leichtherzige und kindsgerechte Ant-Man nicht mit dieser schweren Bürde auseinandersetzen muss. Man kann sich allerdings schon fragen, weshalb Disney nicht einfach die Termine getauscht hat. So wirkt „Ant-Man and the Wasp“ leider eher wie ein lästiger Füller, während alle auf die Lösung des großen Cliffhangers im Marvel-Universum warten. Das erste Abenteuer des Ameisen-Mannes konnte vor drei Jahren nach einem überschaubaren Start einen sehr guten Multiplikator erreichen, konnte also über gute Mundpropaganda zu einem Erfolg heranwachsen. Auch für das Sequel, bei dem erneut Payton Reed Regie führte, gibt es erwartungsgemäß gute Kritiken. Damit sollte, trotz der zuvor erwähnten Probleme, eine Steigerung möglich sein. Ich glaube allerdings, dass sich diese eher im Bereich von „Thor 2“ bewegen. Die Marke Marvel ist mit der anstehenden Auflösung seiner aktuellen Avengers sicher am Zenit des Hypes angelangt, mit „Ant-Man and the Wasp“ wird man dennoch kurzfristig mit einem Einspiel von $75m/$205m etwas kleinere Brötchen backen müssen.

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Wochenende 28 vom 13. Juli. 2018 – 15 . Juli. 2018 

  • Einen Monat nach dem Start sollten nun die meisten „Die Unglaublichen 2“ bereits gesehen haben. Positiver Nebeneffekt: Damit bekamen auch viele Familien den Trailer zu „Hotel Transsilvanien 3 – Ein Monster Urlaub“ vorgesetzt . Für Sony ist die Reihe einer der selten gewordenen Gewinner, sodass ein dritter Teil nur eine Frage der Zeit war. Die Vorgänger konnten ihr Publikum ohne erwähnenswerte Konkurrenz im September erobern, es wird also interessant sein, wie sich die Reihe nun erstmals im umkämpften Sommer schlagen wird. Der Ice Age-Serie hat der Ausflug in den Sommer zumindest seinerzeit nicht geschadet und die Kreuzfahrt-Thematik des Monster-CGI-Filmes passt sowieso hervorragend in die Jahreszeit. Ich persönlich bin kein großer Freund der Reihe, kann aber verstehen, weswegen die Kids Gefallen an den kauzigen Gruselhelden und ihren Slapstick-Einlagen gefunden haben. Am vergangenen Samstag gab es den Film bereits in einigen Sneak Previews zu sehen. Was bei uns seit Jahren Gang und Gäbe ist, ist in den USA noch immer  eher eine Rarität. Nachdem Sony dieses Format im letzten Dezember mit „Jumanji – Welcome to the Jungle“ mehr als erfolgreich testen konnte, würde es mich nicht wundern, wenn man es nach den $1,3m für „Hotel Transilvanien 3“ in Zukunft noch häufiger geboten bekäme. Erneute $55m/$180m wären ein großer Erfolg für das Studio und erscheinen aufgrund des schwachen Augusts und der tollen Trailerklicks recht wahrscheinlich.

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  • In diesem Sommer konnte bisher kein einziger Originalfilm mit mehr als $20m starten. Eigentlich eine katastrophale Bilanz für die Filmschaffenden. Dies soll sich an diesem Wochenende ändern, denn Actionstar Dwayne Johnson bittet seine zahlreichen Fans zu einer erneuten Audienz in den Kinosaal. In Zusammenarbeit mit Rawson Marshall Thurber konnte „The Rock“ 2016 mit „Central Intelligence“ bereits einen großen Erfolg landen. Diesen würde Universal mit dem „Stirb Langsam“-Klon „Skyscraper“ liebend gerne reproduzieren. Actionkino wird es nun im Wochentakt geben und man fragt sich wieder einmal, wieso es sich die Verleiher selbst so schwer machen. „Skyscraper“ hat in jedem Fall den Vorteil, der Erste des Trios zu sein. Der Film sieht den Trailern nach zu urteilen nach einer Menge Spaß aus, perfektes Sommerkino eben. Auffällig sind im Vergleich zu Johnsons letztem Film „Rampage“ die schwachen Zahlen bei Facebook und auch die Klickzahlen des zweiten Trailers geben einige Rätsel auf. Dennoch ist „Skyscraper“ eigentlich der typische Film für eine Sommerüberraschung. Vermutlich wird es keine auf dem Niveau von „San Andreas“, doch mit $36m/$110 kann der Film durchaus als Erfolg verbucht werden.

