Jurassic World – Das gefallene Königreich

Ich sag’s ja nur ungern, aber ich bin kein Fußballfan. Während am Sonntag alle gebannt vor dem Fernseher saßen, habe ich u.a. meinen gestrigen Blog-Beitrag verfasst und auf die Geräusche der Nachbarn gelauscht, anhand derer man immer genau wusste, wie das Spiel gerade steht. Als der Jubel ausblieb, dachte ich mir schon, dass es wohl nicht besonders gut läuft …

Anschließend sind Mark G. (der das Spiel verfolgt hat) und ich ins Kino gegangen:

Jurassic World – Das gefallene Königreich

Drei Jahre nach dem tödlichen Desaster im Dinosaurier-Freizeitpark auf Isla Nubla, das zu seiner Schließung führte, ereignet sich eine neue, diesmal noch größere Katastrophe: Ein Vulkanausbruch droht, die Insel und sämtliche Saurier zu vernichten. Claire (Bryce Dallas Howard) möchte die Tiere vor dem erneuten Aussterben bewahren und erhält Unterstützung von dem Milliardär Benjamin Lockwood (James Cromwell) und dessen Bevollmächtigtem Eli Mills (Rafe Spall). Zusammen mit ihrem Ex-Freund Owen, der nur deshalb auf die Insel zurückkehren will, um den von ihm aufgezogenen und trainierten Dinosaurier Blue zu retten, begibt sie sich auf eine gefährliche Mission. Doch schnell stellt sich heraus, dass die größte Bedrohung nicht die Saurier sind …

Schon seit Jurassic Park darf man die Grundidee der Geschichte nicht hinterfragen, denn wenn man einmal damit anfängt, fällt alles in sich zusammen wie ein Soufflé, bei dem man zu früh die Ofentür geöffnet hat. Streng genommen macht es allerdings relativ wenig Sinn, die Dinosaurier in einer aufwändigen und kostenintensiven Aktion von der Insel zu holen, wenn man sie jederzeit im Labor nachzüchten kann. Aber, wie gesagt, am besten, man denkt erst gar nicht darüber nach.

Auch sonst sollte man nicht zu viele Gedanken an die Story verschwenden – die beiden Drehbuchautoren Derek Conolly und Colin Trevorrow haben es schließlich auch nicht getan. Die an sich schon nicht besonders originelle Prämisse, Dinosaurier vor dem Aussterben zu bewahren, indem man sie auf eine Art Arche Noah verfrachtet, bietet immerhin in punkto Action einige Möglichkeiten, die Regisseur J.A. Boyona ziemlich effektiv umsetzt. Der Vulkanausbruch und die Flucht von der Insel sind sehenswert, die digitalen Effekte besser als im vorangegangenen Film.

Leider ist die Geschichte sehr durchschaubar und lässt keinerlei Raum für Überraschungen. Natürlich weiß man als Zuschauer von Anfang an, dass Claires Geldgeber finstere Absichten verfolgen, man kennt Lockwoods Geheimnis, lange bevor es aufgedeckt wird, und man kann an fünf Fingern abzählen, wer gefressen werden wird und wer nicht. Diese Vorhersehbarkeit ist zwar schade, wäre aber nicht weiter schlimm, wenn die Inszenierung wenigstens spannend oder eindrucksvoll wäre, aber davon kann leider keine Rede sein. So bleibt es weitgehend der viel zu lauten und überproduzierten Musik überlassen, die jeweiligen Stimmungen zu vermitteln.

Das größte Manko ist der fehlende Humor und die geradezu sträfliche Vernachlässigung der Figuren, die man im ersten Teil liebgewonnen hat. Weder Claire noch Owen sind so interessant geschildert, dass man sich für ihr weiteres Schicksal erwärmen kann, man erfährt nicht einmal, warum sie sich getrennt haben, dabei böten sich hier unendlich viele Möglichkeiten, der Geschichte etwas Pepp zu verleihen und den Darstellern die Möglichkeit zu geben, etwas aus ihren papierenen Charakteren zu machen. Amüsant ist noch Justice Smith als hemmungslos kreischender Side Kick, er gerät aber schnell aus dem Fokus und hat insgesamt nicht viel zu tun. Und die Bösewichter sind allesamt die reinsten Stereotype.

Alles in allem ist diese Fortsetzung aber keine Katastrophe, die Effekte sind gut, die Hauptdarsteller sympathisch, und irgendwie macht es immer noch Spaß, die Dinos brüllen zu hören. Außerdem bietet das Ende des Films eine interessante Entwicklung, die einen schon wieder neugierig auf den dritten Teil macht, der gerade produziert wird. Wenn man also gerade keine Lust auf Fußball hat, ist dieser Film eine annehmbare Alternative.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.