Finale

Wir sind am Ende – unseres Urlaubs – angelangt.
In den letzten Tagen haben wir nicht mehr allzu viel unternommen, sondern einfach nur das angenehme Wetter genossen, uns ausgeruht (und auch ein bisschen gearbeitet) sowie einige Restaurants besucht. Alles in allem nicht so aufregend, dass es jeweils einen eigenen Beitrag wert gewesen wäre.

Am Sonntag waren wir mit ein paar Freunden in einem unserer liebsten mexikanischen Restaurants, „La Barca“, um noch einmal Ziege zu essen. Im direkten Vergleich muss ich sagen, dass ich die Art, wie sie dort zubereitet wird, lieber mag als in dem kleinen Lokal an der Plaza Mexico. Die Sauce ist geschmackvoller und besteht aus angeblich rund zwanzig unterschiedlichen Zutaten, außerdem bekommt man dazu noch sehr leckere Beilagen. Und die Quesadillas, die wir als Vorspeise hatten, waren ebenfalls vorzüglich.

Viele Gerichte, die ich hier lieben gelernt habe, koche ich übrigens inzwischen auch zu Hause: Tortillasoup, Enchiladas, Slippery Shrimps und anderes. Nur bei der Ziege werde ich wohl passen, denn die leckere Sauce von „La Barqua“ zu kopieren, dürfte meine bescheidenen Kenntnisse wohl überfordern, außerdem wüsste ich nicht mal, wo man in Deutschland Ziegenfleisch bekommen kann. Im Streichelzoo?

Eigentlich waren wir nach diesem köstlichen Mahl schon satt, aber wie Mark G. immer sagt: „There’s always room for dessert.“ Eine Einschätzung, die unsere Freunde unbedingt teilten, weshalb wir zu „Afters“ fuhren, einer Eisdiele, die wir bereits vor anderthalb Jahren getestet und für gut befunden hatten. Was soll ich sagen? Das Eis dort schmeckt immer noch. Was mich aber nach all den Jahren immer noch verblüfft, ist, dass Amerikaner bereit sind, bis zu eine Stunde oder sogar noch länger zu fahren, um essen zu gehen. In Deutschland käme kaum jemand auf diese Idee …

Daran musste ich denken, als ich am Montag sagte: „Ach, lass uns doch mal eben nach Redondo Beach fahren und die Eisdiele ausprobieren, über die ich so viel Gutes gehört habe“. Eine Fahrt von einer knappen halben Stunde. Ein Weg. Aber auch das hat sich gelohnt, denn das Eis bei „Handel’s Homemade Ice Cream & Yoghurt“ ist tatsächlich exzellent. Wenn ich nur an das Himbeer-Trüffel-Eis denke, das ich gegessen habe, möchte ich mich sofort wieder ins Auto setzen.

Am Montag waren wir übrigens auch das erste Mal seit unserer Rückkehr nach L.A. wieder am Strand und sind eine gute Stunde lang spazieren gegangen – was wegen der vielen Eiscreme auch dringend notwendig war. Dienstag war es leider den halben Tag lang bewölkt, so dass wir unseren Ausflug ans Meer aufschieben mussten. Stattdessen waren wir japanisch essen.

Allein in unserer Nachbarschaft gibt es so viele Restaurants, dass die Zeit nicht reicht, auch nur einen Bruchteil davon auszuprobieren. Immerhin haben wir unser kulinarisches Spektrum diesmal um die koreanische Küche erweitert und bei der japanischen mehr als nur Mark G.s geliebtes Chicken Teriyaki ausprobiert. „Tampopo“ ist zwar nur ein winziges Restaurant, bietet aber unglaublich gutes Sushi an, und auch meine koreanisch angehauchten Rippchen sowie Mark G.s Hühnchen waren ausgezeichnet. So viel zu essen und so wenig Zeit!