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Wochenende 29 vom 20. Juli. 2018 – 22 . Juli. 2018 

  • Auch die Damenwelt soll im Juli in den Genuss neuer Kinoware kommen. Es ist ungewöhnlich, dass ein Verleih zwei seiner „Tentpoles“ an aufeinanderfolgenden Wochenenden startet, doch im Fall von „Mamma Mia: Here we go again!“ sollte es nur wenige Zielgruppenüberschneidungen mit dem Beitrag der Vorwoche geben. Genau 10 Jahre ist es nun her, dass „Mamma Mia“ im Schatten von Nolans „The Dark Knight“ zu einem echten Sommerhit wurde. Nicht alle Kritiker waren überzeugt, doch hat man mit der locker-leichten Musicalverfilmung einen Nerv beim Publikum getroffen. Aber mal ernsthaft: Was soll bei diesem Soundtrack schon schiefgehen? Viel geändert hat sich an den Voraussetzungen in den letzten 10 Jahren eigentlich nichts. Das Musical läuft noch immer erfolgreich und tourt neben einigen festen Standorten unbeeindruckt weiter durch ganz Europa. Bis heute haben mehr als 60 Mio Besucher weltweit für mehr als $2 Mrd an Einspiel gesorgt. Da werden mit der Filmfortsetzung noch einmal einige Millionen hinzukommen. Die Onlineaktivität ist sehr erfreulich, die Trailer launig und mit Cher hat man direkt noch eine Scene-Stealerin ins Boot geholt. Da würde es doch mit dem Teufel zugehen, würden nicht noch einmal $35m/$125m in den kleinen, griechischen Hafen schippern.

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  • Es ist zwar erst vier Jahre her, dass Denzel Washington in die Rolle des „Equalizers“ schlüpfte, dennoch fühlt es sich an, als wäre all dies in einer anderen Zeit passiert, in der Washington noch Actionhits im Jahrestakt produzierte. Mittlerweile lässt es der beliebte Oscargewinner eher ruhiger angehen. Mit seinen 63 Jahren, die man ihm wahrlich nicht ansieht, wohl auch nicht verwunderlich. Dennoch entschied er sich ausgerechnet für eine Fortsetzung des Selbstjustiz-Dramas, das den einfachen Namen „The Equalizer 2“ tragen wird. Inhaltlich bewegt man sich nun deutlicher in die Richtung der erfolgreichen „96 Hours“-Reihe und setzt ganz auf Thrill und Action. Dadurch wirkt die Produktion, für die man erneut Actionspezialist Antoine Fuqua gewinnen konnte, aber auch recht austauschbar. Tatsächlich handelt es sich hier um das erste Sequel in der langen Karriere Washingtons. Nun kann er also beweisen, wie es um seine Starpower bestellt ist. Ich glaube, dass vier Jahre einfach zu lange sind und der erste Teil keinen nachhaltigen Eindruck beim Publikum hinterlassen hat. Mit $25m/$70m bliebe also nur der Bronze-Rang im Kampf der Actionkracher im Juli.