Nachdem wir hier nun mehrfach asiatisch gegessen haben, denke ich, dass ich ein paar neue, vor allem koreanische Gerichte ausprobieren sollte, wenn ich wieder zu Hause bin. Und weil ich alter Grobmotoriker so schlecht mit Stäbchen umgehen kann, habe ich mir einen schönen Satz derselben aus Edelstahl zugelegt, um ein bisschen damit zu üben, wenn mich niemand sehen kann. Es kann ja nicht sein, dass ich ständig kalten Reis esse (falls ich ihn überhaupt auf die Stäbchen bekomme) oder mein Sushi durchs Restaurant katapultiere.

„Leave your Diet here“, steht übrigens über dem Eingang der Eisdiele „Afters“, und ich schätze, da liegt meine immer noch. In Deutschland sagt man: „Ist die Figur erst ruiniert, schlemmt es sich ganz ungeniert“. Oder so ähnlich. Jedenfalls dachten wir uns, dass es jetzt sowieso schon egal ist, und kehrten nach der Sushi-Orgie in der japanischen Bäckerei „85 Degrees“ ein, um ein paar Kuchenstücke zu organisieren. Für ein bisschen Dessert ist schließlich immer Platz …

Und wer jetzt denkt, einmal muss es ja gut sein mit dem vielen Essen, schließlich ist dies kein Food-Blog, der kennt mich (uns) aber schlecht. Denn der letzte Tag gehört demselben Ritual, mit dem wir unsere La La Land-Urlaube immer einleiten: einem Besuch in der „Cheesecake Factory“. Aber ich werde es kurz machen und nur sagen: Wir hatten dasselbe wie immer, es ist ja schließlich auch ein Ritual, nicht wahr?

Das einzige, das heuer anders war, war der Spaziergang vor dem Essen, denn anstatt am Strand entlang zu laufen, schlenderten wir über den Pier von Redondo Beach. Das ist eine erstaunlich weitläufige Anlage mit zahlreichen Gebäude im Neu-England-Stil, in denen Restaurants, Souvenirshops, aber auch viele Läden mit Anglerbedarf und Ködern untergebracht sind. Auf einer unteren Etage der Anlage gibt es sogar jede Menge Geschäfte, die den Tagesfang unter die Leute bringen. Alles ist in erster Linie ist das Ganze jedoch für Touristen angelegt, aber für diese scheint es noch zu früh im Jahr zu sein, denn es waren kaum Leute da und viele Lokale waren geschlossen.

Danach hieß es dann: Koffer packen! Irgendwie wird mir dann jedes Mal wehmütig ums Herz, auf der anderen Seite freue ich mich aber auch auf zu Hause. Mein Fazit zur Rundreise habe ich ja schon nach unserer Rückkehr nach L.A. gezogen. Allgemein kann ich nur sagen, man kann immer noch wunderbare Urlaube in den USA verbringen, ganz besonders an der (liberalen) Westküste.

Als Tourist muss man sich ja nicht notwendigerweise mit der amerikanischen Politik auseinandersetzen, auch wenn sie einem mitunter ins Auge fällt. Die vielen Obdachlosen, die man überall sieht, lassen sich schlichtweg nicht ignorieren, und auch die auffällige Polizeipräsenz – aus welchen Gründen auch immer – ist nicht zu leugnen. Vor ein paar Tagen blieb beispielsweise ein Streifenwagen ein ganzes Stück hinter uns an der Ampel stehen, obwohl er parallel zu uns hätte aufschließen können, und wir nehmen an, dass er unser texanisches Kennzeichen überprüft hat. Ich bezweifle, dass es das vor einigen Jahren ebenfalls gegeben hätte.

Man kann nicht sagen, wie sich das Land weiter entwickeln wird. Das Leben hier ist für viele Menschen schwerer geworden, und das spürt man teilweise auch. Trotzdem sind die Leute unglaublich freundlich und machen es einem leicht, sich hier wohlzufühlen. Es dürfte wohl keine Überraschung sein, wenn ich sage, dass wir sicherlich wiederkommen werden, aber zu diesem Zeitpunkt habe ich keine Ahnung, wie lange das dauern wird.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Mark G. & Pi Jay in La-La-Land 2018 und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.