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  • Habe ich etwas verpasst? Ist dies das inoffizielle Wochenende der Sequels? Als krönenden Abschluss haben die Verleiher mit „Unfriended: Dark Web“ noch ein klein wenig Horror im Angebot. Hierbei handelt es sich wohl weniger um eine Fortsetzung, als vielmehr um eine Namensleihe, denn gemeinsam haben die beiden Filme nur noch die Tatsache, dass man einer Hand voll junger Erwachsener beim Skypen zuschaut, diesmal aber wohl gänzlich ohne übernatürliche Einflüsse. Wurde das Original seinerzeit noch recht erfolgreich von Universal vermarktet, übernimmt bei der Fortsetzung der Blumhouse zugehörige Verleih BH Tilt, was bisher stets ein Zeichen für wenig Vertrauen war. Von den Trailerklicks sollte man sich nicht verwirren lassen, ich gehe davon aus, dass das Studio wie schon bei „Upgrade“ Werbung für den Film direkt bei Youtube geschaltet hat. Wenn der Verleih sich traut, auch mal mehr als 1500 Kopien in Umlauf zu bringen, dann könnte mit $7m/$20m vielleicht sogar ein Hausrekord fallen.

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Wochenende 30 vom 27. Juli. 2018 – 29 . Juli. 2018 

  • Die Mission: Impossible-Reihe ist für Tom Cruise eine kleine Auferstehungsgeschichte. Eine Karriere schien mit Teil 3 begraben und fand fünf Jahre später, als sich der Mantel des Vergessens über diverse Talkshowauftritte gelegt hatte, erlebte sie mit Teil 4 eine Renaissance. Vollkommen zurecht, denn die Serie kam besser, verrückter und unterhaltsamer als jemals zuvor zurück. Man kann Cruise vieles vorwerfen, aber sicher nicht, dass er nicht alles für seine Projekte gibt. Er ist sich für keinen noch so gefährlichen Stunt zu schade und wer in „Mission Impossible: Fallout“ genau hinschaut, der kann den harten Knochen mit einem gebrochenen Knöchel über ein Hochhausdach humpeln sehen. Für Paramount ist der Actionfilm die letzte verbliebene Hoffnung des Sommers, wobei man sagen muss, dass es auch von Beginn an die einzige war, denn der Verleih hatte außer dem erfreulich erfolgreichen „Book Club“ einfach nicht mehr im Angebot. Ich glaube, dass Paramount sich keine Sorgen machen muss. Die hervorragenden Trailer kamen stets sehr gut beim Publikum an und der Film war die letzten Monate stets im Gespräch und ist heiß erwartet. Es würde mich nicht wundern, wenn mit $75m/$235m das beste Ergebnis der Serie warten würde.

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  • Zu guter Letzt gibt es noch einmal etwas für die Fans von klassischem Zeichentrick. „Teen Titans Go! to the Movies“ ist der Kino-Ableger einer (einst) sehr erfolgreichen Zeichentrickserie, die seit 2013 beim Sender Cartoon Network ausgestrahlt wird. Der Film wirkt wie ein Versuch der Serie, deren Quoten in Staffel 5 zuletzt im Sinkflug waren, neues Leben einzuhauchen. Durch die Verbindung zu DC-Comics, scheint sich das Material auch an einige junggebliebene Erwachsene zu richten. Dass allerdings solch eine laute Fangruppe nicht immer auf einen Kinoerfolg schließen lässt, haben zuletzt die „Bronies“ mit „My Little Pony“ bewiesen. Ich bin ehrlich gesagt ein wenig ratlos, wohin die Reise hier gehen wird. Vielleicht verhelfen die Fans der zahlreichen, beteiligten DC-Helden auch zu mehr als $12m/$30m.

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Das war er, der Juli 2018. Ich sehe keine allzu großen Ausreißer, nicht nach oben, aber erfreulicherweise auch nicht nach unten. Solide Ergebnisse für wirklich fast alle Filme sollten die Studiobosse zufriedenstellen. Sie sollten es auskosten, denn im kommenden Monat müssen sie auf zahlreiche Überraschungen hoffen, ansonsten wird das eine ziemlich triste Angelegenheit. Dazu dann aber mehr im nächsten Box Office FocUS. Bis dahin, allen einen schönen Sommerurlaub.